Drei Höfe/Halten
Hier im Wald dürfen Biber künftig Bäume fällen

Zwischen den Gemeinden Drei Höfe und Halten soll ein Bypass das vom Biber am Weierbach gestaute Wasser ableiten. Mit dieser Massnahme will man den Lebensraum des Bibers erhalten.

Rahel Meier
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Biber-Bypass zwischen Drei Höfe und Halten
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Im Wald darf der Biber so viele Bäume annagen und Wasser stauen, wie er möchte.
Der Gegenschutz wird schon bald demontiert, dann darf der Biber nagen
Die Eichen im Wald werden aber wohl mit Drahtgeflecht geschützt. Bypass für einen Biberdamm
Biber-Fussabdrücke im Sand
Ein Bagger am Werk
Die Drainage wurde so gelegt, dass sie bei Bedarf verlängert werden könnte
Baggerführer Xaver Egloff von Rennhard Gartenbau
Der Biber hat bereits einen neuen Damm genau unterhalb des Auslaufes der Drainage gebaut
Und schon baut der Biber den nächsten Damm gleich unterhalb der Drainageleitung
Schön sichtbar sind die Wege des Bibers und die abgefressene Vegetation

Biber-Bypass zwischen Drei Höfe und Halten

Hansjörg Sahli

Vor fünf Jahren hat sich David Gerke den Biberdamm am Weierbach zum ersten Mal angesehen. Damals war er noch kürzer als jetzt und auch noch nicht überwachsen. «Ich gehe davon aus, dass sich die Biber im Jahr 2010 oder 2011 am Weierbach ansiedelten.»

Gerke ist sich ziemlich sicher, dass eine ganze Biberfamilie dort lebt. Denn ein Tier, das ihm in die Fotofalle ging, war kleiner als ein Fuchs und muss demzufolge ein Jungtier sein. Gerke kennt sich aus mit Bibern. Seit dem Jahr 2012 arbeitet er für Pro Natura bei «Hallo Biber! Mittelland» und ist für Renaturierungsprojekte zuständig.

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David Gerke

Biber geht nicht mehr weg

«Der Biber wird hier am Weierbach bleiben.» David Gerke ist deshalb überzeugt, dass die Drainageverlängerung (siehe Kasten) langfristig eine gute Lösung ist. Die Drainage ist im Übrigen so gelegt worden, dass sie bei Bedarf verlängert werden könnte.

Tatsächlich hat der Biber in der Zwischenzeit bereits einen neuen Damm, genau unterhalb des Auslaufes der Drainage gebaut. «Das war zu befürchten», lacht der Biberspezialist darauf angesprochen.

Biber-Bypass

Zurzeit wird rund um die beiden Biberburgen im «Schnapshölzli» mit schwerem Gerät gebaggert. Das bestehende Drainagesystem der Flurgenossenschaft Drei Höfe wird um eine neue Leitung um rund 160 Meter verlängert. Mit der Verlängerung der Drainagen sollen die Biberbauten erhalten und gleichzeitig dehr stetige Abfluss im Drainagensystem gewährleistet und damit der Rückstau auf angrenzendes Landwirtschaftsland verhindert werden. Das Wasser aus den Drainagen wird mit einem Bypass durch den Wald ab- und unterhalb des Biberdammes in den Weierbach eingeleitet.

Gabriel van der Veer (wissenschaftlicher Mitarbeiter Amt für Wald Jagd und Fischerei) ist überzeugt, dass diese Massnahme für die Landwirtschaft eine Entlastung bringt. «Es ist das erste Mal, dass wir so etwas versuchen. Wenn sich der Bypass bewährt, dann kann das sicher auch andernorts in der Schweiz Schule machen.» Die Finanzierung dieser Massnahmen wird übrigens durch den Fonds des Alpiq Kraftwerks in Ruppoldingen bezahlt.

Die Grabarbeiten wurden bereits im Januar begonnen, mussten dann aber wegen des nassen Bodens bis letzte Woche unterbrochen werden. (rm)

Allerdings darf der Biber im Wald so viele Bäume annagen und Wasser stauen, wie er möchte. «Wir haben diesen Wald nicht gekauft, um Geld damit zu verdienen. Er soll dem Biber als Lebensraum dienen und er darf ihn umgestalten.»

Auf der Parzelle die Pro Natura erwerben konnte (siehe Kasten unten), stehen viele Ahornbäume, die mit einem Fegeschutz versehen sind. «Diese werden wir alle wegnehmen.» Möglicherweise wird auch noch die eine oder andere Fichte gefällt. Die Eichen hingegen werde man wohl mit Drahtgeflecht schützen und hofft, dass der Biber sie in Ruhe lässt. Zusätzlich sollen in der Schneise, die durch das Verlegen der Drainage entstanden ist, Weidenstecklinge eingepflanzt werden. Biber lieben Weiden, erklärt Gerke diese Massnahme.

Burgen und Dämme

Der Biber lässt sich laut Gerke in ein paar wenigen Worten beschreiben. «Er baut Höhlen oder Burgen in denen er wohnt und Dämme, mit denen er Gewässer so staut, dass er gut darin schwimmen kann. Der Biber lebt in einer Familie, ist ortsgebunden und Vegetarier.»
Im Biberrevier am Weierbach sind die Spuren der Tiere gut zu sehen. Vom Bach aus führen kleine Trampelpfade in den Wald und auch in die angrenzende Wiese, wo die Tiere mit Vorliebe Klee, aber auch allerlei Gräser fressen. Im Wald sind überall angenagte oder gefällte Bäume zu sehen.

Stören die Bauarbeiten für die Drainage die Biber? Gerke verneint: «Biber sind tolerant.» Ungünstig sei einzige der Zeitpunkt, da im Mai die Jungen zur Welt kommen. «Aber das ging jetzt halt wegen der Witterung nicht anders.»

Biberrevier und Burgen langfristig erhalten

Pro Natura Schweiz und Pro Natura Solothurn haben gemeinsam eine 36 Aren grosse Parzelle im sogenannten Schnapshölzli in Halten erworben. Die Waldparzelle befindet sich im Bereich eines Biberreviers, das seit 2011 am Weierbach im Gebiet des Herrenwaldes/Zinsibrunnen (Gemeinden Halten und Drei Höfe) besteht. Im nordöstlichen Teil der Parzelle befinden sich bedingt durch den nahe liegenden Biberteich vernässte Stellen und zwei Biberburgen.

Pro Natura möchte das Biberrevier und die Burgen langfristig erhalten und plant einige Aufwertungen zur Förderung des Bibers, der hier ungestört leben und das Gebiet umgestalten darf, und zur Förderung von Amphibien und Reptilien. Schon bald dürfte eine zweite Parzelle in etwa der gleichen Grösse dazukommen. Auch dieses Waldstück wurde Pro Natura zum Kauf angeboten. Angrenzend an das Biberrevier befindet sich ein Waldreservat der Bürgergemeinde Halten. (rm)