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Gemeindepräsidentin Jasmine Huber und ihre Herausforderer Stephanie Ritschard und Willi Lindner stellen sich den Fragen dieser Zeitung.
Jasmine Huber: Die Zukunft des dritten Dorfteils von Riedholz nimmt Formen an. Das ehemalige Fabrikareal öffnet sich bereits schrittweise und soll sich über die nächsten 25 bis 30 Jahre kontinuierlich und in verkraftbaren Schritten weiterentwickeln. Mit der neuen Eigentümerin, der Halter AG, bin ich sehr glücklich. Die Firma ist eine sehr erfahrene Arealentwicklerin. Sie hat das gesamte Areal übernommen und verpflichtet sich langfristig. Diese Ausgangslage vereinfacht die anstehenden Planungsprozesse und die partnerschaftliche Zusammenarbeit. Der lange Zeithorizont und die Entwicklungsrichtung sind stimmig, nachhaltig und für die Gemeinde verträglich und steuerbar.
Willi Lindner: Diese Planungsänderung bedeutet einen tiefen Einschnitt im Dorfleben. Für die dabei angestrebte Verdoppelung der Einwohnerzahl ist die Zustimmung der Bevölkerung nötig. Dazu lediglich auf die «Mitwirkung» abzustellen und dann die Planungshoheit des Gemeinderates zu betonen, genügt nicht. Eine Vernehmlassung und die breite Diskussion dieser gravierenden Planungsänderung – auch über elektronische Medien – sind unumgänglich.
Stephanie Ritschard: Die Veränderung wird markant sein. Die Einwohnerzahl wird, sofern es in den nächsten 25 Jahren so umgesetzt wird, praktisch verdoppelt. Die Entwicklung muss sehr gut mit der Gemeinde abgestimmt werden und im Einklang mit dem Investor einhergehen. Auf die Infrastruktur der Gemeinde wird sich dies selbstredend auch auswirken. Ausserdem ist es absolut wichtig, das bestehende Gewerbe zu stärken und auch Platz und Attraktivität für neues Gewerbe zu schaffen. Einen Gewerbeverein Riedholz-Niederwil würde ich gerne aufbauen. Themen wie Schule, Verkehr, Freizeitaktivitäten oder Gewerbe sind nur einige Problematiken, die das enorme Wachstum mit sich zieht. Ich begrüsse ein sichtbares, aber nicht zu schnelles Wachstum.
Huber: Ihre Frage trifft mich. Unser Dorfteil Niederwil ist im Unterleberberg sehr gut eingebettet und liegt nicht abseits. Ich erinnere Sie gerne daran, dass die Gründe für die Fusion 2011 aus politischen Motiven zustande kamen. Niederwil konnte seine politischen Ämter nicht mehr besetzen. Vielleicht müssen wir in der Zukunft lernen, in grösseren Dimensionen zu denken. Seit der Fusion rede ich immer von unseren drei Dorfteilen, die alle ihre Wohnqualitäten haben. Niederwil ist sehr ländlich, Riedholz gehört zum Agglomerationskreis der Stadt und Attisholz wird urban. Unsere Stärke liegt im Mix. Das Leben in einem Dorf spielt sich mehrheitlich in den Vereinen ab, von denen wir in diesem Jahr den 24sten begrüssen dürfen.
Linder: Integration entsteht langsam und nur durch gegenseitiges Vertrauen. Dieses kann aufgebaut werden, indem man einander ernst nimmt, auf Argumente eingeht und Kompromisse findet. Sehr wichtig erscheint mir dabei die Gleichbehandlung aller. Die Bewohner aller Dorfteile, insbesondere auch aus Niederwil, sollten motiviert werden, sich in den Behörden zu engagieren.
Ritschard: Von den örtlichen Gegebenheiten her besteht Riedholz aus drei Dorfteilen. Die Ausgangslage im Attisholz Nord ist jedoch eine andere. Dort entsteht ein neuer Dorfteil, während mit Niederwil infolge der Fusion ein Dorfteil dazugekommen ist. Die Leute aus den Dorfteilen näher zu bringen, sehe ich als spannende Aufgabe. Die KuKo hat das Adventsfenster Riedholz-Niederwil gefördert, das förderte den Zusammenhalt, ebenso wie der Bring- und Holtag, welcher jetzt von den Unterleberberger Gemeinden mitgestaltet wird und ich die Organisation übernommen habe. Mir schwebt ausserdem ein Neujahrsapéro vor oder ein Dorffest mit Ständen von Gewerblern und Einheimischen. Vielleicht sogar eine Dorfchilbi.
Huber: Nein. Seit 2009/2010 stehen verschiedene Projekte an, die der damalige Gemeinderat in einem Grossprojekt «Aktivierung Dorfzentrum» vereinte – die Sanierung der Mehrzweckhalle, Raumbedarf für Schule und schulnahe Strukturen, Platzbedarf im Werkhof und im Feuerwehrmagazin und der Wunsch nach Seniorenwohnungen im Zentrum. Dies alles musste finanziert werden. Die Eigenkapitalstruktur in Riedholz sah damals sehr schlecht aus. Also unterbreitete der damalige Gemeinderat der Gemeindeversammlung den Vorschlag, die Turnwiese als «Tafelsilber» einem Investor zu verkaufen, um die Projekte zu finanzieren. Die geplante Überbauung widerspiegelt das neue Raumplanungsgesetz – Verdichtung im Zentrum.
Linder: Ich nehme an, dass der Sportplatz südlich der Turnhalle gemeint ist. Dazu sage ich schon länger an Gemeindeversammlungen: Der für viel Geld errichtete Sportplatz soll ein Sportplatz bleiben und allenfalls an die Bedürfnisse angepasst werden.
Ritschard: Auf der Wiese sind unter anderem Seniorenwohnungen geplant. Dies ist im Attisholz Nord meines Wissens nicht vorgesehen. Zudem hat der Souverän dem Verkauf des Landes an einen Investor bereits zugestimmt. Ein Umdenken liegt also nicht gerade auf der Hand.
Huber: Ob es zum Deal kommt, wird sich bei den anstehenden Gesprächen mit den Landeigentümern zeigen. Ich bin auf unseren Fussballclub stolz, wie auf jeden Verein in unserem Dorf. Das Dorfleben wird wie seither bei sportlichen oder kulturellen Anlässen gepflegt. Der Fussballclub ist weit über unsere Dorfgrenze für sein Engagement im Juniorbereich bekannt und beliebt. Die grosse Juniorenabteilung platzt sozusagen aus allen Nähten, und dies schon seit längerem. Die Einzonung soll in erster Linie die prekäre Platzsituation entlasten und bei Bedarf auch anderen Vereinen zur Verfügung stehen. Ein grosses Sport- und Freizeitangebot spricht für eine attraktive Gemeinde.
Linder: Ich kann als ehemaliger Spieler und Juniorentrainer mit Recht behaupten, immer ein offenes Ohr für den FC wie auch für die anderen Vereine zu haben. Der Bedarf des FC muss längerfristig abgeklärt werden, die Möglichkeit des Sportplatzes als Trainingsgelände vor allem für die Junioren sollte geprüft werden.
Ritschard: Der FC hat den Nachweis erbracht, dass er seit längerem an die Kapazitätsgrenze gestossen ist und ein neues Fussballfeld daher wünschenswert wäre. Dieses Vorhaben werde ich auf alle Fälle unterstützen. Mit rund 140 Junioren nimmt der FC im Dorf eine wichtige Jugendbeschäftigung wahr. Davon sollen aber nicht nur die Fussballer profitieren, sondern auch die Gemeinde muss Interesse haben, zusätzliche Grünfläche für Sport-/Freizeitstätten zu erwerben, da bekanntlich die Wiese beim Turnplatz irgendwann überbaut wird und im neuen Dorfteil Attisholz Nord bis zur nächsten Ortsplanung keine öffentlichen Bauten geplant sind. Wachstum bedeutet auch Investitionen in die Sportinfrastruktur.
Huber: Beim Wort Baustelle kommt mir der letzte Sommer in den Sinn – Feldbrunnen. Ich bin froh, dass die ausgehandelten Vignetten unserer Dorfbevölkerung zu mehr Bewegungsfreiheit verholfen haben. Statt Baustellen sehe ich Herausforderungen. Das Wichtigste ist für die Firma «Riedholz-Niederwil» eine Finanzpolitik, die Investition und ein vielseitiges Dienstleistungsangebot ermöglicht. Die Gestaltung des Attisholzareal, die Verkehrs- und Schulpolitik sowie die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden und regionalen Organisationen sind wichtige Themen. Das heisst, die angefangenen Arbeiten und Projekte weiterführen und das grosse Netzwerk, das ich mir in den letzten 8 Jahren aufgebaut habe, für Riedholz einsetzen.
Linder: Die Zusammenarbeit im Gemeinderat ist durch eine geschickte Moderation zu verbessern. Dadurch sollte der Weg aus der Sackgasse mit den seit längerer Zeit blockierten Projekten, mit innovativen Lösungen gefunden werden. Dabei ist unbedingt die Meinung der Bevölkerung einzuholen und zu berücksichtigen. Das braucht neben der bereits erfolgten Erneuerung im Gemeinderat auch eine Neubesetzung des Gemeindepräsidiums.
Ritschard: Eine neue Turnhalle mit zusätzlichen Schulräumen projektieren und umsetzen. Einen sicheren Schulweg sichern sowie auch das Gewerbe stärken. Da viele Investitionen geplant sind, haushälterischer Umgang mit den Finanzen und keine zusätzlichen Steueranpassungen. Mir ist sehr wichtig, zu erwähnen, dass Sachpolitik für mich an erster Stelle steht!
Huber: Sehr gut. Im asiatischen Raum hat Feng Shui einen sehr grossen Stellenwert. Die ganzheitliche Betrachtung unseres Lebensraumes bedarf einer grossen Sozialkompetenz und Menschenkenntnis. Diese uralte Lehre über die Naturgesetze ist überall einsetzbar. Meine Arbeit umfasst das Gestalten von Büro- und Geschäftsräumen, Gärten, Entwicklung von Farbkonzepten und Beratungen im privaten Wohnbereich. Als ich vor vier Jahren das Präsidium überraschend übernahm, war mir bewusst, dass ich für eine Geschäftsleitung Defizite habe. Ich entschloss mich zu einer Weiterbildung in Betriebswirtschaft, um mein Wissen zu vertiefen. Das Präsidium füllt meine Arbeitswoche zu 50 bis 60 Prozent aus (bezahlt sind 30). Somit bleibt mir noch genügend Zeit für mein Geschäft und meine Weiterbildung.
Linder: Das liegt ganz in der Hand der Wählenden. Nach 14 Jahren Abstinenz habe ich vor zwei Jahren angefangen, mich wieder einzumischen. Dies nach einer belastenden Erfahrung mit Behördenvertretern. Seit ich selbst verspürt habe, was es bedeutet, ausgeliefert zu sein, habe ich mich wieder für die Öffentlichkeit – dass heisst für andere, die dieses Gefühl auch kennen – engagiert. Ich glaube, als Gemeindepräsident kann ich das noch besser tun. Noch eine persönliche Bemerkung: Ich schätze meine beiden Mitbewerberinnen als starke Frauen ein und würde mich freuen, im Gemeinderat mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Ritschard: Ich setze den Fokus auf Ursachenbekämpfung, ich arbeite nicht symptomorientiert. Ich zeige nachhaltige Lösungen und Hilfe zur Selbsthilfe etc. an. Da wirken, wo die grösstmögliche Hebelwirkung entsteht, Gesundheit von innen zeigt später ein gesundes Äusseres. Ich bin für ein respektvolles Miteinander statt Gegeneinander. Ich bin authentisch.