Feldbrunnen
Heisser Tanz um die sieben Sitze: Das sind die Kandidierenden

In Feldbrunnen sorgen abtrünnige FDP-Gemeinderäte mit ihrer Freien Liberalen Liste für Unruhe im Gemeinderatswahlkampf.

Urs Byland
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In Feldbrunnen ist der Wahlkampf spannend: Wie die neue Freie Liberale Liste sich auf die Gemeinderatswahlen auswirken ist unklar.

In Feldbrunnen ist der Wahlkampf spannend: Wie die neue Freie Liberale Liste sich auf die Gemeinderatswahlen auswirken ist unklar.

Hansjörg Sahli

In Feldbrunnen ist der Kampf um die sieben Sitze im Gemeinderat schon lange entbrannt. Und er begann mit einem Waterloo für die FDP, die bis anhin mit vier Sitzen die Mehrheit im siebenköpfigen Gemeinderat vertrat. An der Nominierungsversammlung verabschiedeten sich gleich drei der vier Gemeinderäte. Neben einer Demission musst die Partei der Gemeindepräsidentin Anita Panzer auch eine Abspaltung hinnehmen.

Die Kandidierenden

FDP: Anita Panzer (bisher, 1971, Kommunikationsberaterin und Gemeindepräsidentin); Andreas Brand (1949, Masch. Ing. HTL); Katharina Clemmensen (1951, Hausfrau); Hansjürg Geiger (1951, Biologe); Livio Marzo (1975, Unternehmer); Urs Schweizer (1957, Unternehmer); Felix Truninger (1966, El. Ing. HTL)
SVP: Björn Meister (1977, Geschäftsführer); Roger Schmid (1987, Filialleiter)
CVP: Andreas Felder (bisher, 1973, Wirtschaftsinformatiker); Erich Brand (1955, Immobilientreuhänder); Debora Hugi (1981, Kindergärtnerin); Stefan Kaltenbach (1963, Head of Process and Control); Caroline Schwarzenbach (1970, dipl. Betriebswirtin FH); Markus von Arx (1960, Buchautor, Stadt(ver)führer); Susan von Sury-Thomas, (1961, dipl. Biologin, Familienfrau)
SP und Unabhängige: Alfred Hug (bisher, 1960, Betriebsleiter)
Freie Liberale Liste: Thomas Schluep (bisher, 1963, dipl. Bauing. HTL/FH/ STV); Adrian Zbinden (bisher, 1962, Zahnarzt, Dr. med. dent.)

Die beiden Gemeinderäte Adrian Zbinden und Thomas Schluep gründeten flugs eine neue Partei, die Freie Liberale Liste. Sie kritisierten eine autoritäre Parteiführung, welche jegliche innovative und kreative Ideen unterdrücke. In der FDP-Ortspartei habe eine Radikalisierung zu einem Rechtsrutsch geführt. Dabei werde das freisinnig-liberale Gedankengut als Alibi für eine finanzpolitische Klientelbewirtschaftung missbraucht. Und: Auf Kosten einer generationenübergreifenden Lebensqualität werde nur auf einen tiefen Steuersatz geschaut.

«Stark verankert»

«Es ist in der Tat eine unerfreuliche Entwicklung», kommentiert FDP-Ortsparteipräsident René Garo die Abspaltung. «Die beiden früheren FDP-Gemeinderäte fahren eine polemische Politik, die nicht unserem Stil entspricht.» Die FDP werde ihren Weg gehen wie in den letzten Jahrzehnten auch. «Wir haben eine starke Verankerung im Dorf. Ich gehe davon aus, dass diese nicht erschüttert wird.»

Neben der neuen Partei habe auch die CVP in den letzten zwölf Monaten grosse Anstrengungen unternommen. «Das belebt die politische Landschaft.» Er habe grundsätzlich nichts gegen eine qualifizierte Alternative. Diese Belebungen würden zu einem intensiven Wahlkampf führen, ist er überzeugt. «Es ging bisher in Feldbrunnen auch immer um das Restmandat.» Die FDP erreichte abwechslungsweise drei oder vier Sitze. «2013 haben wir mit einer starken Anita Panzer das Restmandat für uns holen können. Aber auch mit drei Sitzen hätte die FDP eine starke Position.»

Kommt man auf die FDP-Liste zu sprechen, gerät René Garo beinahe ins Schwärmen. Denn mindestens so wichtig wie die Anzahl gewichtet er die Qualität und Persönlichkeit der Kandidatinnen und Kandidaten. «Wir haben eine selten starke Liste. Ich bin stolz auf diese Liste.»

Die Botschaften der Abtrünnigen

Das muss Garo sein. Denn die zwei ausgescherten Gemeinderäte Adrian Zbinden und Thomas Schluep haben zwei klare Botschaften. «Wir haben uns nicht wegen Anita Panzer von der FDP-Ortspartei abgewandt. Im Gegenteil: mit ihr haben wir immer gut zusammen gearbeitet.»

Die zweite Botschaft ist eine wahltaktische: «Die Wähler, die bis anhin gewohnheitsmässig die FDP-Liste in die Urne warfen, müssen dieses Mal unsere Liste der Freien Liberalen Liste verwenden. Wir brauchen diese Listenstimmen. Sie können immer noch ihnen genehme Personen auf unsere Liste panaschieren, beispielsweise die Gemeindepräsidentin.» Sie seien oft von den Leuten aus dem Dorf zu ihrem Mut, diesen Schritt zu gehen, beglückwünscht worden. «Das Echo war grossartig.» Er garantiere denn auch, dass er und sein Kollege Zbinden keinen Richtungswechsel anstreben und keine andere Politik wollen als ihre bisherige, freisinnige, sozial moderate, liberale, solothurnisch geprägte Dorfpolitik.

Die Chancen beurteilen Schluep und Zbinden als gut, wenigstens einen, wenn nicht zwei Sitze holen zu können. Obwohl nicht nur die FDP drängt, sondern auch die CVP, die «ziemlich aufgerüstet hat», so Schluep. Eine Parteigründung nach der Abspaltung, dafür sind Schluep und Zbinden noch nicht zu haben. «So weit haben wir noch nicht vorausgeschaut.»

Mehr Hoffnungen als Sitze

Die SVP rechnet damit, ihren Sitz verteidigen zu können, und hofft auf einen zweiten, wie Ortsparteipräsident Roger Schmid erläutert. Denn vor vier Jahren habe nicht viel zum zweiten Sitz gefehlt. Die Hoffnung gründet auf das Waterloo der FDP. «Entweder profitieren wir von dem Theater der FDP, wenn die beiden bisherigen Gemeinderäte nicht mehr gewählt werden.» Oder es profitiere die neue Partei. Die demissionierende SVP-Gemeinderätin Veronika Schärli hinterlasse schon eine Lücke. Aber Schmid setzt auf die Wähler. «Wir haben viele stille Wähler in Feldbrunnen.»

Das sagt auch SP-Ortsparteipräsidentin Irene Schluep. «Wir haben viele Wähler, die uns unterstützen, die aber nicht offiziell mit uns in Verbindung gebracht werden wollen.» Ein Manko ortet sie vor allem bei den jungen Wählern. «Wir haben jetzt aber eine Aktion gestartet, um Junge für die SP zu begeistern.» Mit Alfred Hug habe die SP zwar nur einen Kandidaten auf der Liste, dafür «einen guten», so Schluep. Der Ausgang der Gemeinderatswahl sei offen.

Die Aufruhr, für welche die FDP mit der Abspaltung gesorgt habe, könnte sich positiv für ihre Liste SP und Unabhängige auswirken. «Ich gehe nicht davon aus, dass wir unter die Räder kommen.» Denn die SP habe auch ein wichtiges Ziel: «Den Steuerfuss tief halten, aber nicht um jeden Preis.» Damit wolle die SP einen Gegenpol bilden zu den Steueroptimierern der FDP.

Die CVP ist seit dem Zuzug der langjährigen Kantonsrätin Susan von Sury-Thomas im Aufwind. Dies zeigt auch eine volle Liste, mit der die Partei antritt. Aber von Sury-Thomas winkt ab: «Das ist nicht nur meiner Arbeit, das ist der Arbeit des Teams zu verdanken.» Man will den vor vier Jahren verlorenen zweiten Sitz im Gemeinderat wieder zurückholen, so das Ziel. Dieses Ziel habe man sich schon vor den Wirren rund um die FDP gesetzt.

Wie sich die Abspaltung innerhalb der FDP auf die Wahlen auswirken wird, «das sehen wir am 21. Mai». Die CVP arbeite lösungsorientiert. «Wir sind bereit, mit den anderen Parteien im Gemeinderat zusammenzuarbeiten.»