Kunst
Landschaften aus der Provence und der Region: Biberister stellt seine Ölmalereien in der «Chürzi» aus

Otto Jost zeigt in der Chürzi in Biberist 80 seiner Ölbilder. Eigentlich hätte der Künstler die Bilder im Mai in Frankreich ausstellen wollen, was jedoch aufgrund von Corona nicht möglich war. Daher sind die Bilder nun in Biberist statt in der Provence zu sehen.

Urs Byland
Drucken
In seiner Galerie Chürzi zeigt Otto Jost Ausschnitte aus seinem Schaffen.

In seiner Galerie Chürzi zeigt Otto Jost Ausschnitte aus seinem Schaffen.

Michel Lüthi/bilderwerft.ch

Vor dem Eingang zur Galerie «Chürzi» steht seit diesem Frühjahr eine grosse Plastik. Genau genommen seit dem Corona-Lockdown. Mannshoch sind drei stehende Frauenfiguren zu sehen, in sommerlichen Kleidern, zwei davon den Kopf im Nacken, alle mit jeweils einem in die Höhe gestreckten Arm. Eine vierte Figur, ein schwarz gekleideter Mann, kniet auf einem Bein vor ihnen, sein Blick in den Himmel gerichtet. Ihrer Haltung nach zu schliessen, befinden sie sich in Bewegung, es müssen Tänzerinnen und ein Tänzer sein.

Diese Plastik ist während des Lockdowns entstanden; es sei eine einmalige Sache, ist von Otto Jost, 75, zu erfahren. Die ausdrucksstarken Figuren zeugen von einer kraftvollen Präsenz.

An der Kürzestrasse statt in Frankreich

Jost hat am Wochenende seine Ausstellung in der eigenen Galerie «Chürzi» eröffnet mit einem Schutzkonzept, wie es verlangt wird. Auf den 140 Quadratmetern der Galerie zeigt er rund 80 Ölbilder, die mehrheitlich in den letzten zwei Jahren entstanden sind. «Im Mai hätte ich eine Ausstellung in der Provence gehabt, die wir wegen der Coronakrise absagen mussten.» Statt in Frankreich sind die Bilder nun an der Kürzestrasse in Biberist zu sehen.

Die Provence ist auf vielen seiner Bilder zu finden. Er fahre mehrmals pro Jahr für ein paar Tage hin. Es seien das Flair der Provence, die warmen Farben und das «unglaubliche Licht», was ihn fasziniere. «Dort ist nicht alles weiss, eckig und blitzblank.» Die Strassenszenerien und Landschaften, die ihn berühren, skizziert er mit Bleistift auf Papier, macht ein Foto, als Gedankenstütze sozusagen, und malt sie dann zurück zu Hause in Ölfarbe, mal mit Pinsel, mal mit Spachtel, auf die Holzfaserplatte, die er zuvor mit Acryl grundiert hat. In einer Nische des grossen Raums unter dem hölzernen Walmdach hat er sich ein Atelier eingerichtet; die Morgensonne fällt von rechts in den Raum und beleuchtet Josts Arbeitsplatz. Ein Plattenspieler im grossen Raum verrät seine Liebe zur Musik.

Das Malen in Öl hat er vom Vater gelernt

Die Malerei, vor allem die technische Seite der Ölmalerei, hat Jost von seinem Vater mitbekommen. Otto Jost senior, beruflich als Landschaftsgärtner tätig, malte ebenfalls in Öl. «Eher kleine Bilder und die sehr detailliert», sagt Jost. Ausgestellt habe der Vater aber nie. Fotografisch genau müssen die Sujets für Jost junior nicht sein. «Aber man muss erkennen, was es ist.» Für Landschaften aus seiner Region – Jost ist in Gerlafingen aufgewachsen und wohnt seit 60 Jahren in Biberist – brauche er keine Vorlage. Die hat Jost im Kopf, in seiner Erinnerung: Der Inkwilersee, der Burgäschisee, der Gerlafingerweiher oder die Emme.

Josts Bilder leben von einem Licht-Schatten-Spiel, von Kontrasten, harmonischen Bildkompositionen und von einer kräftigen und klaren Farbpalette. Es scheint eine an den impressionistischen Stil angelehnte Malerei, die mit den Bildern zu einem Ausdruck seiner persönlichen und eigenen Wahrnehmung führen. Sie lassen den Betrachter und die Betrachterin Anteil haben an Josts Sicht auf die Welt.