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Das Road Stop Cafe in Lohn-Ammannsegg gibts seit 20 Jahren. «Bei uns ist jeder willkommen, ob Banker oder Büezer, ob jung, alt, dick oder dünn», betont der Geschäftsführer.
Die Kaffeemaschine brummt gemütlich, während sich eine Gruppe von Senioren im Road Stop Cafe angeregt unterhält. Es ist ein ruhiger Nachmittag im weihnächtlich geschmückten Diner in Lohn-Ammannsegg. Diner ist die Bezeichnung für ein einfaches amerikanisches Restaurant. Als das Lokal vor 20 Jahren von den Harley-Davidson-Händlern Fritz und Walter Arni eröffnet wurde, fürchtete man im Dorf, es gäbe hier einen Rockertreff. «Die gäh sich de uf d Schnurre», habe es geheissen, sagt Tobias Hubacher und schmunzelt. Dazu sei es nie gekommen. «Wir haben eine gemischte Kundschaft. Hier geht jeder respektvoll mit dem anderen um.»
Der Geschäftsführer sitzt auf einem der klassischen Stühle mit den roten Lederpolstern und schaut hinüber zum langen Tresen mit der blauen Neonbeleuchtung. Dass die Ästhetik des Restaurants ein bestimmtes Publikum anspricht, lässt sich nicht abstreiten. Für Hubacher geht es aber in erster Linie um die Idee der Mobilität. Und das schliesse die Zugänglichkeit für Rollstühle genauso mit ein wie die Absicht, einen Treff für Töff-Fahrer und eine Raststätte für Wanderer zu bieten – der Name «Road Stop» rührt schliesslich nicht von irgendwo her.
«Bei uns ist jeder willkommen, ob Banker oder Büezer, ob jung, alt, dick oder dünn», betont Hubacher. Eine bestimmte Zielgruppe habe man im Road Stop nie verfolgt. Das würde dem Motto des Restaurants widersprechen: «Wir sind ein Treffpunkt für jedermann zu jederzeit», zitiert er Fritz Arni. «Manche sagen, man könne nicht alle ansprechen», fährt der Geschäftsführer fort. «Aber das ist bloss Erfolgsoptimierung durch Erwartungsreduktion.»
Am 24. November feierte das Road Stop sein zwanzigjähriges Bestehen mit einer grossen Rockabilly-Party. Für Hubacher, der das Diner seit neun Jahren leitet, hat das Jubiläumsjahr aber noch eine andere wichtige Bedeutung: Im Januar 2017 übernahm er das Diner mit zwei weiteren Mitinhabern. Was sich in seinem Leben verändert hat, seit er nicht bloss Geschäftsführer, sondern auch Besitzer ist? «Mein Arbeitstag hat zwei Stunden mehr», lacht er. «Und strategische Entscheide gehen jetzt etwas schneller, weil ich nicht erst Rücksprache mit dem Chef nehmen muss.»
Einer dieser Entscheide war, eine Plattform für regionale Musiker anzubieten. «Früher haben wir uns je nach Anlass eine Band geleistet.» Das war mit hohen Ausgaben verbunden, weil das Restaurant zwar Gagen bezahlt und die Infrastruktur für die Konzerte gemietet, aber keine Eintritte verlangt hat. «Heute lassen wir die Bands auf uns zukommen. Wir haben unsere eigene Sound- und Lichtanlage, machen Werbung für die Musiker und verpflegen sie am Konzert.» Eine fixe Gage gibt es keine mehr, dafür eine Kollekte. Eintrittspreise würden dem Motto des Diners nicht gerecht werden.
Das neue Konzept entpuppte sich als Erfolg: Das Road Stop veranstaltet zwei bis drei Konzerte im Monat – und der Veranstaltungskalender ist bereits bis Mitte 2019 voll. Tobias Hubacher studierte selbst Musik am Basler Konservatorium, bis er als Aushilfe im Diner anfing. Kurz darauf wurde ihm eine Vollzeitstelle angeboten und er brach das Studium ab. Berufsbegleitend absolvierte er eine Ausbildung bei Gastro Suisse und der BVS Business-School und wurde zum Manager. Eine rasante Tellerwäscherkarriere ganz nach amerikanischem Vorbild.
Als langjähriger Geschäftsleiter hat der 31-Jährige einige der wichtigsten Meilensteine des Road Stop Cafes mitgeprägt. So hat man im Lohner Restaurant eine Lehrstelle für Systemgastronomie geschaffen. «Als erster Lehrling des Diners wird Dave Wyniger im nächsten Sommer abschliessen.»
Zudem hat das Road-Stop-Team vor zwei Jahren die Arbeit an einem Franchise-System abgeschlossen. «Wer interessiert ist, unser Konzept zu übernehmen, kann sich bei uns melden. Wir haben Einrichtungsvorschläge, können Liegenschaften analysieren, den Cashflow berechnen», erzählt der Geschäftsführer. «Das Köfferli für eine Expansion ist parat.»