Die Offene Jugendarbeit im unteren Niederamt (OJUN) wird künftig nur noch von drei Gemeinden getragen. Gretzenbach, Schönenwerd und Eppenberg-Wöschnau haben dem neuen Zusammenarbeitsvertrag zugestimmt.
Die Traktandenlisten der Budgetgemeindeversammlungen von Schönenwerd, Gretzenbach und Eppenberg-Wöschnau in den vergangenen Wochen hatten eines gemeinsam: «Genehmigung der Zusammenarbeitsvereinbarung der Offenen Jugendarbeit im unteren Niederamt (OJUN)» – so oder ähnlich lautete die Vorlage, welche von Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern in allen drei Gemeinden mehr oder weniger diskussionslos durchgewunken wurde.
Was verbirgt sich dahinter? Die 2010 ins Leben gerufene OJUN wurde anfangs noch von fünf Gemeinden getragen. Neben den eingangs erwähnten waren anfangs auch noch Niedergösgen und Däniken mit an Bord. Niedergösgen verabschiedete sich jedoch noch während der Pilotphase wieder aus dem Projekt. 2015 gab auch Däniken den Ausstieg per Ende 2017 bekannt. Dies als eine von mehreren Sparmassnahmen, welche der damalige Gemeinderat aufgrund der Mehrbelastung durch die Einführung des neuen Finanz- und Lastenausgleichs ergriffen hat.
Doch auch andere Faktoren spielten eine Rolle: Mit dem Umzug des Jugendtreffs von Gretzenbach nach Schönenwerd war die Zahl der Däniker Jugendlichen im Treff gesunken. Nur noch wenige Schülerinnen und Schüler hätten diesen aufgesucht, hiess es. Und schliesslich störte man auch daran, dass Niedergösgen sich nicht mehr am Projekt beteiligte, obwohl von dort weit mehr Jugendliche den Treff aufsuchten.
Dänikens Austritt hatte zur Folge, dass die verbleibenden drei Gemeinden die Zusammenarbeit neu unter sich regeln mussten. Sie standen vor der Wahl: Das Angebot beibehalten und die Kostenbeteiligung erhöhen oder die Kosten beibehalten und das Angebot reduzieren. Man entschied sich für Letzteres. War die Offene Jugendarbeit bisher mit 120 Stellenprozenten ausgestattet, sind es ab kommendem Jahr noch 100. Dass einer der beiden Jugendarbeiter ohnehin auf Ende Jahr gekündigt hat, erleichtert die Umstellung.
Künftig werden sich ein Jugendarbeiter und eine Jugendarbeiterin die Stelle zu je 50 Prozent teilen, wie Johannes Brons, Präsident der Regionalen Jugendkommission (RJK) erklärt. Die RJK führt und beaufsichtigt die OJUN. Gretzenbach als Leitgemeinde kümmert sich um administrative Belange. Die Kosten für die Trägergemeinden bleiben bei 126'650 Franken pro Jahr oder umgerechnet 15,80 Franken je Einwohner. Nach Investitionen während der Startphase konnte das Budget in den vergangenen Jahren stets unterschritten werden.
Die Offene Jugendarbeit bietet Jugendlichen eine Anlaufstelle für ihre Anliegen und Probleme. Sie ist aber auch eine Kontaktstelle für Einwohner und Behörden im Umgang mit Jugendlichen. Ziel ist es, die Jugendlichen im Gemeindewesen zu integrieren und zu einer konstruktiven Teilnahme zu bewegen.
Die Aktivitäten und Angebote sollen sich an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientieren, ohne dabei andere Angebote (z. Bsp. Vereine) zu konkurrenzieren. Die OJUN unterhält in Schönenwerd einen zentralen Jugendtreff, sucht aber Jugendlichen auch aktiv auf. Sie bietet zudem attraktive Veranstaltungen – viele davon in Partnerschaft mit der Jugendarbeit Aarau (Jara). (cze)
RJK-Präsident Brons schliesst nicht aus, dass die Pensenreduktion zu verkürzten Öffnungszeiten des Jugendtreffs führen wird. Mit Sicherheit wird sie aber Auswirkungen auf die Präsenz der Jugendarbeiter haben. In Zukunft werde wohl häufiger nur jeweils eine Person als Ansprechpartner vor Ort sein.
Sicher ist, dass Jugendliche aus den nicht zugehörigen Gemeinden künftig von bestimmten Angeboten ausgeschlossen sind. Das sind hauptsächlich jene Dienste und Programme, welche die OJUN in Partnerschaft mit der Jugendarbeit Aarau (Jara) anbietet. Ist es möglich, dass diesen Jugendlichen am Ende sogar der Zutritt zum Jugendtreff in Schönenwerd verwehrt bleibt? «Schlussendlich ja», sagt Brons. Denn es könne nicht sein, dass nur drei Gemeinden zahlen und die anderen profitieren.
Doch soweit muss es nicht kommen. Die neue Zusammenarbeitsvereinbarung, die am 1. Januar in Kraft tritt, beinhaltet einen Passus über Dienstleistungen an Dritte: «Die Regionale Jugendkommission kann weitere Dienstleistungen an Dritte anbieten, sofern diese mindestens kostendeckend sind», heisst es da. Das bedeutet: Gemeinden wie Däniken oder Niedergösgen könnten künftig zur Kasse gebeten werden. Wie eine solche Abgeltung aussehen könnte, steht derzeit noch nicht fest.
Aber man werde Gemeinden wie Däniken dann vielleicht einfach mal eine Rechnung schicken», sagt Brons. Dass sich kaum Jugendliche aus dieser Gemeinde im Treff aufhielten, sei übrigens falsch. «Wir kennen die Jugendlichen und führen Statistik.» Diese Zahlen stelle man den Gemeinden auch zu. Allerdings schwanken Besucherzahlen und auch deren Herkunft laut Brons von Jahrgang zu Jahrgang oft deutlich. Er betont, dass die Türen auch nach einem Austritt nicht verschlossen seien. Wichtig sei, mit allen Gemeinden im Gespräch zu bleiben.
In Däniken, wo mittlerweile ein neuer Gemeinderat am Ruder ist, will man sich demnächst daran machen, einen 2015 mit dem Ausstieg gefassten Entscheid umzusetzen: Von den rund 40'000 Franken, welche die Gemeinde nun einspart, soll die Hälfte in eigene Jugendförderungsprojekte im Dorf investiert werden. Welche das sein werden, will der Gemeinderat im März in einem Workshop bestimmen.