Mit dem Erdhaus steht in Lostorf eine architektonisch aussergewöhnliche Liegenschaft zum Verkauf. Das 1996 erbaute Haus ist Gegenwärtig zu einem Preis von 2,3 Millionen Franken ausgeschrieben.
Mit seiner sanft geschwungenen welligen Form und der grobkörnigen weissen Fassade erinnert es an fest gewordene Schaumkronen: Das Erdhaus, das sich in Lostorf am Fusse der Rebenflue an den Hang schmiegt, ist eine architektonische Besonderheit. Es ist eines von rund 40 Erdhäusern, die der Architekt Peter Vetsch entworfen hat (siehe Kontext unten). Typisch für Vetschs Entwürfe sind die höhlenartige Gestaltung des Innenraums und die Bedeckung der Aussenkonstruktion mit einer Erdschicht. Wegen dem Pflanzbewuchs und den fliessenden Formen wirken die Erdhäuser, als seien sie organisch aus dem Terrain herausgewachsen.
Erdhäuser tragen ihren Namen wegen der isolierenden Erdüberdeckung. Die ersten Erdhäuser wurden Ende der 1970er Jahre erbaut. Als Pionier gilt der Architekt Peter Vetsch (*1943). Allein in der Schweiz hat er rund 40 Erdhäuser entworfen, weltweit sollen es über 90 sein. Die von Vetsch favorisierte Spritzbetontechnik ermgöglicht organisch wirkende Gebäudehüllen. Der grosse Vorteil der Erdhäuser gegenüber konventionellen Bauten liegt im natürlichen Temperaturausgleich: Im Sommer bleibt es angenehm kühl, im Winter wohlig warm. Nebst dem guten Wohnklima punktet das Erdhaus durch Einsparungen im Energiebereich. Die luftdichte Isolation hat aber nicht nur Vorzüge: So soll Schimmelbildung ein häufiges Problem sein.
Jedes Erdhaus ist ein Einzelstück. Es wird der gegebenen Topografie angepasst, sodass es sich optimal in die Umgebung einfügt. Die Gestaltung der Innenräume geschieht nach den individuellen Präferenzen der Auftraggeber. Liebhaber unkonventioneller Bauten sollten daher zugreifen: Das 1996 erbaute Erdhaus in Lostorf steht nämlich zum Verkauf. Gegenwärtig ist es zu einem Preis von 2,3 Mio. Franken ausgeschrieben.
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Wie der jetzige Eigentümer René Haeberli auf Anfrage erklärt, möchte er sich altershalber von der Liegenschaft trennen. Er hat das Erdhaus neun Jahre lang bewohnt und schätzt das besondere Wohngefühl: «Es ist, als befände man sich im Mutterleib!» Vermittelt wird dieser Eindruck durch die gewölbten Innenwände: Alles ist abgerundet, es gibt nur sanfte Wölbungen und Einbuchtungen, nirgendwo steht eine gerade Wand. Ebenso fehlen Ecken, Kanten und rechte Winkel. Die einzelnen Wohnbereiche sind nicht voneinander abgetrennt, sondern fliessen ineinander über. Die hohen Decken vermitteln ein lichtes Raumgefühl. Die gesamte Fensterfront ist nach Süden ausgerichtet, Oberlichter sorgen für zusätzliches Tageslicht.
Zugluft gibt es im Erdhaus keine, da es in den Hang gebaut und durch eine dicke Erdschicht umgeben ist. Beheizt wird das Haus durch ein Umluftheizsystem. Die Energieaufwendungen seien aufgrund der guten Isolierung vergleichsweise gering, erklärt Haeberli einen der Vorzüge des Erdhauses. Schimmelbildung sei bislang kein Thema gewesen. Überhaupt sei der Unterhalt des Gebäudes unkompliziert, sagt der aktuelle Besitzer. Aufwand bereite eher die Pflege des weitläufigen Umschwunges, zu dem nebst dem Magerrasen über dem Haus noch rund 40 Aren Mischwald gehören. Aber der schonende Umgang mit der naturnahen Umgebung des Erdhauses lohnt sich: Wie Haeberli erzählt, hat er auf seinem Grundstück schon Trüffel gefunden. Unter der Erde schlummern offenbar nicht nur architektonische Leckerbissen.