Der Gemeinderat von Recherswil bereitet die Reorganisation der Gemeindeführung vor. Über die definitive Vorlage wird am 8. Juli vor der Gemeindeversammlung entschieden.
Das Problem im rund 2000 Einwohner zählenden Recherswil ist auch vielen anderen kleineren Gemeinden mit zunehmendem Bevölkerungswachstum bekannt. Mit zu wenig Kapazität in Gemeindeverwaltung und –behörde soll dennoch eine umfassende Dienstleistung erbracht werden. Dies führt zu einer dauerhaften Überbelastung der Ratsmitglieder, Angestellten und des Gemeindepräsidenten. Hardy Jäggi verfügt über ein Pensum von 20 Stellenprozenten, arbeitet aber für Gemeindebelange, wie eine Aufwandanalyse zeigt, sehr viel mehr. Deshalb entschloss sich der Rat mithilfe des Beraters Thomas Gehrig, eine neue Lösung für die Gemeindeführung – und dies mit Start in der kommenden Legislatur – zu suchen.
Das von Gehrig entwickelte Arbeitspapier wurde im Rat ausführlich besprochen und zu einer griffigen Vernehmlassungsgrundlage für die Bevölkerung zusammengefügt. Am 16. März wird jede Recherswiler Haushaltung in einer Beilage zum «Azeiger» über mögliche Veränderungen in der Gemeindeorganisation informiert. Am 28. März folgt dann der Informationsabend zu diesem Thema. «Dort wünschen wir uns eine breite Diskussion», waren sich die Ratsmitglieder einig.
Mit der Variante «Fondamento» könnten die jetzt mit 210 Prozent ausgestattete Gemeindeverwaltung ebenso wie die in Ressorts arbeitenden Gemeinderatsmitglieder noch mehr Verantwortung übernehmen. Wichtige Aufgaben wie Planung, Repräsentanz, Bürgerkontakte, Vernetzung der Gemeinde und Kommunikation sollen als «Chefsache» weiterhin beim Präsidium verbleiben, dessen Aufwand in «Fondamento» mit rund 30 Stellenprozenten veranschlagt wird. Durch die Verlagerung von wichtigen Tätigkeiten auf die rätlichen Ressorts und die um 10 Prozent aufgestockte Verwaltung muss hier aber eine finanzielle Kompensation erfolgen. Zu rechnen ist mit höheren Sitzungsgeldern. Den Mehraufwand von «Fondamento» beziffert das Gutachten auf jährlich 50 000 Franken.
Das Modell «Faro» als zweite Variante will die Gemeindeführung «aus einer Hand» in der Person des Gemeindepräsidenten oder der Gemeindepräsidentin, stärken. In Addition aller Verpflichtungen wächst das Präsidium zu einem Halbamt, was verglichen mit «Fondamento» wieder zur Entlastung in den rätlichen Ressorts führt. Für dieses Teilamt müsste gemäss Variante «Faro» das Gemeindebudget jährlich rund 55 000 Franken vorsehen plus eine Aufstockung in der Verwaltung um rund 15 Stellenprozente auf der
Sachbearbeiterebene.
Für die Vernehmlassung lautet also die grundsätzliche Frage: Wie soll das Recherswiler Gemeindepräsidium künftig aussehen, und welche Auswirkungen hat eine neue Aufgabenverteilung auf Organisationsstruktur und Mandate? «Wir laden alle Stimmberechtigten ein, die Reorganisation der Gemeindeführung mitzugestalten», hiess es im Rat. Über die nach der Vernehmlassung überarbeitete definitive Vorlage entscheidet die Gemeindeversammlung am 8. Juni. Der in diesem Wahljahr berufene neue Gemeinderat konstituiert sich dann am 17. August.
Der Gemeinderat hat sich:
> im Referat von Daniel Stuber (Trees AG, Bern) die Möglichkeiten eines Versicherungsmaklers zur Optimierung der Assekuranz-Verpflichtungen der Gemeinde vorstellen lassen;
> nach Abwägen von Vor- und Nachteilen beschlossen, die Kompetenz zum Verkauf eines weiteren Baufelds im Dorfzentrum bei der nächsten Gemeindeversammlung einzuholen. (gku)