Jubiläum
Lohn und Ammannsegg sind zusammen ein halbes Jahrtausend Solothurner

Die beiden Dörfer gehören 2016 seit 500 Jahren zum Kanton Solothurn. Im Sommer soll an diesen Kantonswechsel erinnert werden. Der Abtausch mit Bern verursachte damals nämlich kaum Probleme.

Stefan Luterbacher
Drucken
Noch mit alter Schreibweise Lon (rechts der Mitte) auf einer Karte von 1577.

Noch mit alter Schreibweise Lon (rechts der Mitte) auf einer Karte von 1577.

ZVG

Der Kanton Solothurn übte von 1481 bis 1516 die niedere Gerichtsbarkeit über die Gemeinden Lohn und Ammannsegg aus. Diese umfasste die Straf- und Zivilgerichtsbarkeit über Schlaghändel, Beschimpfungen, Ehrverletzungen und um Erbe, Eigentum und Schuld.

Die hohe Gerichtsbarkeit bezog sich auf die Beurteilung von Mord, Totschlag, Brandstiftung und Notzucht. Diese blieb zuerst den Grafen von Buchegg, später den Kyburgern und alsdann den Bernern bis 1516 vorbehalten. 1516, kurz nach Beilegung eines Streits der Stadt Bern mit dem Landvolke im Jahre 1513 konnte der Abtausch von verschiedenen Rechten von Bern im solothurnischen Wasseramt unter anderem auch in Lohn und Ammannsegg erfolgen.

Abtausch mit Bern

Am 16. Juni 1516 wurde dieser umfassende Vertrag zur Bereinigung zahlreicher Gebiete von Büren bis in den Aargau abgeschlossen. Grund dafür war, dass Bern und Solothurn in ihren Gebieten Ausburger und Eigenleute hatten. Bern durfte bei diesen Steuern erheben und Leute im Kriegsfalle einberufen. Da Solothurn aber einen Überschuss von 250 Eigenleuten in den bernischen Vogteien Landshut und Fraubrunnen besass, trat Bern dafür einen Teil seiner Herrschaftsrechte durch Gebietsabtretungen im Wasseramt ab, nämlich zu Deitingen-Subingen, Zuchwil-Luterbach, Biberist samt «den Hüseren zu Lohn». Mit diesem Abtausch kamen die beiden Dörfer Lohn und Ammannsegg nun eindeutig an Solothurn.

Im umfangreichen Vertrag wurde auch die Dorfgrenze geregelt: «Die Dorfmarch zwischen Lon und Lüttrikoffen (Lüterkofen) im Bezirk Bucheggberg beginnt bei Graffenfurt (heute Günnikofen) und geht dem Holz nach (heute Buchwäldli) bis zum Len; von da hinauf in das Holz (Hubel) im Grindtberg (heute Grimpach), zu dem Brunnen; von da gerade hinunter in das Bärenbächlein an die Strasse (Grenze zu Lüsslingen)».

Die Nachbargemeinde Lüterkofen blieb hingegen bis 1798 unter der hohen Gerichtsbarkeit von Bern. Solothurn übte im Bucheggberg bis 1798 nur die niedere oder zivile Gerichtsbarkeit aus.

Kaum ernsthafte Probleme

Der Vertrag von 1516 war der letzte grosse Schritt zur Errichtung der vollen Hoheit über Biberist, Lohn und Ammannsegg und dem Wasseramt. Von da an war das benachbarte Bernbiet bezüglich Gerichtsrechte voneinander klar geschieden. Lohn und Ammannsegg waren nun eindeutig solothurnische Gemeinden, auch wenn das Kloster und nach der Reformation die bernische Schaffnerei Gottstatt bis 1674 in Lohn von den Bauern noch Bodenzinsen einzog.

Die Lohner und Ammannsegger sind gerne Solothurner. Sie sind als gute aber auch kritische Staatsbürger und zudem als gute Steuerzahler bekannt. Ernsthafte Probleme zwischen dem Kanton und den Gemeinden gab es in diesem 500 Jahren kaum.

Im Rahmen von Schweiz bewegt 2016 sind in Lohn-Ammannsegg Aktivitäten geplant, die unter dem Motto «500 Jahre Zugehörigkeit zum Kanton Solothurn» erinnern sollen.