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Das Bauen mit einheimischem Holz soll gefördert werden. Wie dies geht, zeigt ein Projekt in Rüttenen. Zwischen dem Bauplatz und dem Ort, wo die Bäume gefällt werden, liegen nur 800 Meter.
Am Chesselbach in Rüttenen soll eine Überbauung mit einem Mehrfamilienhaus und einem Einfamilienhaus erstellt werden. Das Spezielle an der Überbauung ist das Baumaterial: 850 Kubikmeter Holz aus dem Rüttener Wald. Und zwar nicht irgendein Holz, sondern Mondholz.
Auf dem Bauplatz liegen die Wurzeln der Schreinerei Wälti, deren Zuhause heute in Zuchwil ist. Als Bauherren treten Matthias Wälti, dem die Schreinerei Wälti gehört, und seine Schwester Bettina Werren-Wälti auf.
Matthias Wälti ist ein «Hölziger»: Er ist nicht nur Schreiner, sondern auch Bürgerrat in Solothurn und Präsident der Forstkommission. Seit seiner Kindheit ist er mit Holz und dem Wald verbunden. Insbesondere dem Rüttener Wald:
«Hier, wo wir jetzt stehen, habe ich als Kind Holz zusammengelesen, mit dem dann bei uns zu Hause geheizt wurde.»
Der Bauplatz am Chesselbach liege in der Luftlinie gemessen nur gerade rund 800 Meter entfernt. Bauen mit Holz sei nachhaltig und das Wohnklima in einem Holzhaus einmalig, so Wälti weiter. Die Häuser würden nach Minergie P- und A-Label erstellt. Geheizt werde mit einer Erdsonde, ergänzt wird das Konzept durch eine Fotovoltaikanlage.
«Der Chesselbach wird in die Gartengestaltung einbezogen. Die Umgebung wird naturnah gestaltet.»
Mindestens einen Teil der Bäume, die in Rüttenen verbaut werden, haben Wältis direkt vor Ort mit den Angestellten des Forstbetriebes Solothurn ausgesucht und sie am 2. und 3. November letzten Jahres in der Region Fuchsboden/Lirenrain gemeinsam angezeichnet.
Alain Imoberdorf (Forstbetriebsleiter-Stellvertreter Forstbetrieb Solothurn) erklärte den interessierten Anwesenden, wie die Produktion von Mondholz erfolgt.
«Wir wurden schon mehrfach von Spaziergängerinnen und Spaziergängern gefragt, was es mit den eingekerbten Bäumen auf sich hat.»
Mondholz werde jeweils kurz vor Neumond markiert. Häufig unterbindet man dann gleichzeitig die Wasserzufuhr im Stamm mittels einer Kerbe nahe am Boden. Danach bleiben die Bäume mindestens für drei Monate im Wald stehen und trocknen langsam aus. Erst nach drei bis sechs Monaten werden sie geschlagen. Das Holz bekomme so weniger Risse, die Qualität sei oft besser. Zudem würden sich auch keine Parasiten mehr im Stamm einnisten.
Für das Bauprojekt in Rüttenen werden rund 850 Kubikmeter Holz gebraucht. Ein Holzstamm bringt rund zwei Kubik. Bei einer solch grossen Menge könne man das Holz meist nicht nur aus einem einzigen Waldstück holen, erklärte Imoberdorf.
Verarbeitet wird das Holz aus dem Rüttener Wald in Alpnach bei Küng Holzbau. «Wir verarbeiten seit rund zehn Jahren Mondholz aus dem Kanton Obwalden», erklärte Geschäftsführer Stephan Küng. Die Gebäude, die von Küng Holzbau erstellt werden, entstehen ohne Leim, ohne chemische Baustoffe und ohne Metall mit dem sogenannten Holzpur-System, einer Art Stecksystem.
Die Einzelelemente, die hergestellt werden, sind kreuzweise geschichtet und an den Kreuzpunkten verbunden. Die schöneren Bretter sind jeweils von aussen her sichtbar, die etwas weniger schönen werden als Füllmaterial eingesetzt. In der Regel könne der Baumstamm als Ganzes verwertet werden.
Dieses spezielle System, das die Firma entwickelt hat, sorgt laut Küng auch für eine gute Wärmedämmung, Wärmespeicherung und Schallschutz.
Das Isolationsmaterial und die Fenster, die für die Gebäude in Rüttenen verwendet werden, sind im Übrigen auch mit Holz aus dem Forstbetrieb Solothurn hergestellt.
Thomas Studer (Selzach) ist Präsident der Pro Holz Solothurn. Diese wiederum ist eine Arbeitsgruppe des Verbandes Bürgergemeinden und Wald Kanton Solothurn. Eines der Hauptziele der Arbeitsgruppe sei es, Bauherren über die Einsatzmöglichkeiten von Holz aufzuklären und Bauherrschaften und Baufachleute möglichst neutral zu beraten.
Aus diesem Grund habe man das Holzförderungsprojekt aufgegleist.
«Wir haben das im Kanton Freiburg abgeguckt. Dort läuft das bereits seit zwei Jahren.»
Man könne das Projekt als eine Art Wirtschaftsförderung betrachten. Der Kantonsrat habe 0,5 Millionen Franken dafür gesprochen. Wer nachweislich aus Solothurner Wäldern stammendes Holz verbaue, bekomme in den nächsten zwei Jahren 10 Prozent des Materialpreises rückvergütet.
Die Klimaveränderung habe dazu geführt, dass sich eine Bauherrschaft vermehrt mit dem Thema Rohstoff auseinandersetze. Die Transportwege seien kurz, wenn man mit Holz aus der Nähe baue. Allerdings sei Bauholz auch weiterhin begrenzt: «Wir können ja nicht einfach wahllos einen ganzen Wald abholzen.»