Bolken
Wie soll sich das ländliche Wasseramt entwickeln?

Die Regionalplanung Repla lud nach Bolken zur Diskussion über die Zukunft des ländlichen Wasseramts ein.

Beatrice Kaufmann
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Blick von Aeschi Richtung Süden: Wie kann der ländliche Raum aufgewertet werden, ohne diesen zu verstädtern?

Blick von Aeschi Richtung Süden: Wie kann der ländliche Raum aufgewertet werden, ohne diesen zu verstädtern?

Hanspeter Bärtschi

«Mittagstische sind nicht gefragt» – «Ein Bote klingt interessant» – «Es braucht eine stärkere Vernetzung». In der Mehrzweckhalle in Bolken wurde lebhaft diskutiert. Neun Wasserämter Gemeinden und die Repla hatten zur Mitwirkungsveranstaltung «Zukunft ‹ländliches Wasseramt›» geladen, gefolgt waren dem Ruf gut 70 Politiker und Einwohner. Diese tauschten einen Morgen lang Sorgen und Visionen bezüglich des künftigen ländlichen Wasseramts aus. Der Diskussionsbedarf war gross, die Ausbeute an konkreten Projektideen blieb hingegen gering.

Wie schon 2015 im Bucheggberg war der Morgen in Form des lockeren, kreativitätsfördernden «World Cafés» angelegt. Die Anwesenden wurden auf Tischinseln verteilt, mit Kaffee und Gipfeli versorgt und zur Diskussion ermuntert. In den ersten zwei Gesprächsrunden tauschte man sich über Zufriedenstellendes und Verbesserungsbedarf aus. Nach jeder Runde wurden die Ergebnisse durch die Verantwortlichen gesammelt. Zu diesen gehörten Matthias Reitze (Stellvertretende Geschäftsführer Repla), Roger Siegenthaler (Präsident Repla), Eva Gerber und Simone Allemann (Kontextplan).

Bereits nach der ersten Runde zeigte sich die im Wasseramt bestehende Spaltung. «Die Veranstaltung ist für das ländliche Wasseramt gedacht. Die Agglomerationsgemeinden durften aber auch kommen», erklärte Reitze. Und so waren mit rund 15 Personen auch letztere vertreten, die erwartungsgemäss andere Empfindungen äusserten als die ländlichen Gemeinden. Etwa punkto Verkehr.

Die meisten Ideen bleiben vage

Dieser war in der dritten Runde aber kein Gesprächsthema mehr. Langsamverkehr und öV-Anbindung würden zurzeit verbessert, so Reitze. Siegenthaler versprach zudem, dass man sich für den Autobahnanschluss Derendingen Ost einsetze. Aus den übrigen Anliegen filterten die Verantwortlichen jene heraus, die mit wenigen Ressourcen angegangen werden können und bündelten sie in sechs Themen.

Den Anwesenden kam nun die Aufgabe zu, zu diesen Projektideen auszuarbeiten, was einzig Tisch 2 gelang. Zum Thema Natur und Landschaft wurden an Tisch 1 Themen skizziert, die eine Arbeitsgruppe künftig bearbeiten soll, darunter die Sensibilisierung für die Umwelt und die Synthese bestehender Naturinventare. An den übrigen Tischen blieben die verteilten Blätter, auf die hätte skizziert werden sollen, leer.

Angeregt diskutiert wurde trotzdem, statt Projektvorschlägen wurden aber vage Ideen und Erkenntnisse gewonnen. So hatte sich Tisch 3 mit Asylwesen und Integration beschäftigt, dabei aber festgestellt, dass viele Projekte bereits laufen. Tisch 4 war punkto «Leben im Alter» zum Schluss gekommen, dass es ein Netzwerk von Freiwilligen bräuchte, das älteren Menschen Hilfe im Alltag bietet. Alterswohnungen seien nämlich weniger gefragt als gedacht, da viele zu Hause lebten.

Noch weniger Bedarf stellte Tisch 5 beim Themenbereich «Mittagstisch» fest. Vernetzung sei aber auch nötig, nämlich in Bezug auf Schulen und Familien. Tisch 6 machte auf das Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach regionalen Produkten und Online-Handel aufmerksam und deutete als Lösung die Idee eines Hofladens mit Lieferdienst an.

Für mehr Zusammenhalt

Die letztliche Vagheit überraschte Reitze nicht, sei die Idee einer Einheit im Wasseramt doch weniger präsent als im Bucheggberg. Dort war vor zwei Jahren mehr Handfestes auf dem Tisch gelegen. Die einzige konkrete Projektidee, die am Samstagmorgen in Bolken entstanden ist, klingt zudem wenig spektakulär. In ihrer Einfachheit begegnet sie aber der teilweise fehlenden gemeinsamen Identität sowie dem Wunsch nach mehr Vernetzung und Kooperation.

Die Gruppe «Kultur, Vereine, Begegnungsplattform» präsentierte die Skizze einer Infowebsite. Auf dieser sollen alle Wasserämter Vereine vertreten sein, sodass das kulturelle Angebot bekannter wird. Auch ein Anlasskalender sowie eine Funktion, um freiwillige Helfer zu finden, sollen integriert werden. Abgerundet würde das Ganze durch ein «Vereins- und Kulturfest», das alle 4 bis 5 Jahre stattfände, so Daniel Furer (Gemeinderat Bolken).

Welche der mehr oder weniger konkreten Ideen angepackt werden, entscheide man in den nächsten Tagen, wie Reitze erklärte. Die Anwesenden, die angeben konnten, in welchen Bereichen sie sich engagieren möchten, werden in den darauffolgenden Wochen zu ersten Sitzungen eingeladen. Man darf gespannt sein auf die Ergebniskonferenz Ende Jahr, an der sich zeigen wird, wie die Arbeitsgruppen sich bis dahin für die Zukunft des ländlichen Wasseramts eingesetzt haben.