Trimbach
Hinter Türchen Nummer 21: ein ehemaliger Gemeindepräsident

Nicht glitzernder Weihnachtsschmuck steht beim Trimbacher Adventskalender im Zentrum – sondern Begegnungen.

Kelly Spielmann
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Die Gäste erfreuen sich an Torten, Punsch und Kater Gimli bei Karl und Maja Tanner (hinten).

Die Gäste erfreuen sich an Torten, Punsch und Kater Gimli bei Karl und Maja Tanner (hinten).

Bruno Kissling

Auf dem Briefkasten steht ein in Weihnachtspapier gewickeltes Paket, auf dem gross die Nummer «21» glitzert. Nebenan öffnet Karl Tanner die Haustür. «Kommt nur rein», sagt der ehemalige Gemeindepräsident von Trimbach freundlich. Im Eingang wartet schon seine Frau Maja Tanner, um die Gäste mit einem warmen Lächeln zu empfangen, ihnen die Mäntel abzunehmen und sie in die warme Stube zu führen.

Das Zuhause von Familie Tanner ist das 21. Türchen des Trimbacher Adventskalenders – eine Aktion zwischen 1. Dezember und Heiligabend, an der jeden Tag Einwohner oder eine Institution im Dorf ihre Türen öffnen und alle Besucher herzliche willkommen heissen. Der Adventskalender findet in dieser Form bereits zum 25. Mal statt.

Nicht zum ersten Mal dabei

Beim Betreten des Wohnzimmers liegt der Duft von Nelken und Zimt in der Luft, auf dem Esstisch sind vier Kuchen bereits geschnitten angerichtet, auf dem Radiatorenkasten schlummert Kater Gimli. «Schokokuchen, Aprikosencake, Philadelphiatorte oder Tiramisu-Torte? Apfelpunsch, Weihnachtspunsch, Kaffee, Weihnachtstee oder Orangensaft?», fragt Maja Tanner, ein einladendes Lächeln auf den Lippen. Die grosse Auswahl überfordert kurz, doch die Philadelphiatorte und der Apfelpunsch scheinen schliesslich die richtige Entscheidung gewesen zu sein, denn sie schmecken köstlich. «Das ist alles selber gemacht», erzählt ihr Mann stolz.

Zu Torte und Punsch erzählt Maja Tanner über die Teilnahme am Adventskalender. «Wir haben schon mehrmals mitgemacht, sicher vier oder fünf Mal.» Beim Gemeindepräsidenten in der Stube sitzen und gemeinsam plaudern war in Trimbach also schon öfters möglich. Aussergewöhnlich ist das hier nicht, die Gäste kommen ohne Berührungsängste bei den Tanners vorbei. Maja Tanner freue sich darüber, dass jedes Mal so viele Leute vorbeischauen. «Das ist das Schöne an Trimbach: Jeder kennt jeden», findet sie. Es sei auch immer wieder schön, Leute bei sich zu haben und gemeinsam die Vorweihnachtszeit zu geniessen.

Pension lebt sich gut

Währenddessen zeigt Karl Tanner ein Fotoalbum der letzten Familienferien. «Jetzt habe ich ja Zeit für solche Sachen», sagt er lachend. Apropos Zeit: Wie lebt es sich eigentlich als pensionierter Gemeindepräsident? «Gut», antwortet Tanner wie aus der Kanone geschossen und lacht. «Die Verantwortung ist nicht mehr da», fügt er an. Denn als Gemeindepräsident habe er sich für alles, was in der Gemeinde geschah, verantwortlich gefühlt. Ende September hat er sein Amt abgegeben, im Oktober übernahm sein Nachfolger Martin Bühler.

Doch Tanner blickt trotzdem gerne auf seine acht Jahre als Gemeindepräsident zurück: «Ich habe viel gemacht, viel erreicht, viel nicht erreicht. Aber das gehört dazu. Es war eine gute Zeit.» Nun wolle er mehr reisen und fotografieren. Oder eben gemeinsam mit seiner Frau in der Weihnachtszeit Trimbacher Einwohner zu Kaffee und Kuchen einladen.

24 Überraschungen

Der Adventskalender wird in Trimbach von der Netzgruppe organisiert. Manchmal sei es schwieriger, alle Termine zu füllen, aber es gebe auch Jahre, in denen sie sofort ausgebucht sind, erklärt Maja Tanner. Sie erstellt zum Adventskalender jeweils das Heft, in dem jede Familie oder Institution, die einlädt, zwei Seiten gestalten kann. Diese dienen bei vielen als Gästebuch. Beim Durchblättern fällt auf, das bei gewissen Daten viele Besucher anwesend waren, bei anderen nur einzelne. Man könne halt nie wissen, wie viele Gäste kommen, erklärt sie. Dieses Jahr seien es im Grossen und Ganzen weniger gewesen als sonst. Dies, weil die Termine nicht mehr im Niederämter Anzeiger publiziert wurden, sondern im Internet. «Viele wussten gar nicht, dass der Adventskalender stattfindet», so Maja Tanner.

Eine Besucherin der Tanners erzählt, dass sie in einem Jahr bei jedem Türchen vorbeigegangen sei, egal, ob sie die Leute gekannt habe oder nicht. «Aber das war schon ziemlich anstrengend», sagt sie lachend. Es sei jedoch schön, auch mal bei den unbekannten Gesichtern vorbeizuschauen, um einander kennenzulernen.

Während der letzten Wochen haben neben den Privatpersonen auch die Feuerwehr, die reformierte Kirche, die Sternekita und erstmals auch der Männerkochclub Trimbach eingeladen. Speziell in Erinnerung bleibe vielen Gästen eine Familie, die ihre Veranstaltung jedes Jahr im Freien durchführt. «Dann essen wir draussen gemeinsam ein Fondue», erzählt Maja Tanner. Jeder Tag der Vorweihnachtszeit wird durch die vielfältigen Angebote zu einem speziellen Erlebnis. Zum Schluss können alle nochmals zusammenkommen: Hinter dem 24. Türchen verbergen sich die drei Kirchen Trimbachs, die die Einwohner zum Abschluss einladen.