Verkehrsplanung
Kanton will ganze Strasse umgestalten – Kriegstetten geht auf die Barrikaden

Die Gemeinde Kriegstetten will eine Lösung für zwei neuralgische Kreuzungen, der Kanton gleich für den ganzen Strassenzug.

Urs Byland
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Der Fahrer hat Mühe, seinen Sattelschlepper an der Insel beim Fussgängerstreifen vorbeizusteuern. uby

Der Fahrer hat Mühe, seinen Sattelschlepper an der Insel beim Fussgängerstreifen vorbeizusteuern. uby

Urs Byland

Kriegstettens Gemeinderat sucht den Konflikt mit dem Kantonalen Amt für Verkehr und Tiefbau. Verweigert wird die Zahlung einer Rechnung des Kantons in der Höhe von 13 000 Franken für den Gemeindebeitrag für Planungen 2015, Kantonsstrassen. Der Gemeinderat verlangt eine detaillierte Aufstellung. Die umstrittene Rechnung geht zurück auf eine Planung des Kantons, welche den Gemeindepräsidenten Manfred Küng auf die Palme treibt.

Mit dem Bau des Möbellagers im Derendinger Wissensteinfeld erwartete der Kanton eine Zunahme des Schwerverkehrs. Die Gemeinde geht davon aus, dass nicht wenige Laster via Kriegstetten die Autobahn anpeilen würden oder von dieser das Wissensteinfeld. «In Kriegstetten gibt es zwei neuralgische Punkte, an welchen die Sattelschlepper Probleme haben», sagt Gemeindepräsident Manfred Küng.

Einerseits die Kreuzung mit der Verbindungsstrasse nach Subingen nahe der Autobahnbrücke, andererseits die wichtigste Kreuzung im Dorf beim «Kreuz». «Hier haben die Fussgänger ein Inseli beim Fussgängerstreifen. Wenn der Sattelschlepper einbiegt, reicht der vorhandene Radius nicht aus.» Deshalb hat Kriegstetten den Kanton gebeten, die neuralgischen Punkte anzuschauen und etwas zu unternehmen, was auch geschah.

Gemeinderat stoppt Planungen

Die Planung des Kantons sieht nun aber eine Gestaltung der gesamten Kantonsstrasse von Recherswil bis Derendingen vor. Küng spricht von planerischem Unfug. «Wir haben die Anfrage von Kriegstetten entgegengenommen, haben andererseits auch Anfragen von Velofahrern, die sich auf der Hauptstrasse im Dorf nicht wohlfühlen», erklärt Peter Portmann, Kreisplaner beim Kantonalen Amt für Verkehr und Tiefbau und Velobeauftragter.

Warum nicht beide Anliegen in einem Projekt verarbeiten? Die Hauptstrasse müsse sowieso eine Anpassung für den Langsamverkehr erhalten, auch wenn die Strasse nicht zuoberst auf der To-do-Liste stehe. «Wir haben daraufhin die Gemeinde informiert, dass wir das Gestaltungskonzept auslösen wollen, und haben dazu keine Absage erhalten.» Mit vier Varianten in Form von Empfehlungen ging Portmann in den Gemeinderat von Kriegstetten. «Ich hoffte darauf, zwei Empfehlungen weiterbearbeiten zu können.» Und er habe natürlich auch spüren wollen, was die Gemeinde will, ob allenfalls Anpassungen oder Alternativen im Raum sind. Der Gemeinderat stoppte die weitere Planung.

«Wir prüfen Alternativen»

«Mich hats verblasen», so der Gemeindepräsident. Er verstehe nicht, weshalb die schwächsten Verkehrsteilnehmer als Poller verwandt werden sollen. Er sei früher oft zum Bahnhof Solothurn gefahren und habe in Kriegstetten die Parallelstrasse zur Hauptstrasse benutzt: «Ohne grosse Gefährdung durch Autos.

Diese Variante wurde vom Kanton gar nicht angeschaut. Dort will man offenbar das Langsamverkehrskonzept durchsetzen und eine Veloautobahn auf der Hauptstrasse.» Küng fordert einen offenen Planungsprozess. Portmann widerspricht. «Wir prüfen solche Alternativen schon. Und wir haben beispielsweise auch schon den Veloverkehr abseits der Strasse hintendurch geführt, wenn die Verhältnisse dafür sprechen.» Er erwähnt den Veloweg vom Bolacker «Obergerlafingen» nach Gerlafingen. «Dort sind
die Strassenverhältnisse aber sehr eng und es hat viel Schwerverkehr.»

Normalerweise werde aber der Langsamverkehr über die Kantonsstrasse geführt, weil diese topografisch eher flach und wenig kurvig ist. «Für E-Bikes ist es schwierig, über kurvige Quartierstrassen zu fahren.» Aber entschieden sei in Kriegstetten noch nichts, führt er weiter aus, zumal wegen des offen geführten Dorfbaches und diverser Mauern auf privaten Liegenschaften die Verhältnisse auf der Hauptstrasse eingeschränkt seien. Ein beidseitiger Fahrradstreifen sei beispielsweise nicht möglich.

Detailrechnung ist unterwegs

Für die Planungsarbeiten stellte der Kanton anschliessend Rechnung an die Gemeinde. Vom Projektierungskredit in der Höhe von 95 000 Franken habe man rund einen Drittel bereits gebraucht.

Davon wiederum muss die Gemeinde ihren Anteil, ebendiese 13 000 Franken, bezahlen, so Portmann. «Wir haben erklärt, dass wir nicht einverstanden mit der Planung sind und haben die Rechnung refüsiert», sagt Manfred Küng. Das war Mitte Dezember. Er warte noch immer auf eine detaillierte Rechnung. Diese sei nun verschickt worden, so Portmann.

Der Gemeinderat von Kriegstetten werde nicht klein beigeben. «Ich bin nicht einverstanden damit, wie hier gearbeitet wird», sagt Manfred Küng. Er fordert Transparenz auch in Bezug auf die Frage, wie der Kanton zu diesem Planungsbüro gekommen sei. So habe das Büro für die Kreuzung mitten im Dorf eine Art Doppelkreisel geplant. «Was auf dem Papier schön aussieht, kann hier gar nicht ausgeführt werden, dazu reicht der Platz nicht.»

Küng würde das Problem anders lösen. «Das Inseli einige Meter verschieben, das reicht.» Und bei der Kreuzung Subingenstrasse/Hauptstrasse müsse man entweder etwas Land enteignen oder auf der Gegenfahrbahn ausholen dürfen. «Das wird heute schon so gemacht», so Küng. Laut Portmann ist die Planung aktuell durch den Gemeinderat blockiert. Er habe angeboten, die Planung gemeinsam fortzuführen. Auch eine separate Lösung für die beiden neuralgischen Kreuzungen sei möglich.