Vor vier Jahren wurde bekannt, dass der Oberbau des Winznauer Stauwehrs abgerissen werden soll – 2017 steht er noch immer. Das Einsturzrisiko ist zu gross, aber der Abriss verzögert sich.
96 Jahre trotzte die Brücke des Winznauer Wehrs Wind und Wetter. Nun muss sie abgerissen werden: zu gross das Risiko eines Einsturzes bei einem starken Erdbeben. So jedenfalls lautete die Erkenntnis vor vier Jahren. Mittlerweile feiert das Wehr seinen 100. Geburtstag und die Brücke steht noch immer. Fahren demnächst die Bagger vor und machen die Brücke dem Erdboden gleich? Oder bleibt sie doch erhalten?
Weder noch, lautet vorerst die Devise. Die Alpiq Hydro Aare AG, welcher das Wehr gehört, befindet sich seit 2013 in Konzessionsverhandlungen mit den zuständigen Behörden, wie Sabine Labonte, Mediensprecherin der Alpiq, auf Anfrage erklärt. «Die Verhandlungen sind weit fortgeschritten», führt sie aus.
Aufgrund von Erfahrungen mit Hochwasserereignissen wurde im Jahr 2013 das Bundesgesetz über die Stauanlagen, im Volksmund Stauanlagengesetz genannt, verschärft. Damit war das Todesurteil für den Oberbau des Winznauer Wehrs gefällt. Denn der relativ hoch liegende Schwerpunkt des Stauwehrs in Winznau stellt ein massives Problem dar, falls es zu einem schweren Erdbeben kommen würde.
Bereits damals wurde festgelegt, dass eine Sanierung des Wehrs notwendig ist und den Rückbau der Wehrbrücke mit sich bringt. Das Stauwehr wird also saniert und der Oberbau mit der Brücke abgerissen, damit die Erdbebensicherheit gewährleistet werden kann.
Kostenpunkt: 60 Millionen Franken. Rund die Hälfte davon wird in die Wasserkraft investiert, die anderen rund 30 Millionen werden für Arbeiten rund um das Wehr aufgewendet. Dazu gehören zum Beispiel auch Zusatzmassnahmen, welche die Fischwanderung verbessern. «Eine solche Sanierung ist indes nur sinnvoll, wenn das Wehr noch eine bestimmte Anzahl an Jahren genutzt werden kann», erklärt Sabine Labonte.
Die Konzessionsbewilligung für die Nutzung der Aarestrecke von Aarburg bis Schönenwerd, in welche auch das Winznauer Stauwehr fällt, läuft 2027 aus. Weil diese zusätzlichen zehn Jahre nicht ausreichen, damit sich eine Sanierung für 60 Millionen Franken lohnt, wurde bei den zuständigen Behörden eine vorzeitige Konzessionsverlängerung beantragt.
Die Aare durchläuft auf der Strecke von Aarburg bis Schönenwerd ebenso Teile des Kantons Aargau als auch des Kantons Solothurn. Aus diesem Grund müssen die Kantone die Konzessionserneuerung gemeinsam erteilen. Die Federführung obliegt dem Kanton Solothurn, weil 93 Prozent von besagter Aarestrecke in seinem Hoheitsgebiet liegen.
Verfahrenstechnisch bedeutet dies Folgendes: «Das Geschäft wird vom Solothurner Bau- und Justizdepartement vorbereitet. Anschliessend geht es vor den Regierungsrat, welcher das Geschäft zuhanden des Kantonsrates verabschiedet. Dieser beschliesst dann die eigentliche Erteilung der Konzession», erklärt Christoph Dietschi vom Amt für Umwelt. Er ist zuständig für Wasserkraftkonzessionen im Kanton Solothurn und stellvertretender Leiter der Abteilung Wasserbau.
Im Kanton Aargau sind die Zuständigkeiten etwas anders geregelt: Dort erteilt der Regierungsrat die Konzessionen selbst. «Die Idee ist eine gemeinsame Konzessionsurkunde, welche von beiden zuständigen Behörden unterschrieben wird», führt Christoph Dietschi aus.
Laut der Alpiq Hydro Aare AG kann das Wehr, wenn die Konzession erteilt wird, 70 weitere Jahre, also bis im Jahr 2097, laufen. Weiter geht Alpiq Hydro davon aus, dass die Detailplanungen zur Wehrsanierung aufgenommen werden können, falls die Konzession im nächsten Jahr erteilt wird. Im Anschluss sollen Sanierung und Abbruch des Wehrs in verschiedenen Etappen in Angriff genommen werden. Insgesamt verteilen sich die Arbeiten auf fünf Jahre.