Startseite
Solothurn
Niederamt
Beim Altersheim Brüggli in Dulliken ist ein Neubau für Betreutes Wohnen im Alter (BIA) geplant. Die Bewohner hätten in den neuen Mietwohnungen die Möglichkeit Heim-Dienstleistungen nach Bedarf in Anspruch zu nehmen. Das Bauprojekt ist auf Kurs.
«Es ist ein Zukunftsmodell für das Wohnen im Alter», sagt Patrick Albiker. «Ich glaube daran, dass wir zusammen etwas schaffen, was für die Gesellschaft sinnvoll und richtig ist, ohne dass sich jemand eine goldene Nase damit verdient.»
Ein guter Schuss Begeisterung für das Projekt ist dem 38-Jährigen anzumerken. Albiker ist seit letztem September Heimleiter des Alters- und Pflegeheims Brüggli, zuvor war er Finanzverwalter in Lostorf.
Die BIA, Genossenschaft Betreutes Wohnen im Alter, Dulliken, wurde im August 2013 gegründet. Aktuell zählt sie 119 Genossenschafter, vor allem Einzelpersonen und private Firmen. Der Mindestanteil beträgt 500 Franken. Präsident ist Rechtsanwalt und Notar Daniel R. Frey (Starrkirch-Wil).
Morgen Freitag ab 16 Uhr, im Alters- und Pflegeheim Brüggli, Alte Landstrasse 25, präsentiert die Genossenschaft BIA ihr Neubauprojekt der Öffentlichkeit. Um 17 Uhr wird der Architekt – Alexander Brun von der Brun & Mahler GmbH in Reiden LU – das Projekt persönlich vorstellen. Der Architekt, der Präsident und weitere Beteiligte stehen für Fragen zur Verfügung.
www.bia-regiondulliken.ch
Den Grundgedanken hinter dem Neubauprojekt spricht Patrick Albiker in aller Klarheit aus: «Es können nicht mehr alle alten Leute ins Altersheim.» Die vorhandenen Plätze in den bestehenden Heimen sind in Zukunft für stark pflegebedürftige Personen reserviert – aus Altersheimen werden Pflegeheime.
Das ist die erklärte Absicht des Kantons Solothurn, wie sie in der vor gut zwei Jahren vom Kantonsrat beschlossenen Pflegeheimplanung 2020 festgelegt ist. Das gleiche Ziel wurde mit der starken Erhöhung des selbst zu tragenden Anteils an den Pflegetaxen für die tiefsten Pflegestufen angestrebt:
Wer noch selbstständig wohnen kann, soll nicht ins Heim, lautet die Botschaft.
Die Idee des Betreuten Wohnens trägt dieser Ausgangslage Rechnung. Geplant sind in Dulliken 24 Mietwohnungen – direkt benachbart, ja baulich verbunden mit dem Alters- und Pflegeheim Brüggli.
«Die Mieter werden keine jungen Leute sein, können aber durchaus noch rüstig sein. Vielleicht mit leichtem Pflegebedarf, der durch die Spitex abgedeckt werden kann», stellt sich Albiker die Interessenten vor.
«Personen, die eine Wohnung mit einer gewissen Sicherheit bevorzugen: Sie können Dienstleistungen des Pflegeheims in Anspruch nehmen, wenn es nötig ist.» Die Nähe zum Brüggli soll die künftigen Alterswohnungen zum sozialen Ort machen, wo keine Vereinsamung droht.
Die Bewohner der Alterswohnungen können im «Brüggli» essen, wenn sie nicht selbst kochen wollen oder können. Sie können den Wäschedienst in Anspruch nehmen, die verschiedenen Säle und Gemeinschaftsräume benützen und an Anlässen teilnehmen.
Beruhigend kann auch der «Notfallknopf» sein, mit dem im Notfall der Pflegedienst des Heims alarmiert werden kann – auch in der Nacht. Eine Pflege durch das Heim wird in den Wohnungen jedoch nicht angeboten.
«Wir vom Heim stellen die Infrastruktur zur Verfügung», betont Heimleiter Albiker. Das Dienstleistungsangebot des Altersheims könne sehr wertvoll sein für die Bewohner der Alterswohnungen. «Aber sie leben nicht in einem Altersheim, sondern in einem Mehrfamilienhaus. Und sie zahlen Miete, nicht eine Heimtaxe.»
Die Genossenschaft BIA wird mit dem Altersheim eine Leistungsvereinbarung abschliessen. Die Bewohner der Alterswohnungen sollen nur für diejenigen Dienstleistungen zahlen, die sie tatsächlich beanspruchen.
Dazu kommt, dass im Erdgeschoss des Neubaus auch Räumlichkeiten für eine Ärztepraxis vorgesehen sind. An diesem Aspekt ist die Einwohnergemeinde Dulliken besonders interessiert, weil ihr an einer ausreichenden medizinischen Versorgung der Bevölkerung gelegen ist.
Zu den Mietpreisen der geplanten Wohnungen lassen sich heute noch keine Zahlen nennen. Patrick Albiker unterstreicht aber: «Das ist kein elitäres Projekt. Es wird das Prinzip der Kostenmiete gelten.»
Für die Auswahl der Bewohner werde es einen klaren Kriterienkatalog geben. Dabei sei auch eine Quote für Bezügerinnen und Bezüger von Ergänzungsleistungen (EL) denkbar. Priorität werden Interessenten aus den Trägergemeinden des Altersheims haben: Dulliken, Starrkirch-Wil, Obergösgen und Olten.
Der Anstoss zum Projekt war vor einigen Jahren aus dem Vorstand der Genossenschaft des Alters- und Pflegeheims Brüggli gekommen. Ursprünglich war das Ziel, einfach Alterswohnungen zu bauen.
Für das nun gewählte Modell des Betreuten Wohnens fand sich dann ein bereits realisiertes Vorbild in der näheren Umgebung: Die Überbauung Wohnen im Alter (WIA) in Reiden. «Dieses Modell hat uns begeistert», berichtet Heimleiter Albiker.
Auch WIA befindet sich in der Nachbarschaft eines Altersheims, allerdings ohne direkte bauliche Verbindung, wie sie nun im Brüggli geplant ist.
Der Architekt Alexander Brun vom Architekturbüro Brun & Mahler GmbH in Reiden, der das Projekt WIA realisiert hatte, hat nun im Auftrag der Genossenschaft auch die Pläne für das Projekt BIA Dulliken entwickelt.
Als Bau handelt es sich um ein Vorhaben von erheblicher Grösse: Die Schätzung der Gesamtkosten beziffert Genossenschaftspräsident Daniel R. Frey nach dem heutigen Stand auf 16,4 Mio. Franken. Davon entfallen 14,9 Mio. auf den Bereich der Genossenschaft BIA, während das Altersheim Brüggli die Bauarbeiten für eigene Ergänzungen (wie Garagen, Abstellplätze, Lagerräume) im Umfang von 1,5 Mio. Franken nutzen will.
Das Grundstück für die BIA-Überbauung wurde vom Altersheim Brüggli zur Verfügung gestellt und in die Genossenschaft BIA eingebracht. Darum hat das Altersheim selbst den grössten Genossenschaftsanteil. Das Bauprojekt ist auf Kurs.
Nach der öffentlichen Auflage im vergangenen Dezember sind keine Einsprachen eingegangen. «Uns fiel ein Stein vom Herzen», zeigt sich Präsident Frey erleichtert.
Nun beginnt für die Genossenschaft die entscheidende Phase für die Finanzierung des Baus. Erstes Ziel von Präsident Frey ist es, die Zahl der Genossenschafter noch wesentlich zu vergrössern.
Gleichzeitig steht sie in Kontakt mit den Trägergemeinden des Altersheims Brüggli; die Signale seien wohlwollend. Ob und in welcher Form sich die Gemeinden an der Genossenschaft BIA beteiligen werden, stehe aber noch nicht fest, so Frey.