Die Gemeinden setzen ihre Hoffnungen auf die Städtischen Betriebe Olten. Diese haben der Alpiq deklariert , dass sie sich um den zum Verkauf stehenden Alpiq-Anteil bewerben.
Hinter den Kulissen wird zurzeit heftig an Offerten für eine Übernahme der Alpiq Versorgungs AG (Avag) gearbeitet. «Die Städtischen Betriebe Olten (sbo) haben der Alpiq schriftlich deklariert, dass sie sich um den zum Verkauf stehenden Alpiq-Anteil bewerben», erklärt sbo-Verwaltungsratspräsident Ernst Zingg auf Anfrage.
«Nun sind wir daran, unser Angebot zu definieren.» Dies liege in der Kompetenz des Verwaltungsrates der sbo, der sich dabei auf die Eigentümerstrategie des Oltner Stadtrates stütze.
Ausgeschlossen scheint, dass die sbo den Kaufpreis für den 96,7-Prozent-Anteil der Alpiq an Avag allein aufbringen könnten – es ist dabei von einer Grössenordnung von 200 bis 250 Mio. Franken die Rede.
«Ja, wir sitzen zurzeit mit Partnern am Tisch und reden mit ihnen über das Schnüren eines Pakets für unsere Offerte an Alpiq», bestätigt Zingg. Es handle sich dabei sowohl um strategische Partner wie auch um Finanzpartner. Namen nennt er keine.
Alpiq zeigt sich nicht unberührt von der gemeinsamen Meinungsäusserung der Versammlung von 18 direkt oder indirekt am Avag-Stromnetz interessierten Gemeinden der Region Olten. Auf Anfrage des Oltner Tagblatts nahm Alpiq-Mediensprecher Andreas Meier gestern Donnerstag schriftlich zur Medienmitteilung der Gemeinden Stellung.
«Alpiq nimmt die Vorschläge und die Befürchtungen der Gemeindepräsidenten ernst», verspricht der Stromkonzern darin. Alpiq werde die Anliegen der Gemeinden direkt mit den Gemeindepräsidenten «in einem geführten Informationsprozess» besprechen. Zu diesem Zweck habe Alpiq den Gemeindepräsidenten vor Weihnachten einen Informationsanlass zum beabsichtigten Verkauf der Alpiq Versorgungs AG auf Anfang Februar in Aussicht gestellt.
«Alpiq ist sich ihrer Verantwortung bewusst und hat selber ein grosses Interesse an einer geordneten Abwicklung der Devestition», teilt Alpiq weiter mit. Und: Der Verkauf des Avag-Mehrheitsanteils solle «weder für die Alpiq Versorgungs AG noch für die beteiligten Gemeinden nachteilig sein». – Diese Formulierung ist wohl als Goodwill-Signal zu lesen, dass Alpiq beim Verkauf den ausdrücklichen Forderungen der Avag-Aktionärsgemeinden Rechnung tragen will.
Denn die Vernachlässigung des Unterhalts des Stromnetzes oder die Anhebung der Strompreise für die Endkunden durch einen nur an kurzfristiger Rendite interessierten Investor als neuen Eigentümer der Avag wären zweifellos «nachteilig» für die Gemeinden.
Allgemein heisst es in der Stellungnahme des Mediensprechers, Alpiq werde den Verkaufsprozess geordnet weiterführen und über die weiteren Schritte informieren. (cva)
Geschlossene Rückendeckung erhalten die sbo von den Gemeinden der Region. Am Mittwoch kamen die Vertreter von 18 Gemeinden in Niedergösgen zusammen, um das Thema Avag zu besprechen.
Am Tisch sassen die 14 Avag- Aktionärsgemeinden – sie halten zusammen 3,332 Prozent des Aktienkapitals – und die vier Gemeinden Däniken, Dulliken, Obergösgen und Gretzenbach, die ihre Stromnetze in eigenen Elektra-Gesellschaften behalten haben.
«Die Rundtisch-Teilnehmer könnten sich alle vorstellen, dass ein Zusammengehen der Avag, der sbo und der a.en – unter massgeblichem Miteinbezug der sogenannten ‹historischen Konzessionsgemeinden› und der Elektras im Niederamt - ein äusserst zukunftsträchtiges Modell darstellen könnte», heisst es in der nach dem Treffen veröffentlichten Medienmitteilung.
Die Variante einer Unternehmung «sbo+» – das heisst sbo mit Partnern – als neuer Stromversorgerin in der Region werde von den 18 Gemeinden favorisiert.
Darüber hinaus bekräftigen die Minderheitsaktionäre die Erwartungen, die ihre Vertreter im Avag-Verwaltungsrat, die Gemeindepräsidenten Kurt Henzmann (Niedergösgen) und Dieter Leu (Rickenbach), bereits vor Weihnachten öffentlich vorgebracht hatten:
Ein stabiles Stromnetz, eine sichere Stromversorgung auf allen Ebenen, die rasche Behebung von möglichen Störungen, der Ausbau und Unterhalt eines in allen Belangen modernen Netzes sowie niedrige Stromkosten für die Endkunden müssten bei einem Verkauf der Avag «unbedingt beibehalten werden».
Einige Gemeindevertreter hätten sich an dem Treffen darüber beklagt, dass die Avag noch im vergangenen Jahr mit ihnen langjährige Verträge erneuert und dabei mit keinem Wort auf mögliche Verkaufsabsichten hingewiesen habe.
Über wirksame Druckmittel im Poker um die Avag verfügen die Gemeinden mit ihren kleinen Aktienanteilen kaum. Eines immerhin lassen sie in der Medienmitteilung kurz aufblitzen:
Sie könnten sich darauf vorbereiten, ab 2027 – das heisst nach Ablauf ihrer Verträge mit der Avag – wieder eigene Versorgungsgesellschaften aufzubauen. Dies könnte die Avag für nicht genehme Interessenten weniger attraktiv machen.