Die Katholischen Kichgemeinden der bezirke Olten, Gösgen und Gäu planen ein Projekt für eine kirchlichen Sozialberatung im unteren Kantonsteil.
Sollen die Kirchgemeinden im unteren Kantonsteil eine eigene Sozialberatung anbieten? Mit diesem Projekt befassten sich an einer Tagung vom Samstag in Dulliken rund 50 Personen aus römisch-katholischen Kirchgemeinden der Bezirke Olten, Gösgen und Gäu. Mit dabei waren Vertreter der kantonalen Synode, darunter der Synodepräsident Kurt von Arx (Egerkingen). Den Anstoss zu diesem Vorhaben hatte Mitte 2015 die Kirchgemeinde Olten gegeben. Der Synodalrat nahm den Ball auf und setzte eine Projektgruppe ein.
Im Rahmen einer Bedarfserhebung vor allem bei sozialen Institutionen bejahten von 20 befragten Stellen deren 19 die Notwendigkeit einer kirchlichen Sozialberatung, teilte Maria Bötschi, Leiterin der Fachstelle Diakonie und Soziale Arbeit der Synode, den Anwesenden mit. «Es gibt bereits viele Angebote, aber die Hilfesuchenden wissen oft nicht, wohin sie sich mit ihrem Problem wenden sollen», fasste sie die Stellungnahmen zusammen. Die bestehenden Beratungsstellen der Sozialregionen hätten oft nur knappe Zeitressourcen oder seien zu hochschwellig. Unbestritten war in Dulliken der Grundsatz: Die kirchliche Sozialberatung soll die staatliche nicht ersetzen, sondern ergänzen. Und: Sie soll niederschwellig sein, also einfach und unkompliziert zugänglich.
3,5 Prozent beträgt im Kanton Solothurn der Anteil der von der Sozialhilfe abhängigen Personen, teilte Regula Kuhn, Geschäftsführerin der Caritas Solothurn, mit. Nach der Statistik von 2015 waren das 11'230 Personen, ein Drittel davon Kinder und Jugendliche. In den Bezirken Olten und Gösgen ist der Anteil der Sozialhilfeabhängigen mit 4,5 und 4,6 Prozent höher als im kantonalen Durchschnitt. Als armutsgefährdet gelten im Kanton Solothurn rund 45'900 Personen (17 Prozent der Bevölkerung).
Was das in der Praxis heissen könnte, zeigte Lydia Weiss vom Kirchlichen Regionalen Sozialdienst (KRSD) Aargau-West in Oftringen. Dort besteht das Angebot seit fünf Jahren im Auftrag der römisch-katholischen Kirchgemeinden von Aarburg, Oftringen, Rothrist, Zofingen und fünf weiteren Ortschaften.
Zwei Sozialarbeiterinnen und eine Praktikantin mit einem Pensum von insgesamt 140 Prozent bieten auf ihrer zentral gelegenen Stelle in Oftringen Sozial- und Schuldenberatung, sie initiieren und begleiten Projekte, betreiben Öffentlichkeits- und Sensibilisierungsarbeit (auch in Gottesdiensten) und vernetzen die bestehenden Dienstleistungen, etwa von Freiwilligengruppen in den Gemeinden. «70 Prozent unserer Klientel sind nicht Sozialhilfebezüger», teilte Lydia Weiss mit und meinte: «Oft ist ein Anliegen schon nach einem Gespräch erfüllt und erledigt.»
Kirchliche Regionale Sozialdienste gibt es im ganzen Kanton Aargau, aber auch im oberen Kantonsteil von Solothurn. «Bei uns würden die Kirchgemeinden unseren extrem niederschwelligen Sozialdienst nicht mehr hergeben», bestätigte Luzia Wälti von der Kirchenpflege Aarburg-Rothrist.
In der Region Olten könnte die Caritas Solothurn einen solchen Sozialdienst anbieten. Ausser in Olten könnten Sprechstunden in der Region, etwa in Schönenwerd, durchgeführt werden. Für die Kirchgemeinden stellt sich die Frage nach der Finanzierung. Die anwesenden Kirchgemeindepräsidenten schlugen vor, ihre bereits bestehenden Angebote in den Pastoralräumen Olten-Trimbach-Hauenstein-Ifenthal-Wisen (70 Prozent) und Niederamt (35 Prozent) zusammenzulegen. Die kantonale Synode würde 30 000 Franken beisteuern.
Würden sich weitere Pastoralräume in Gösgen, Untergäu und Gäu beteiligen, läge das angestrebte Pensum in der Grössenordnung von etwa 150 Prozent im Bereich des Möglichen. Erwünscht wäre von katholischer Seite die Beteiligung der reformierten Kirchgemeinden im Sinne einer ökumenischen Sozialberatung.
Die Projektgruppe gibt sich nun ein Jahr Zeit, um ein Konzept auszuarbeiten. Dieses soll im April 2018 vorgestellt werden.