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Der 53-jährige Fritz übernachtete einige Male beim verstorbenen Kurt. Am Montag sollte er die Wohnung verlassen. In dieser Nacht starb Kurt durch einen Schuss. Nun meldet sich ein guter Freund. Er glaubt, dass Fritz der Täter ist.
Roland Schweizer kannte den verstorbenen Kurt B. gut. Kennen gelernt hatten sich die beiden 1991 in der Gassenküche. Sie arbeiteten zusammen und sahen sich regelmässig. Der 52-jährige Stadtsolothurner weiss von den Alkohol- und Drogenproblemen seines guten Freundes. Es sei ihm einmal sehr schlecht gegangen. «Er trank täglich zwischen 20 und 30 Dosen Bier und war den ganzen Tag am Amthausplatz anzutreffen.»
Als die Mutter von B. starb, krempelte er sein Leben um. «Zuletzt nahm er zwar noch eine sehr kleine Menge Methadon, war aber so ‹zwäg› wie schon lange nicht mehr», sagt sein guter Freund. Nächstens wollten die beiden zusammen reisen gehen – nach Deutschland und Amsterdam. Finanziell sei es dem IV-Bezüger auch gut gegangen, so Schweizer. «Er war ein gutmütiger und hilfsbereiter Mann. Er hätte sein letztes Hemd für andere hergegeben.» Kurt B. habe einfach den Fehler gemacht und Fritz* bei sich aufgenommen – zuerst wochen- dann tageweise.
Schweizer beschreibt den 53-Jährigen als ungepflegten, aggressiven und alkoholabhängigen Junkie. Der sei ein obdachloser IV-Bezüger und schon aus mehreren Wohnungen geflogen – auch im begleiteten Wohnen. Wegen seines schlechten Verhaltens habe er in der Gassenküche Hausverbot erhalten. «Er hat von Tag zu Tag gelebt und auch draussen geschlafen. Er habe die Gutmütigkeit von jedem ausgenutzt und sich auch nicht an Regeln gehalten.» Gestohlen habe er auch.
Die Kollegen hätten geahnt, dass es nicht gut kommen würde. «Wir haben ihn mehrmals gewarnt. Am Freitag vor seinem Tod habe ich Kurt gesagt, dass er ihm die Taschen vor die Tür stellen soll.» Dieser wollte nicht auf seinen Kollegen hören, stellte Fritz aber wegen Klagen der Nachbarn ein Ultimatum: Er sollte die Wohnung bis am Montag verlassen.
In der Tat verliess Fritz die Wohnung – aber in Gewahrsam der Polizei. Was genau in der Nacht auf Montag im Mehrfamilienhaus an der Grederhofstrasse geschah, ist noch unklar. Eine Nachbarin hatte einen Schuss gehört und die Polizei um 1.30 Uhr verständigt. Als diese in der Wohnung im obersten Stock nachschaute, fand sie den toten Kurt B. vor – und Fritz. Der 53-Jährige wurde festgenommen. Er befindet sich in Untersuchungshaft. Zum Todesfall wird in alle Richtungen ermittelt.
Es könnte auch ein Unfall gewesen sein, meint Roland Schweizer. Er traut es Fritz aber zu, dass dieser seinen guten Freund auf dem Gewissen hat. Drogen könnten den Auslöser gewesen sein. «Fritz hatte wohl kein Geld mehr.»
Vor wenigen Wochen soll dieser auf der Strasse damit geprahlt haben, eine Waffe erworben zu haben. Eine Nachbarin äussert gegenüber «20 Minuten» den Verdacht, dass die beiden Russisch Roulette gespielt hätten. «Humbug», sagt Schweizer dazu. «Kurt hätte nie bei so etwas mitgemacht. Er hätte Fritz wohl sofort rausgeschmissen, wenn er eine Waffe in dessen Händen gesehen hätte.»
Was sagt die Staatsanwaltschaft zu den Informationen? Die Fragen bleiben unbeantwortet. «Praxisgemäss und aus Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte machen wir keine näheren Angaben zu einzelnen Personen», heisst es. Die Untersuchungen rund um die Schussabgabe seien nach wie vor in Gang. «Weitere Angaben sind daher auf Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen zurzeit nicht möglich.»
Es gilt die Unschuldsvermutung.
*Name der Redaktion bekannt