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Solothurn
Niederamt
Das Interview mit Pfarrer Wieslaw Reglinski zur Errichtung des Pastoralraums Niederamt.
Wieslaw Reglinski: Es soll sich vorerst gar nicht viel ändern. Es ist ähnlich wie bei der Geburt eines Kindes: Das Kind war auch schon vor der Geburt da. Ebenso erhoffe ich mir, dass die Gläubigen jetzt, wo es sichtbar wird, noch mehr Freude am Projekt bekommen. Ich empfehle allen, das Wachstum dieses Kindes auf der Pastoralraumspalte im Pfarrblatt zu verfolgen.
Generell ist ein Abbau der Gottesdienste nicht geplant. Wir werden aber ab und zu Pastoralraumgottesdienste anbieten, was eine Chance ist, an einem besonderen Gottesdienst in der Nachbargemeinde teilzunehmen. Im September haben beispielsweise etwa 250 Personen am Erntedank-Pastoralraumgottesdienst in Dulliken teilgenommen.
Es gibt eine Spannung zwischen der Erwartung von Einsparungen und dem Wunsch, den Glauben ins Spiel zu bringen. Zurzeit haben wir die finanziellen und personellen Ressourcen für die Gemeindeseelsorge und ich hoffe, dass wir auch neue pastorale Projekte realisieren können wie die Diakonie und die offene Jugendarbeit. Beides gibt es heute in unseren Pfarreien praktisch nicht. Ein Personalabbau ist nicht geplant.
Der Pastoralraum Niederamt ist seit einem Jahr Ausbildungsort für eine angehende Seelsorgerin. Zudem haben wir zwei Seelsorgerinnen, die keine abgeschlossene theologische Ausbildung haben, dafür aber ausgezeichnete Kontakte zu den Menschen. Ich hoffe, dass das auch eine Zukunft der Seelsorge ist.
Weil Kirche Kommunikation ist und Seelsorge ein gemeinschaftliches Spiel. Auch Jassen kann man nicht allein – es braucht mindestens vier dazu (schmunzelt).
Ein Risiko ist, dass man das Einsparen von finanziellen Ressourcen als strategisches Ziel betrachtet. Eine Gefahr könnte auch sein, dass wir es nicht schaffen, das «Gärtchendenken» zu überwinden. Ich wünsche mir, die Zäune abzuschaffen und eine aktive Kultur der Gastfreundschaft und der Begegnung zu pflegen. Wie es im Kirchenlied heisst: «Damit aus Fremden Freunde werden.»
Soweit wir die Zukunft überblicken können – ja. Grund für die Errichtung des Pastoralraums ist nicht die Fusion von Pfarreien, sondern deren Kooperation und Koordination.
Dulliken ist eingeladen, im Zweckverband mitzumachen. Die Kirchgemeinde wird selbst entscheiden, ob sie das will. Ich erwarte jedoch von Dulliken, dass es nicht nur die Feier der Gottesdienste, sondern auch die neuen seelsorgerlichen Projekte im Pastoralraum mitträgt.
Schwerpunkte für 2016 sind die Diakoniearbeit und ein Jugendprojekt: Ich hoffe, dass 30 bis 40 Jugendliche am Weltjugendtreffen mit dem Papst in Krakau teilnehmen werden. Die Realisierung ist schon in Gang, 10 Anmeldungen liegen vor.
Über die Aare werden sicher noch unsichtbare Brücken gebaut. Die Zusammenarbeit der vier Pastoralräume im Gebiet des heutigen Dekanats Olten-Niederamt (entspricht der Amtei Olten-Gösgen – red.) darf noch enger werden. Wir können hier nicht Olten- oder Aarau-, sondern müssen Olten- und Aarau-orientiert sein. In der Seelsorge wollen wir sowohl die Kantonsgrenzen wie auch die konfessionellen Grenzen zu den Reformierten und Christkatholiken überschreiten, aber auch den interreligiösen Dialog pflegen.
Wieslaw Reglinski: Bischof Felix sagte uns kürzlich, er sei zuversichtlich, dass er bei seiner Pensionierung noch die Kathedrale in Solothurn haben werde. Aber er hat uns nicht versprochen, dass wir alle dann unsere Kirchen noch haben dürfen. Das Wichtigste ist die menschenfreundliche Seelsorge, die Infrastruktur kommt erst an zweiter Stelle. Wir brauchen keine schönen, warmen, aber leeren Kirchen. In meiner Zeit als Pfarrer in Huttwil haben wir die zweite Kirche der Gemeinde, diejenige in Sumiswald, an die Freie Evangelische Gemeinde (FEG) verkauft. Ich habe selbst die Feier der Profanierung vorgenommen. Es war aber eigentlich gar keine Profanierung, denn die Kirche wird ja weiterhin von einer christlichen Gemeinschaft genutzt. Bei uns waren manchmal 5 Personen in der Kirche, bei der FEG sind es nun 200.