Oekingen
Obedience-Meisterschaft: Vierbeiner, die auf Schritt und Tritt folgen

25 Teams nahmen an der Schweizer Obedience-Meisterschaft teil – eine von Frauen dominierte Sportart.

Lea Reimann
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Manchmal muss man sich auch kurz umschauen.
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Die Jury beobachtet mit scharfem Blick.
Obedience Schweizermeisterschaft Oekingen
Auf los gehts los.
Die Jury beobachtet mit scharfem Blick

Manchmal muss man sich auch kurz umschauen.

Hanspeter Bärtschi

Erstaunlich ruhig ist es beim Hornusserspielfeld in Oekingen. Obwohl hier über 25 Hunde zusammentreffen, hört man kaum einen von ihnen bellen oder jaulen. Die wohl wohlerzogensten Hunde und deren Besitzer – hauptsächlich aber Besitzerinnen – trafen sich am Samstag zur Schweizer Meisterschaft in Obedience.

Lediglich zwei Männer standen mit ihren treuen Begleitern am Start, ansonsten wird die Sportart von Frauen dominiert. Und in erster Linie natürlich von den Hunden: Border Collies, Australian Shepherds oder Malinois sind immer wieder zu sehen, aber auch ein Rauhaardackel und ein Appenzeller gehören zu den Teilnehmenden. In Obedience sind nämlich alle Rassen und Mischlinge zugelassen.

Stets bereit für das Kommando

Die Wettkampfleiterin führt die Mensch-Hund-Teams durch den Parcours und braucht dabei vor allem ein Wort: «Kommando». Immer wieder erteilt sie damit das Kommando, dass der Mensch seinem Tier nun eine Anweisung erteilen kann. Oder aber sie gibt die Richtung an, in der sich das Team bewegen soll.

«Laufschritt, links, rechts, halt, Langsamschritt, halt, rückwärts laufen», so tönt es beispielsweise bei der dritten Übung, die Susan Jenny gerade mit ihrem Malinois namens Chip absolviert. Der Hund weicht nicht von der Seite seines Frauchens. Egal, in welche Richtung sie sich dreht.

«Dabei darf der Hund nicht bedrängen, er sollte exakt auf Beinhöhe mitlaufen und muss stets bereit sein für das Kommando», kommentiert OK-Präsidentin Nadine Hess. Dies erfordert ein hohes Mass an Konzentration, der Hund muss sich anpassen.»

Nach einigen Minuten ist die Parcours-Übung beendet, das Publikum zollt Applaus und die Hundebesitzerin lobt ihren Hund, beide sichtlich erfreut. Die beiden Richterinnen werten. Nun soll Chip ein Hölzchen, das seine Besitzerin zuvor in den Händen gehalten hat, aus einer Menge identischer Hölzchen am Boden erschnüffeln und apportieren.

Präzision und Teamwork

Zehn international reglementierte Übungen sind bei jedem Obedience-Wettkampf zu absolvieren. Neben Einzelübungen haben die Mensch-Hund-Teams auch Gruppenübungen zu meistern, etwa wenn sich die Hundebesitzerinnen nach dem Befehl «Platz» von ihren Vierbeinern entfernen und hinter dem Zelt verstecken.

Die Hunde müssen dann vier Minuten lang ausharren und gehorsam an Ort und Stelle bleiben. Es sind Finessen, auf die es in allen Übungen ankommt. Ist Unruhe zu spüren? Welchen Einfluss haben Artgenossen?

«Der Sport ist unglaublich vielfältig. Das Zusammenspiel von Schnelligkeit und Präzision, von Teamwork und vor allem Freude, das macht für mich die Faszination aus», schwärmt Nadine Hess. Sie besitzt drei Malinois (belgische Schäferhunde) und ist selbst an Obedience-Wettkämpfen aktiv.

Es gehe eben nicht nur ums Rennen, sondern vor allem auch um die gute Ausbildungsbasis. «Jeder Hund lernt anders, genau wie bei den Menschen», erklärt sie. Umso spannender sei es, den eigenen Hund kennenzulernen und mit ihm zu arbeiten.

«Wichtigste Voraussetzung: Der Hund muss Freude und Motivation haben.» Die Recherswilerin Nadine Hess ist Mitglied des kynologischen Vereins Wasseramt (KV Wasseramt), welcher die diesjährige Schweizer Meisterschaft durchgeführt hat.

Nicht nötig ist der Befehlston hingegen in der Festwirtschaft und an den Marktständen. Zudem hat die Zugehörigkeit zu einer Randsportart ganz offensichtlich auch ihre Vorteile: Man kennt sich untereinander, obwohl die Wohnorte der Teilnehmenden in der ganzen Schweiz verstreut sind. So tauscht man sich aus – und sucht aufgrund des regnerischen Herbstwetters Zuflucht im Zelt.