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Die Wagabunten haben einen zeitlich begrenzten Wagenstellplatz im Biberister Bleichenberg in Aussicht.
Eine kleine Baupublikation sticht im «Azeiger» heraus. Die Wagabunten wollen in Biberist auf einem temporären Wagenstellplatz kurzzeitig heimisch werden. Die Wagabunten haben in der Vergangenheit an diversen Plätzen in der Region Solothurn auf sich aufmerksam gemacht. Sei es mit bunten Wagen und Fahnen, und meist, weil sie die Grundeigentümer jeweils mit ihren Wagenburgen überraschten.
Stadtnomaden sind schon seit mindestens 2008 in Bern und später in Basel in Wagen hausend anzutreffen. In Solothurn machen Stadtnomaden oder Besetzer und später Wagabunten genannt im November 2013 auf sich aufmerksam. Sie werden in Lüsslingen von den SBB als Eigentümerin des besetzten Areals fortgewiesen und bauen danach ihre Wagenburg auf dem alten Kofmehl-Areal an der Gibelinstrasse auf. Längere Zeit bleiben können sie in der Folge nirgends. Ihre Stationen sind der Kofmehlweg neben der Westumfahrungsbrücke, der Badi-Parkplatz, die Grabackerstrasse, das Waldstück zwischen der Badi und dem Campingplatz, Attisholz, der Hohberg zwischen Solothurn und Lüsslingen und danach alternierend im Sommer die Grabackerstrasse und im Winter der Badi-Parkplatz. 2016 werden die «Wagabunten» aufgefordert, bis 11. April die Stadt Solothurn zu verlassen oder einen legalen Standort – konkret den Campingplatz – zu beziehen. Im August ist es so weit.
Die Wagabunten gehen, ein «standhaftes Mitglied» der Wagendorf-Kommune zurücklassend: Es handelt sich um den «Wagen Nummer 14», ein Miniatur-Wohnwagen, der mit Botschaften übersät ist. Ihr nächstes Ziel ist ein Areal nahe Schöngrün auf Biberister Boden. Wenige Wochen später sind sie bei der nahen Dreyfusshalle zu finden. Im Mai 2017 erfolgt die vorletzte Sichtung der Wagabunten auf dem Ost-Parkplatz des Attisholz-Areals. Danach finden sie im Oberen Emmenholz in Zuchwil an der Bahnlinie einen Platz. Aktuell hat sich ihre Spur verflüchtigt. (uby)
Auf Anfrage erklären die Wagabunten, die weiterhin anonym bleiben wollen, dass sie mit dieser Baupublikation nun nicht ihre Strategie grundlegend ändern würden. «Wir versuchen seit bald fünf Jahren, auf einem gesellschaftlich akzeptierten Weg einen Standort zu bekommen.» Das Besetzen von verschiedenen Plätzen, ohne definitive Erlaubnis der Grundeigentümer, sei bisher jedoch die erfolgreichste Strategie für ihr Vorhaben gewesen.
Derjenige, der den Wagabunten einen Standort für eine Wagenburg bieten will, ist kein Unbekannter. Es ist Urs Zuber, der früher den Bauernbetrieb der Aussenstation für die Strafanstalt führte. In der Aussenstation vermietet er dem Kanton noch bis Ende März Wohnungen für Flüchtlinge. Den 100 Hektar grossen Bauernbetrieb hat er zu einem Biobetrieb umgewandelt. Dort züchtet er Rinder und produziert Bio-Fleisch für die Migros.
Neuerdings verkauft er das Bio-Weide-Beef zusammen mit seiner Tochter auch selber. Auf seinem Gelände westlich der grossen Freilaufställe soll die Wagenburg mit den angekündigten neun Wagen platziert werden. Er wolle den Platz aber zuerst noch teeren, um dort später Ballen lagern zu können. Wenn das nicht klappt, werde es auch nichts mit dem Standort für die Wagenburg der Wagabunten.
Der Standort scheint gut gewählt. Die nächsten Wohnhäuser befinden sich in einer Entfernung von gegen 200 Metern. Kontakt hatte Urs Zuber schon seit einiger Zeit mit den Wagabunten, weil diese bereits einmal auf seinem Pachtland beim Schöngrün lagerten, was er als Pächter des Landes tolerierte. Später haben die Wagabunten mit Urs Zuber Kontakt aufgenommen und ihn angefragt, ob er nicht eine andere Möglichkeit für einen Standort anbieten könnte.
Die Wagabunten wollen im Sommer die Wagenburg bei Zuber aufbauen. Bleiben könnten sie befristet bis Ende Jahr.
Wo die Wagabunten bis zum Sommer sein werden, wird noch nicht verraten. Auf entsprechende Anfrage erklären sie: «Da es in anderen Gemeinden, nicht wie Solothurn (dem Ort, wo sämtliche Bewohner der Wagabunten Steuern zahlen) oder Biberist, trotz gleicher Gesetzeslage möglich ist, Zwischennutzungen einzugehen, haben wir bis im Sommer eine gesellschaftlich akzeptierte Lösung parat.»
In der Baupublikation ist die Rede von neun Wagen. Vergleicht man mit den bisherigen Wagenburgen der «Wagabunten», ist ein Zuwachs zu verzeichnen. «Es finden sich sehr viele Personen, welche unsere Art zu leben sehr attraktiv finden», schreiben dazu die Wagabunten. Dies zeige, dass in dieser Gesellschaft ein grosses Bedürfnis nach alternativen Wohnformen bestehe. «Es ist an der Zeit, diese zu ermöglichen.»
In einer Woche wird sich zeigen, ob die alternative Wohnform im Bleichenberg auf Akzeptanz trifft. Dann endet die Einsprachefrist zur Baupublikation.