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Die SBB bestätigen für zwei Häuser, die in Schönenwerd 20 Meter über dem Tunnel stehen, Risse, die auf Setzungen hindeuten. Wir haben uns im betroffenen Quartier umgehört.
«Plötzlich war im ganzen Haus ein Brummen zu hören und das Geschirr im Küchenschrank hat geklappert.» So beschreibt eine an der Holzstrasse wohnhafte Schönenwerderin ihre Erfahrung mit dem Bau des Eppenbergtunnels. Unter ihrer Liegenschaft, genauer gesagt der Garage, wird dereinst der Tunnel verlaufen. Vor ungefähr zwei Wochen war die Tunnelbohrmaschine an diesem Punkt angelangt, rund 1,7 Kilometer vom Tunnelportal in Wöschnau entfernt.
«Wir hatten bis jetzt Glück. An unserem Haus gibt es keine Schäden», sagt sie. Weniger Glück hatte ihre Nachbarin, die ebenso anonym bleiben will. An ihrem Haus gibt es nämlich Schäden. Die Oberkante der Bohrmaschine verlief nach Angaben der SBB rund 20 Meter unterhalb der Kellerunterkante. Genauer dazu äussern will sich die Anwohnerin aber nicht. Auch eine weitere Nachbarin, die von den Schäden betroffen ist, will nichts zu dem Thema sagen.
Unter Setzung versteht man im Bauwesen und in den Geowissenschaften die langsame Senkung eines Bauwerks beziehungsweise eines Gesteinskörpers durch allmähliche Verdichtung des Untergrundes. Eine der möglichen Ursachen von Setzungen sind grossflächige Hebungen und Sekungen aufgrund von geologischen Prozessen oder als Folge des Bergbaus. (Quelle: Wikipedia)
Die SBB bestätigen auf Anfrage gegenüber dieser Zeitung, bis anhin seien in diesem Bereich der Baustelle zwei Schadensmeldungen von Hauseigentümern eingegangen. Gemeldet worden seien Risse, die auf Setzungen hindeuten. Aufgrund dieser Meldungen fand eine erneute Begehung statt.
«Da in diesem Bereich nicht mit Setzungen, sondern eher mit Erschütterungen zu rechnen war, wurden nun neben den durchgeführten Erschütterungsmessungen auch Massnahmen zur Kontrolle von eventuellen Setzungen eingeleitet», teilt SBB-Sprecherin Masha Foursova mit.
Um die Setzungen im Untergrund zu überwachen, wurde jetzt bei fünf Häusern im westlichen Bereich der Holzstrasse ein Präzisionsnivellement eingerichtet. Dieses liefert wöchentlich Ergebnisse, ob und wie viel sich der Boden gesenkt hat.
«Nachdem sich die Setzungen stabilisiert haben, wird durch ein unabhängiges Büro eine zweite Zustandsaufnahme gemacht. Erst danach können Sanierungs- und Entschädigungskonzepte ausgearbeitet und mit den Eigentümern besprochen werden», lässt sich die SBB-Medienstelle zitieren.
Martin Staub, ein weiterer Anwohner sagt, er habe Erschütterungen gespürt, als die Bohrmaschine in die Nähe seines Hauses vorrückte. Er selbst hat keine sichtbaren Schäden an seinem Haus festgestellt, weiss aber von den Schäden der anderen. «Man spricht halt darüber in der Nachbarschaft.»
Dieser Satz findet Bestätigung an der Holzstrasse. Die Frage stellt sich: Wie wurde vor Baubeginn der Zustand der Liegenschaften beurteilt? Dazu eine der Anwohnerinnen: «Nach einer Besichtigung der Häuser wurde eine Dokumentation erstellt, die dann die betroffenen Eigentümer unterschreiben mussten.» Für die erwarteten Erschütterungen waren in diesem Bereich seit Beginn der Bauarbeiten Messungen durchgeführt worden.
Mittlerweile hat sich die Tunnelbohrmaschine rund 150 Meter von der Holzstrasse Richtung Westen vorgearbeitet und befindet unter einem freien Feld. Von Mitte Juni bis Mitte August steht sie still und wird auf den Nassbetrieb umgerüstet, der für das Lockergestein im Gretzenbacher Untergrund nötig ist. Auch dort haben die SBB an den betroffenen Liegenschaften Überwachungsmassnahmen geplant, die mit den betroffenen Eigentümern an einer Informationsveranstaltung abgesprochen würden, wie die SBB-Medienstelle mitteilt.
Mitarbeit: cva