Abbau von 28 Arbeitsplätzen
«Mehr Kundennähe, modernerer Standort»: Wieso Forteq den Standort Derendingen schliesst

Die Forteq Derendingen AG verlagert ihre Produktion in die Tschechei. Für die Mitarbeiter ist ein Sozialplan vorgesehen.

Jacqueline Schreier  
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Ende Jahr wird die forteq hier nicht mehr produzieren.

Ende Jahr wird die forteq hier nicht mehr produzieren.

Urs Byland

Am Dienstag informierte die Firma Forteq Derendingen AG ihre Mitarbeitenden und Sozialpartner darüber, dass noch in diesem Jahr die Produktion von Derendingen ins Schwesterwerk nach Tschechien verlagert wird. «Es ist kein Neuland für uns. Seit vielen Jahren haben wir ein Werk in Tschechien. Letztes Jahr ergab sich die Gelegenheit für den Bezug eines grösseren und moderneren Gebäudes», erklärt Andreas Moser, Forteq Group, auf Anfrage. So werden auch in der Pressemitteilung der Firma die beschränkten Platzverhältnisse in Derendingen als Argument für die Schliessung angebracht. Die Grösse und der Ausbaustandard des Betriebes halte den Anforderungen der Automobilindustrie nicht mehr stand.

Ein weiterer Grund sei die Kundennähe, die mit der Verlagerung nach Tschechien geschaffen werde. «Es ist ein strategischer Schritt und unumgänglich. Viele Kunden und Konkurrenten haben ihre Werke nach Osteuropa verlagert. Damit auch wir für die Kunden attraktiv bleiben und mithalten können, war dieser Entscheid nötig», so Moser. Dieser sei aber schwer gefallen. «Wir haben lange gezögert. Am Standort Schweiz wollen wir aber unbedingt festhalten.»

Ende Oktober soll bereits Schluss sein

Bereits Ende Oktober dieses Jahres soll das Werk in Derendingen geschlossen werden. Forteq rechnet dabei mit einem Abbau von 28 Stellen. «Dass bei diesem für die Zukunft von Forteq sehr wichtigen Schritt ein Stellenabbau in der Schweiz unvermeidlich ist, bedauern wir sehr», wird CEO Rune Bakke in der Mitteilung zitiert. In Derendingen seien zurzeit 33 Mitarbeiter angestellt, 28 davon in der Produktion, die vom Stellenabbau betroffen ist. Die übrigen fünf Angestellten arbeiten im Kompetenzzentrum Zahnradtechnologie. Sie werden weiterbeschäftigt und wechseln an den Hauptsitz in Nidau, erklärt Moser. Dort will Forteq ihr international führendes Kompetenzzentrum für Zahnradtechnologie weiter vorantreiben.

Für die vom Stellenabbau betroffenen Mitarbeiter sei ein Sozialplan vorgesehen, der noch ausgearbeitet wird. «Dabei ist bereits klar, dass wir mit einer externen Firma zusammenarbeiten, die unsere Mitarbeiter unterstützen und eine persönliche und individuelle Begleitung zu einer neuen Arbeitsstelle bieten», sagt Moser. Für die Mitarbeiter sei es besser, wenn sie eine neue Stelle finden, als wenn sie einfach finanziell entschädigt würden.

«Diese Hiobsbotschaft kommt zur Unzeit», schreibt die Gewerkschaft Unia Region Biel-Seeland/Kanton Solothurn in ihrer Medienmitteilung und fordert: «In einem ohnehin schon höchst unsicheren Arbeitsmarktumfeld müssen für die Belegschaft soziale und existenzsichernde Lösungen gefunden werden.» Dabei reiche die Unterstützung bei der Stellensuche nicht aus. Denn beinahe die Hälfte der betroffenen Mitarbeiter seien über 50 Jahre alt und stünden diesbezüglich vor einer enormen Herausforderung. Die Gewerkschaft verlange deshalb einen tragfähigen Sozialplan und die Nutzung aller Möglichkeiten einer Weiterbeschäftigung innerhalb des Unternehmens. Für die Unia ist klar: «Die Gewinnmaximierung durch Verlagerung erfolgt um den Preis sozialer und menschlicher Härten, zu deren Abmilderung jede Möglichkeit und entsprechende finanzielle Mittel aufgewendet werden müssen.»