Für den neuen Kantonsratspräsidenten Urs Huber gab es am Mittwochabend in der Mehrzweckhalle von Obergösgen eine lockere Feier.
Ehre für die SP, Ehre für Obergösgen, Ehre für Urs Huber: 27 Jahre nach seiner ersten Wahl in den Kantonsrat (1989) hat er es auf den Präsidentenstuhl im Solothurner Kantonsparlament geschafft. Und das mit beispiellosen 96 von 96 Stimmen.
Links und Rechts trauen ihm also zu, die Volksvertretung unparteiisch zu führen und den Kanton Solothurn würdig zu repräsentieren. Ihm, dem volkstümlichen Linken, der im Kantonsrat liebend gerne mal von der Linie der SP-Fraktion ausschert.
Weil er dem Mainstream und allen Expertenmeinungen gründlich misstraut. Noch heute gilt Huber – Landammann Roland Fürst erinnerte in seiner Rede daran – als «WoV-Muffel», das heisst als Gegner der sogenannten Wirkungsorientierten Verwaltungsführung. «Er wird kein Sesselfurzer sein», prophezeite Fürst zu Hubers Präsidialjahr.
Eine Minderheitsposition einzunehmen, ist Urs Huber in seinem langen Politleben gewohnt. So gehörte er im Niederamt von Anfang an zu den unermüdlichen Gegnern der Atomenergie und präsidiert auch heute den Verein Niederamt ohne Endlager (NoE). Politisch mag Huber in vielem ein Aussenseiter sein, heute ist er respektiert. Weil er sich über lange Jahre als gradlinig, eigenständig und unbestechlich erwiesen hat, zollen ihm heute Freud und Feind Respekt.
Trotz – oder auch wegen – der langen Politkarriere ist Urs Huber stark verbunden geblieben mit seinem Umfeld, in Obergösgen und weit darüber hinaus. Typisch für Huber: Vor der traditionellen Kantonsratspräsidentenfeier für die geladenen Gäste aus nah und fern lud er die Dorfbevölkerung zu einem Apéro in der Turnhalle Kleinfeld. Überhaupt ist der 55-Jährige so etwas wie ein Berufsobergösger: Mitglied der Finanzkommission der Einwohnergemeinde, Mitglied der Rechnungsprüfungskommission der Bürgergemeinde, Vizepräsident der Kirchgemeinde.
Hubers Frau Mina, die er als «Spätberufener» im Juni dieses Jahres geheiratet hatte, stammt zwar aus Marokko. Zur Heirat qualifizierte sie aber etwas anderes: Dass sie ansonsten immer in Obergösgen gewohnt hatte ...
Das OK seiner Präsidentenfeier bildete Huber zusammen mit Peter Frei und Peter Kyburz: Zusammen waren sie einst zur Schule gegangen, heute sind sie Präsidenten der drei Ortsparteien FDP, CVP und SP. Viel Stolz auf Obergösgen sprach aus Hubers eigener Dankesrede am Schluss, viel Stolz auf Urs Huber aus Gemeindepräsident Christoph Kunz’ Begrüssung der Gäste in der Mehrzweckhalle.
Auf Schritt und Tritt prägten Hubers Eigenheiten auch die Beiträge an seiner Feier. Der abtretende Kantonsratspräsident Albert Studer (SVP, Hägendorf) meinte, er habe Huber in seinem Amtsjahr in Sachen Bekleidung unterrichtet: «Am Anfang trug er Strickjacken, später tatsächlich mal ein weisses Hemd.» Nur zur Krawatte habe er ihn noch nicht bewegen können. Folgerichtig überreichte SVP-Fraktionschef Christian Werner (Olten) dem neuen Ratspräsidenten eine Krawatte.
SP-Fraktionschef Markus Ammann liess Hubers «stachligen Widerstandsgeist» nicht unerwähnt, rühmte aber seine Voten: «Einfach gestrickt, immer gewürzt mit einer Prise Humor.» Manchmal kann sich Huber beim Reden auch verheddern, wie Michael Ochsenbein (CVP, Luterbach) mit dem «AK-Heim von Fessenweh» anschaulich machte. Von FDP-Fraktionschef Peter Hodel (Schönenwerd) erhielt der Bahngewerkschafter und ÖV-Freak Huber ein veritables Stück Bahngleis aus der Strecke Olten–Aarau, und Grünen-Fraktionschefin Barbara Wyss (Solothurn) adelte den originellen Ratskollegen mit dem einzig angemessenen Preis: Mit dem «Huber».
Als Moderatoren der Feier wirkte das Duo Strohmann-Kauz, und als musikalischer Leckerbissen wurde den Gästen das Trio Mattermania mit seinen saftigen Adaptionen von Mani-Matter-Liedern serviert. Das passte ebenso zu Urs Huber wie die vielen Mitwirkenden aus Obergösgen und der Region, von der Musikgesellschaft über den Kochclub Breuseler bis zur Guggenmusik Chüelturmschränzer, die den bombastischen Schlusspunkt setzte.