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Solothurn
Niederamt
Gemeindepräsident Roberto Aletti spricht mit dieser Zeitung über die aktuellen Bauvorhaben, seine Ideen und die Zukunft der Gemeinde Niedergösgen.
Herr Aletti, derzeit stehen mit den Überbauungen Aareblick und Auenpark zwei grosse Bauprojekte in Niedergösgen an, ausserdem wird die alte Leistenfabrik abgerissen. Ist die Gemeinde in Aufbruchstimmung?
Roberto Aletti: Dass diese Projekte zusammenfallen, ist Zufall. In der ganzen Schweiz wird derzeit viel gebaut und vor kurzem hat die Baubranche auch Niedergösgen entdeckt. Ausserdem fallen die Projekte nicht wirklich zur gleichen Zeit an, weil ja noch eine Beschwerde zum Auenpark hängig ist.
Welche Vision von Niedergösgen haben Sie?
Ich bin kein Visionär. Aber ich träume und habe Vorstellungen, wie ich diese Träume umsetzen kann. Wir bleiben ein Dorf, eine Stadt werden wir nicht. Die Bauprojekte könnten aber eine Chance sein. Ich habe Ideen, die in Richtung eines geeinten Dorfs mit einem Dorfplatz gehen, wo Marktstände aufgestellt werden können. Ein Ort, wo sich rundherum Gewerbe ansiedeln und rentieren kann.
Das Ziel lautet also, wieder mehr Läden anzulocken?
Ja, das wäre natürlich das Schönste, wenn uns das gelingt. Es geht darum, das Dorf so zu entwickeln, dass es lebt. Wenn man nur Wohnungen baut, hat man zwar mehr Einwohner, die hier schlafen, aber das Dorfleben ist damit ja noch nicht aktiviert. Ausserdem gehe ich davon aus, dass die Attraktivität unseres Dorfs für das Gewerbe steigt, wenn wir mehr Einwohner haben.
Welche Einwohner möchte Niedergösgen denn mit den Bauprojekten anlocken?
Es wäre überheblich von mir, ganz genaue Wünsche auszusprechen. Mit diesen Projekten entstehen nebst Miet- viele Eigentumswohnungen. Da besteht die Hoffnung, dass bessere Steuerzahler zuziehen. Eine gute Durchmischung von neuen Einwohnern ist auch gesund. Es ist ja nicht so, dass Leute, die einen Haufen Steuern zahlen und dafür irgendwo in Zürich angestellt sind, zu einem aktiven Dorfleben beitragen.
Braucht es diese neuen Wohnungen in Ihrer Gemeinde?
Ich hatte zuerst meine Zweifel daran. Jetzt bin ich aber mitten drin und erlebe Sachen, die mich erstaunen: Ein grosser Teil der geplanten Objekte sind Eigentumswohnungen. Die gehen weg wie warme Weggli. Meine Befürchtung, dass die Wohnungen leer bleiben werden, wird sich also nicht bewahrheiten und ich wurde eines Besseren belehrt.
Wo sehen Sie Niedergösgen in zehn Jahren in Hinblick auf die Immobilien- und Bausituation?
Wir sind ja mitten in der Ortsplanungsrevision. Dort haben wir die Aufgabe, Bauland auszuzonen. Niedergösgen wird demnächst mehr Einwohner erhalten. Eine konkrete Vorstellung, wie viele Einwohner wir in zehn Jahren haben werden, habe ich nicht. Derzeit sind es 3900. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass wir übermässig wachsen werden. Die Einwohnerzahl kann so um 200 bis 300 Personen zunehmen. Für dieses Wachstum werden wir auch gewisse Infrastrukturen anpassen. Was ziemlich sicher kommen wird, ist die Erweiterung des Schulraums.
Eines Ihrer Wahlkampfversprechen lautete, bei der Ortsplanungsrevision vorwärtszumachen. Wie sieht der Plan aus?
Nach meinem Amtsantritt fand eine Besprechung mit dem Planungsbüro statt, das über den Stand der Arbeiten informierte. Danach wurden die weiteren Schritte eingeleitet, sodass an meiner zweiten Gemeinderatssitzung das Büro konkrete Massnahmen vorlegen konnte, die nun in Gang sind. Das Ziel ist es, die Revision im Herbst zur öffentlichen Auflage freizugeben.
Sprechen wir über die Überbauung Auenpark: Gibt es Neuigkeiten zur Beschwerde, die nach der Ablehnung der Einsprachen beim Regierungsrat eingereicht wurde?
Nein, die ist immer noch in Solothurn hängig. Der Entscheid kann aber jederzeit eintreffen.
Was bedeutet es für Sie, dass der Entscheid nun so lange hängig ist?
Für mich sind diese Themen, also vor allem die Verkehrssituation am Börsenplatz, die unter anderem zu den Einsprachen und der Beschwerde geführt haben, Dinge, die so oder so angeschaut werden müssen. Egal, ob der Beschwerde zugestimmt wird oder nicht, das Thema bleibt und muss behandelt werden.
In der Zeit zwischen der Auflage des Gestaltungsplans der Überbauung Aareblick und der Auflage des entsprechenden Baugesuchs verstrichen zwei Jahre. Wieso dauerte dies so lange?
Es gab im Gestaltungsplanverfahren Einsprachen mit Verhandlungen und Beschwerden an den Regierungsrat. Letztere wurden abgewiesen und der Plan wurde im Herbst 2017 genehmigt. Während des Baubewilligungsverfahrens gab es eine Projektänderung seitens der Bauherrschaft. Auch gab es besondere Auflagen zu erfüllen, in puncto Nähe zur Aare und Grundwasser. Die Baubewilligung wird etwa in einem bis zwei Monaten erteilt. Der Baubeginn ist im Frühling 2019 geplant.
Wie stehen Sie zum Projekt?
Das dünkt mich eine sinnvolle Sache. Ich kann mir vorstellen, dass die Überbauung durch die Nähe zum Bahnhof Schönenwerd auch etwas für Pendler, die bis nach Zürich reisen, sein kann.
An der Erlinsbacherstrasse wird derzeit die alte Leistenfabrik abgerissen. Was passiert mit dem Grundstück?
Anstelle der Fabrik, die jetzt fast komplett abgerissen ist, kommt ein etwa gleich langes und gleich hohes Gebäude zu stehen. Auf derselben Parzelle entstehen zudem drei Mehrfamilienhäuser. Nach heutigem Wissensstand werden dort sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen entstehen. Die Liegenschaften, die sich auf den umliegenden Grundstücken befinden, bleiben bestehen. Nur die alte Leistenfabrik wird abgerissen. Auch der Kamin, der zur Fabrik gehört, bleibt.
Wie sieht das weitere Vorgehen in diesem Vorhaben aus?
Mit Abreissen wurde im November angefangen, mit dem Ziel, bis Ende 2018 fertig zu sein. Das hat man nicht ganz geschafft. Aber der Baubeginn soll im Frühling 2019 erfolgen. Im Sommer 2020 soll die Überbauung «Alte Leistenfabrik» bezugsbereit sein.