Winznau
«In dieses Lokal gehört ein lokales Bier»: In der Braui 47Grad Nord ist Bierbrauen Frauensache

Die Braui Winznau hat zwei neue Brauerinnen: Linda Winz und Sabine Eleganti.

Rahel Bühler
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 Sabine Eleganti (links) und Linda Winz ziehen das Malz (im oberen Kessel) aus der Bierwürze im unteren Kessel.
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Braui 47° Nord, Winznau
 Sabine Eleganti (links) und Linda Winz ziehen das Malz (im oberen Kessel) aus der Bierwürze im unteren Kessel.
Braui 47° Nord, Winznau
 Der rechte Kessel füllt sich langsam.
 Linda Winz (links) und Sabine Eleganti pumpen die Bierwürze vom linken in den rechten Kessel.
 Bierwürze beim Abpumpen.
 Sabine Eleganti (links) und Linda Winz ziehen das Malz (im oberen Kessel) aus der Bierwürze im unteren Kessel.
 Das übrig gebliebene Malz, das zum Brot backen oder als Tierfutter verwendet werden kann.

Sabine Eleganti (links) und Linda Winz ziehen das Malz (im oberen Kessel) aus der Bierwürze im unteren Kessel.

Remo Fröchlicher

Es braut sich was zusammen an der Oltnerstrasse 4 in Winznau. Es wird nämlich wieder Bier hergestellt. Und zwar von Linda Winz und Sabine Eleganti. Die beiden Schwägerinnen aus Lostorf respektive Obergösgen haben die 47Grad Nord Brauerei Guldibräu von Andrea und Heinz Guldimann übernommen und nennen sie fortan schlicht Braui 47Grad Nord.

Angefangen hat die Herausforderung letzten November. «Damals habe ich vernommen, dass die Guldibräu Brauerei ihre Tore schliessen wird», blickt Linda Winz zurück. «Ich habe schon immer damit geliebäugelt, ein kleines Lokal zu führen», gibt die 52-Jährige preis, «für mich war aber stets klar, dass ich dies nicht alleine ausrichten könnte.» So ist Schwägerin Sabine Eleganti dazugestossen.

Zuerst ging es nur um das Lokal. Dann haben die beiden Frauen aber entschieden, dass sie auch das Bier und damit das Brauen übernehmen wollen. «In dieses Lokal gehört ein lokales Bier», hebt Winz hervor. So hat der bisherige Betreiber, Heinz Guldimann, die beiden seit Anfang März im Eiltempo in die Kunst des Bierbrauens eingeführt. «Wir haben quasi eine verkürzte Lehre gemacht», scherzt Winz. Die beiden Brauerinnen benützen demnach die gleichen Rezepte, die Heinz Guldimann entwickelt hat, und produzieren auch die gleichen Biere.

Brauerinnen mit Visionen

«Bis man alle Vorgänge verstanden hat, braucht es viel Zeit», weiss Winz und sagt, es müsse sich halt auch alles zuerst einmal einspielen. Was sich bereits eingespielt hat, ist die Arbeitsaufteilung. «Linda ist die Braumeisterin, ich helfe ihr dabei und kümmere mich um Hintergrundarbeit wie die Homepage oder das Drucken der T-Shirts», sagt die 56-jährige Sabine Eleganti. Linda Winz ergänzt: «So nutzen wir unsere individuellen Stärken aus.»
Den Prozess des Einmaischens nennen beide Frauen als ihre Lieblingsbeschäftigung beim Brauen. Dabei wird das bereits geschrotete (zerdrückte) Malz in einem Sudkessel mit heissem Wasser vermischt, und es entsteht Maische.

Als das Faszinierende am Bierbrauen beschreibt Linda Winz den Prozess des Getreide-Kochens. «Ich finde es spannend, wie daraus ein alkoholhaltiges Getränk entsteht und welche Düfte sich dabei entwickeln.» Sabine Eleganti nickt zustimmend. Es liegt denn auch ein leicht süsslicher Duft in der Luft, der sich verstärkt, je näher man dem Sudkessel im hinteren Teil der Brauerei kommt. Das sei der Getreidezucker, heisst es. Seit sechs Uhr in der Früh sind die beiden Frauen am Brauen. Im Moment geht der Prozess des Abläuterns vonstatten. Dabei wird die sogenannte Bierwürze (Flüssigkeit, die beim Einmaischen entsteht) vom Malz getrennt. Das Malz sinkt nach unten und übrig bleibt die Bierwürze.

Bislang haben die Winznauer Brauerinnen zwei Sorten hergestellt: ein helles und ein dunkles Bier. An diesem Morgen versuchen sie sich erstmals an der dritten Sorte, dem IPA (ein hopfiges Bier mit stärkerem Alkoholgehalt), das ab September erhältlich sein wird. Die drei Sorten unterscheiden sich durch verschiedene Malz- und Hopfenzusammensetzungen. Und: Das IPA wird beim Brauen bei höheren Temperaturen gekocht.

Weil jede Flasche Bier handwerklich hergestellt wird, und es sich nicht um Industrieprodukte handelt, gibt es Differenzen von Flasche zu Flasche. «Das Bier ist, wie's ist», sagt die 52-jährige Braumeisterin Winz. Jedes kann also leicht anders schmecken als das andere. Dadurch unterscheidet sich auch der Alkoholgehalt. «Nach jedem Brauvorgang müssen wir den Alkoholgehalt der eben produzierten Flüssigkeit neu berechnen», führt Winz aus. Sie beschreibt sich selbst auch als passionierte Biertrinkerin, aber Industriebier möge sie gar nicht.

Viel Unterstützung hätten sie auch von ihren Familien und Freunden erhalten. Ihre Kinder beispielsweise helfen im Service, beim Abfüllen der Flaschen «oder beim Umgang mit den sozialen Medien», berichtet Eleganti lächelnd. Ohne Unterstützung ginge es wohl gar nicht, denn beide haben 80-Prozent-Jobs inne: Winz arbeitet als Köchin, Eleganti als Heilpädagogin. Sie betreiben das Bierbrauen also als Hobby.

Was aber nicht heisst, dass sie kein Ausbaupotenzial sehen. «Wir haben Visionen», verrät Sabine Eleganti. Eine davon sei, irgendwann mal eigene Bierrezepte auszutüfteln. Eine andere, dass mit dem übrig gebliebenen Malz Brot gebacken werden kann.

Neueröffnung Braui 47Grad Nord, Oltnerstrasse 4, Winznau: 9.–11. August 2017.
Sonstige Öffnungszeiten: jeweils Mittwoch bis Freitag, von 17 bis 23 Uhr.