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Das Ausreisezentrum im Schachen nimmt Form an. Gemäss den Bauplänen entsteht ein dreigeschossiges Gebäude mit 4000 Quadratmetern Nutzfläche. Die Pläne liegen nun in Deitingen und Flumenthal zur Einsicht auf.
Nach monatelanger Vorprüfung werden die Pläne für das Bundesasylzentrum auf Flumenthaler Boden publik. Stapelweise liegen die Akten seit gestern in den Gemeindehäusern von Flumenthal und Deitingen zur Einsicht auf. Bis am 11. Mai kann gegen den Bau Einsprache erhoben werden. Die Dimensionen machen Eindruck: Ab 2019 werden in einem dreigeschossigen Bau im Schachen bis zu 250 Personen untergebracht.
Das Gebäude ist bereits vorhanden. Derzeit wird es von der Rehaklinik Bellikon als Provisorium für medizinisch-therapeutische Behandlungen genützt. Im Oktober wird es abgebaut und von der auf Modulbauten spezialisierten DM Bau aus Oberriet zwischengelagert – bevor es im Schachen wieder aufgebaut wird. Die Bausubstanz sei sehr gut, schwärmt Burga Martinelli, Mediensprecherin der Rehaklinik. Keine Spur einer Baracke. «Die Materialien sind hochwertig, man fühlt sich wie in einem normalen Gebäude.»
Gleich neben der stillgelegten Abwasserreinigungsanlage und dem Pumpwerk im Schachen wird das L-förmige Asylzentrum in Modulbauweise ohne Keller erstellt. Im Parterre werden die Ess- und Aufenthaltsräume, ein Arztbüro, Sicherheits- und Durchsuchungsräume, die Waschküche sowie die Kleider- und Medikamentenausgabe eingerichtet. Auch Lager- und Warteräume sind im Erdgeschoss vorgesehen.
Im ersten Stock befinden sich 10 Schlafräume mit je 12 Betten, dazu kommt ein 6er-Schlafraum. Hinzu kommen mehrere Familienzimmer, ein Schulzimmer sowie ein Raum der Stille. Die identische Anzahl an Schlafplätzen befindet sich im zweiten Stock. Weiter werden dort Betriebsbüros und ein Spielzimmer eingerichtet. Auffallend an den Plänen ist, dass die Sanitäranlagen mehrheitlich für Herren eingerichtet werden.
Bereits heute ist das Areal beim Pumpwerk im Schachen weiträumig eingezäunt. Dazu kommt gemäss den Plänen eine 2.50 Meter hohe innere Umzäunung. Diese wird sowohl mit einem grünen Sichtschutz wie auch mit einem mit Stachel- und NATO-Draht bewehrten Übersteigschutz ausgestattet.
Auf Anfrage teilt das für den Bau verantwortliche Staatssekretariat für Migration (SEM) mit, dass sich die Asylsuchenden «grundsätzlich frei bewegen können». Sie müssten sich jedoch an die Hausordnung halten. Diese legt Ausgangszeiten fest sowie die Pflicht, für Termine zur Verfügung zu stehen. «Die Umzäunung ist für die Kontrolle unablässig», schreibt Michael Glauser vom SEM.
Ein heiss diskutiertes Thema ist die Erschliessung des Gebietes im Schachen. Die Zufahrt führt über Deitinger Boden, eine Verbindung mit dem öffentlichen Verkehr gibt es nicht. Die Bundesbehörden prüfen, ob die An- und Abreise der Bewohner mit einem speziellen Transportkonzept erleichtert werden soll. «Ein Konzept ist derzeit noch nicht festgelegt», teilt Glauser mit.
Mit dem Asylzentrum werden in Flumenthal rund 40 Arbeitsplätze geschaffen. 20 Personen sind für die Betreuung zuständig, weitere 20 für die Sicherheit.
Betrieben wird im Schachen ein sogenanntes Ausreisezentrum des Bundes. In sechs Verfahrensregionen der Schweiz entstehen dauerhaft bis zu vier solcher Bundeszentren mit insgesamt 5000 Unterbringungsplätzen. Der Nordwestschweiz werden total 840 Personen zugewiesen. Damit sollen die Asylverfahren beschleunigt werden. In Flumenthal werden sich jene Asylsuchenden aufhalten, die die Schweiz rasch verlassen müssen, weil ihre Verfahren unter das Dublin-Abkommen fallen oder ihre Gesuche abgelehnt wurden. Gemäss dem neuen Asylgesetz halten sie sich maximal 140 Tage in den Bundeszentren auf.
An den Dorfeingängen von Deitingen macht ein Plakat deutlich, was zahlreiche Dorfbewohner befürchten: «Bund und Kanton spielen mit der Sicherheit von Deitingen und Umgebung», steht da in grossen Buchstaben. Dass im Schachen neben Gefängnissen, der Autobahn und einem Standplatz für Fahrende nun ein Bundesasylzentrum gebaut werden soll, sei zuviel. Hinter den Plakaten steckt das Komitee «Deitingen für Sicherheit». Gemäss Vorstandsmitglied Kevin Kunz zählt die Gruppe 150 passive Mitglieder. «Wir sind nicht gegen die Asylanten, aber wir wollen die Bevölkerung aufrütteln.» Bis vor kurzem hätte die Gemeinde nichts unternommen, um die Auflagen mitzubestimmen. Mit Aktionen wolle man mehr Mitbestimmung erreichen. Kunz: «Wir können das Zentrum nicht verhindern, aber wir wehren uns mit Händen uns Füssen dagegen.» (crs)