Musikverein Gretzenbach
Eine rühmliche Tradition hochleben lassen zum 140. Geburtstag

Der Musikverein Gretzenbach liess eine alte Tradition aufleben: Zum Jahreskonzert gehörte einst ein flottes Theaterstück. Zum 140. Geburtstag besann man sich auf die alte Praxis.

Edgar Straumann
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Der Musikverein Gretzenbach spielte auch das Stück «The Lonely Alphorn», ein Solo für Alphorn.

Der Musikverein Gretzenbach spielte auch das Stück «The Lonely Alphorn», ein Solo für Alphorn.

Markus Müller

Der Musikverein Gretzenbach kann in diesem Jahr sein 140-jähriges Bestehen feiern. Dabei erinnerte man sich an vergangene Zeiten, als es üblich war, am Jahreskonzert das Publikum nicht nur mit Musik zu erfreuen, sondern gleichzeitig auch ein Theaterstück über die Bühne gehen zu lassen. Diese Tradition ist aus verschiedenen Gründen seit Jahren verschwunden, nicht zuletzt daher, weil die Ansprüche gewaltig gestiegen sind.

Die musikalischen Darbietungen der Musikvereine sind auf einem bedeutend grösseren Niveau angelangt und ein laienhaft aufgeführter Schwank wird heute kaum mehr goutiert. In Gretzenbach wollte man es aber nochmals wissen und griff auf das altes Muster zurück, das doch einstmals als „Konzert und Theater“ in den Wintermonaten angepriesen wurde. Ob es bei diesem einen Versuch bleiben wird, wird die Zukunft zeigen, jedenfalls ein Versuch war es allemal wert.

Um den Ansprüchen gerecht zu werden, konzentrierte sich der Musikverein auf seine Haupttätigkeit, das Musizieren. Für den zweiten Teil, also für das Theater, konnte die Laienspielgruppe Gretzenbach engagiert werden. Nehmen wir es vorweg, beide Abteilungen machten einen hervorragenden Job.

Der Musikverein stellte das Programm des Jahreskonzertes unter das Motto „Swiss Music“. Die Frage sei zumindest erlaubt, weshalb schon das Motto und dann praktisch alle Musiktitel auf Englisch angesagt werden müssen, wie schon die Eröffnungsnummer mit „The Cuckoo“!

Dieses traditionelle Tessiner Lied, bekannt als „L’inverno è passato“ hätte zwei Tage vor Frühlingsbeginn nicht besser ausgewählt werden können, wurde es doch in frühlingshafter Frische vorgetragen. Präsident Michael Gugger freute sich bei seiner Begrüssung über den grossen Besucheraufmarsch. Für die weitere Moderation übergab er das Mikrophon an die Ehrendame des Vereins, Deborah Beer, welche mit viel Charme durchs Programm führte.

Das Alphorn gehört zu den klassischen Vertretern der heimischen Volksmusik. Derek M. Broadbent hat sich diesem Instrument angenommen und mit „The Lonely Alphorn“ ein Arrangement für Blasmusik geschaffen. Pascal Wüthrich verhalf mit seiner guten Tongebung auf dem Soloinstrument der Aufführung zu einem durchschlagenden Erfolg.

Zu einem eigentlichen Highlight – um bei der englischen Bezeichnung zu bleiben - wurde die Aufführung von „A Swiss Folk Fantasy“ von Goff Richards. Unter der Leitung von Andrea Scherrer wurde die Auftragskomposition für das Solothurnische Kantonale Musikfest 1999 in Schnottwil sehr konzertant vorgetragen. Die Dirigentin hätte zusammen mit den Musikantinnen und Musikanten sicherlich auch diesmal eine gute Bewertung bekommen.

„Heaven“, eine Erkennungsmelodie der Rock Band Gotthard kam tatsächlich rockig daher und fand beim Publikum lobende Anerkennung. Aus dem Rätoromanischen Kulturkreis stammt Hardy Schneiders Bearbeitung von „Egl Jester“. Konrad Wüthrich spielte den Solopart auf dem Es-Horn sehr einfühlsam und wurde dabei vom Corps wirkungsvoll unterstützt.

Mit „I hätt no viu blöder ta“ fand auch ein Gölä Song dank dem Arrangement von Stefan Schwarz Aufnahme ins Programm. Bei „Fascinating Drums“ von Ted Huggens, ein Ohrwurm in der Blasmusik-Szene, konnte Vereinspräsident Michael Gugger höchst persönlich für einmal so richtig auf die Pauke hauen. Mario Bürki hat mit der Vertonung von Mani Matters „Hemmige“ eines der zahlreichen Matter Lieder zur Perfektion gebracht. Der Musikverein verstand es, das Lied auch ohne Worte zu einem Erlebnis zu werden.

Mit Variationen des Berner Marsches fand das musikalische Programm seinen Abschluss. Auch wenn die Aufführenden registerweise die Bühne verliessen, mussten sie für die geforderten Zugaben nochmals zurückkehren.

„D Chrüter-Rosa üebt Rach“, so der Titel der durch die Laienspielgruppe Gretzenbach im zweiten Teil aufgeführte Bauernschwank. Diese ländliche Komödie, sehr gut einstudiert und entsprechend aufgeführt, brachte bei den Besuchern unzählige Lacher hervor und bot beste Unterhaltung.

Sämtliche Schauspielerinnen und Schauspieler beherrschten ihre Rollen durchwegs und trugen damit viel zum guten Gelingen bei. Auch sie durften für ihre gelungene Darbietung viel Applaus entgegen nehmen.