Walterswil
Asyl-Unterkunft statt Bordell? Die «Sonne» lässt sich schwer verkaufen

Die Gemeinde Walterswil will die «Sonne» nicht für 700'000 Franken kaufen. Der Kauf ist vom Tisch. Wie gehts nun mit der Liegenschaft weiter? Der Eigentümer und die Gemeinde Walterswil sehen ein Generationenhaus oder eine Asylunterkunft als Möglichkeit.

Kelly Spielmann
Drucken
Wer künftig hier wohnen wird, ist noch unklar. Es könnten beispielsweise Asylsuchende oder eine Familie sein.

Wer künftig hier wohnen wird, ist noch unklar. Es könnten beispielsweise Asylsuchende oder eine Familie sein.

Bruno Kissling

Seit einigen Tagen ist bekannt, dass der Eigentümer der «Sonne» in Walterswil die Liegenschaft nicht an die Gemeinde verkaufen wird. Als Grund dafür nennt Besitzer Gianfranco Masetta, dass Gemeindepräsidentin Marie-Louise Wilhelm-Merz ihm telefonisch Bescheid gegeben habe, dass die Gemeinde das Gebäude nicht zu seinem verlangten Preis – 700'000 Franken – kaufen würde.

Einen tieferen Verkaufspreis habe er nicht anbieten wollen, somit sei das Thema eines Kaufs durch die Gemeinde Walterswil vom Tisch gewesen. Nun ist bekannt, was Besitzer Gianfranco Masetta mit dem Gebäude vorhat: «Ich werde einen anderen Käufer finden müssen. Inseriert habe ich noch nicht, das wird aber bald geschehen», so der Meisterschwander.

Generationenhaus als Möglichkeit

Beim Preis, den Masetta sich vorstellt, könnte dies auf die Schnelle jedoch gar nicht so einfach werden. Denn die 700'000 Franken, die er sich für den Verkauf erhofft, liegen weit über der Schätzung, die ein unabhängiger Gutachter dem Objekt nach einer Begehung im Februar attestierte: 459'000 Franken im schlechtesten, 518'000 Franken im besten Fall.

Sollte sich der Verkauf als schwierig herausstellen, könnte sich Gianfranco Masetta auch vorstellen, das Gebäude zu vermieten – beispielsweise an eine grosse Familie als Generationenhaus. «Ich würde es auch günstig vermieten, unter der Bedingung, dass die Mieter den Platz um das Haus sauber und gepflegt halten», so der Besitzer. Er könnte sich auch vorstellen, das Gebäude für Asylsuchende zur Verfügung zu stellen.

Aufnahmesoll nicht erreicht

Gemeindepräsidentin Marie-Louise Wilhelm-Merz könnte sich mit der Verwendung der «Sonne» als Generationenhaus ebenfalls anfreunden. «Wenn die Liegenschaft vermietet wird und Leute darin wohnen, finde ich das eine gute Idee», sagt sie. Ihrer Meinung nach ist der Zustand des Hauses dafür geeignet: «Es ist absolut bewohnbar», sagt sie.

Sollte die Sozialregion Platzbedarf für Asylsuchende haben, würde die Gemeinde dies ebenfalls akzeptieren. Die Gemeinde ist mit dem Aufnahmesoll für Asylsuchende momentan noch im Rückstand. Wilhelm-Merz sieht jedoch auch ein, dass die Entscheidung nicht beim Gemeinderat liegt: «Schliesslich kann er es jedem anbieten und selber auswählen, wem er die ‹Sonne› verkauft oder vermietet. Das müssen wir so annehmen.»

Kauf durch Gemeinde vom Tisch

Die Gemeinde Walterswil hatte nach der Publikation eines Bauvorhabens für eine Erotik-Bar in der «Sonne» eine dreijährige Planungszone über das Grundstück des Restaurants und mehrere angrenzende Parzellen erlassen.

An der Gemeindeversammlung kam es zu einer Konsultativabstimmung über den möglichen Kauf der Liegenschaft. Mit 16 zu 16 Stimmen und 3 Enthaltungen endete diese unentschieden. Es kamen Stimmen auf, dass der Verkaufspreis zu hoch sei.