Die Geschwister Sarah und Dominic Obrist aus Schönenwerd fahren Ende Juli an die Einrad-EM in Holland.
Sarah, die ältere der beiden Geschwister, hält aktuell drei Schweizerrekorde im Einradfahren inne: Im 100-Meter-, im 200-Meter- und im 400-Meter-Rennen ist die 16-Jährige schneller als alle anderen Schweizer Einradfahrerinnen. Ihr Bruder Dominic, der 11 Jahre alt ist, fährt seit drei Jahren Einrad und steht seiner Schwester in nichts nach: Auch er ist bereits Mitglied der Schweizer Nachwuchs-Einrad-Hockey-Nationalmannschaft.
An der Einrad-WM 2016 in San Sebastian holte der Einradclub Gretzenbach mit 13 Teilnehmenden 22 Medaillen, darunter einen Weltmeistertitel für Mirjam Lips, Däniken.
Angefangen hat die Leidenschaft bei den Geschwistern in den Sommerferien auf einem Campingplatz. Die dort Einrad fahrenden Mädchen haben die damals 8-jährige Sarah dermassen beeindruckt, dass auch sie sich auf das eigenwillige Gefährt wagen wollte. Schnell wurde aus den ersten Versuchen mehr und die Mitgliedschaft im Einradclub Gretzenbach war Tatsache. «Wir haben Glück, dass es in unserer direkten Umgebung einen solchen Club gibt», ist sich auch Mutter Jolanda Obrist bewusst.
Mittlerweile übt Sarah vier verschiedene Disziplinen aus: Einradhockey, Uphill, Downhill, Bahnrennen. Nur Freestyle fährt sie nicht so oft. Sie sagt denn auch, es sei die Vielseitigkeit am Einradfahren, die sie so fasziniere. Bruder Dominic sitzt daneben am heimischen Küchentisch und nickt. «Ich fahre alles ausser Downhill», fügt er stolz hinzu.
Schwierig sei das Einradfahren vor allem am Anfang, sind sich die beiden Geschwister einig. Man habe halt kein Gleichgewicht und falle oft hin, meint Sarah schulterzuckend und ergänzt: «Aber schwer verletzt habe ich mich noch nie.» Sie ist sich sicher: «Jeder kann Einrad fahren. Man braucht halt genug Ehrgeiz.» Ihre liebste Disziplin ist das Einradhockey. Auch Dominic gefällt das Spiel mit Hockeystock und Tennisball am besten. «Wegen dem Teamgeist», wie er sagt.
Im Keller des Familienheims in Schönenwerd lagern 14 verschiedene Einräder. Fast jede Disziplin braucht ein anderes Rad. Das Hockey-Rad ist kleiner, «so ist man wendiger», erklärt Dominic. Das Rad für die Bahnrennen ist dünn, jenes für Uphill- und Downhill-Rennen ist breit. Eigentlich so wie beim «normalen» Velo.
Nun fahren die beiden, gemeinsam mit ihren Eltern und dem ältesten Bruder, an die Einrad-Europameisterschaften in Holland (28. Juli bis 6. August). Nach ihren Erwartungen gefragt, winken beide schmunzelnd ab. Weder für Sarah, noch für Dominic ist es das erste internationale Kräftemessen. Sarah Obrist nahm bereits an je zwei Europa- und Weltmeisterschaften teil. Bruder Dominic bringt es auf je eine Teilnahme.
Da drängt sich die Frage auf, ob ein solches Ereignis denn noch ein Spezielles sei. «Ja», meinen die beiden unisono. «Es ist immer speziell», sagt Dominik. «Die Turniere sind stets unterschiedlich organisiert und finden in einer anderen Umgebung statt», fügt Sarah hinzu. Spass mache vor allem der internationale Vergleich. «Es ist immer toll, die Sportler der anderen Länder fahren zu sehen», findet Sarah.
Sarah und Dominic sind nicht die Einzigen vom EC Gretzenbach, die nach Holland fahren. Noch knapp zehn weitere Einradfahrer und Einradfahrerinnen werden an der Europameisterschaft teilnehmen.
Damit sie sich ihre Reise finanzieren können, haben sie ein Finanzierungsprojekt im Internet gestartet. Crowdfunding nennt man das. Jemand stellt sein Projekt vor und bittet die Internet-User um einen Zustupf dafür. Im Gegenzug muss der Geldempfänger eine bestimmte Leistung erbringen. Wer 50 Franken spendet, erhält eine unterschriebene Startnummer von Sarah und Dominic. Wer 500 Franken ins Kässeli gibt, darf mit der ganzen Firma ein Probetraining absolvieren. Budgetiert haben die beiden Teenager Kosten von 2000 Franken. Via Crowdfunding zusammengekommen sind 2500.
Vor allem Sarah hat ihre Ziele für die Europameisterschaft hochgesteckt: Sie möchte im 100-Meter-Rennen unter die ersten fünf kommen, in den anderen Disziplinen unter die ersten zehn. Zu den bereits erwähnten Disziplinen kommen an der EM «Crosscountry» und ein Hindernislauf hinzu. «Ich möchte möglichst gute Zeiten fahren», gibt Dominic Obrist preis.