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Die Wahlen für die sieben Sitze im Buchegger Gemeinderat versprechen Spannung – neben der FDP und der SP tritt am 21. Mai eine weitere Liste an
Nun ziehen in der grössten Gemeinde des Bucheggbergs normale Verhältnisse ein – zumindest, was die Politstruktur angeht. Ab der kommenden Legislatur amten im Gemeinderat von Buchegg sieben Personen. So viele, wie in der Gemeindeordnung vorgesehen sind.
In der ersten Legislatur nach der Fusion wollte die neue Gemeinde aber den Empfindlichkeiten in den zehn Dörfern Rechnung tragen und gönnte sich zehn Repräsentanten. Für die Amtsperiode bis 2021 fallen nun 3 Sitze weg. Da 5 Bisherige und 8 Neue antreten, versprechen die Wahlen einige Spannung. Nicht zuletzt, weil von 13 Kandidaten gleich 5 in Mühledorf wohnen.
Als einzige Partei präsentiert die FDP eine volle Liste. «Es war ein Riesenaufwand, die Kandidaten zu finden», sagt Gemeindepräsidentin Verena Meyer. Bedauerlich sei, dass für die FDP nicht mehr Frauen kandidieren. Viele seien angefragt worden, hätten aber aufgrund der Familie und der Arbeitsbelastung abgesagt. Viele wollten nach der langen Ausbildung neben Beruf und Familie nicht noch Zeit für ein öffentliches Amt aufwenden.
«Dafür haben wir grosse Freude über die jungen Kandidaten», so Meyer. Vier der sieben Kandidaten haben Jahrgang 1983 oder jünger. Mit Niklaus Fischer ist auch ein Exponent der BDP dabei. Fischers Gesinnung sei nahe am Freisinn, sagt Meyer. Ausserdem kenne man ihn persönlich. Froh ist die Gemeindepräsidentin zudem, dass Einwohner aus Küttigkofen kandidieren. Das Dorf war in der ersten Legislatur nicht vertreten.
Dass von sieben Freisinnigen drei aus Mühledorf und zwei aus Bibern stammen, ist laut Meyer für die Wahl zweitrangig. «Die Ortschaft sollte nun keine Rolle mehr spielen. Statt ein Dorfdenken muss sich ein Gemeindedenken einstellen.» Bei den Gemeinderäten sei dieser Sinneswandel bereits erfolgt. Sie räumt allerdings ein, dass viele Dorfbewohner noch immer in den Grenzen ihrer alten Gemeinde denken.
Ein Ziel für die Wahlen hat sich die FDP nicht gesteckt. «Wir wollen echte Wahlen, das war unser Ziel.»
Die SP tritt mit einer Dreierliste an. Es sei sinnvoll gewesen, in der ersten Legislatur mit erfahrenen Kräften aus dem Fusionsprozess zu starten, sagt Parteipräsident Matthias Racine. «Jetzt muss es selbstverständlich sein, dass wir alleine antreten.» Allerdings sei die Kandidatensuche nicht einfach gewesen. Viele hätten mit dem Verweis auf die Vereinbarkeit des öffentlichen Amtes mit der Familie abgesagt. Auch vor der Arbeitsbelastung sei der Respekt gross. Die drei Personen, die auf der Liste stehen, hätten aber spontan zugesagt.
Zwar ist keine Bisherige auf der Liste. Aber mit der früheren Mühledörfer Ersatz-Gemeinderätin und Ex-Baukommissionsmitglied Anita Hug sowie mit der ehemaligen Berner Grossrätin Franziska Ingold portiert die Partei zwei Kandidatinnen mit Erfahrung. Nino Jacusso ist in der Filmszene ein bekannter Autor.
«Eine ausgewogene Verteilung wäre schön», sagt Racine zu der Tatsache, dass zwei SP-Kandidatinnen in Mühledorf wohnen. Allerdings sollte der Wohnort weniger eine Rolle spielen. Trotzdem bleibe die Gemeinde mit den drei Tälern und den zehn Dörfern ein grosses und komplexes Gebiet. Deshalb müsse darauf geachtet werden, dass in den Fachkommissionen das Spezialwissen vorhanden sei.
Die SP habe Anspruch auf einen Sitz, postuliert Racine. «Und das können wir auch schaffen.» Im Gemeinderat will sich die Partei für die Schule einsetzen. Auch müsse man dafür sorgen, dass sich der öffentliche Verkehr nicht auf Schülertransporte reduziert. Stark machen wolle man sich auch für Arbeitsplätze, Dienstleistungen sowie Treffpunkte zum Austausch der Bevölkerung. «Wir müssen gut zu dem schauen, was wir haben.»
Sabine Anderegg, 1964, dipl. Pflegefachfrau, Kyburg-Buchegg (bisher); Regula Blöchlinger, 1963, dipl. Psych. FH, Tscheppach; Samuel Marti, 1952, Landwirt, Hessigkofen (bisher)
Als dritte Kraft neben den traditionellen Bucheggberger Parteien FDP und SP tritt die Freie Liste an. Sie stellt drei Kandidaten, darunter mit Sabine Anderegg und Samuel Marti zwei Bisherige. Man wolle den beiden Parteien FDP und SP eine Alternative entgegenstellen, sagt SVP-Mitglied Marti.
Eine eigene Liste kann die SVP, die bei den Kantonsratswahlen im März in Buchegg immerhin einen Stimmenanteil von knapp 21 Prozent erhielt, nicht präsentieren. Die FDP sei im Bucheggberg nach wie vor sehr dominant, begründet Marti. Andere Parteien hätten es daneben schwer. Ausserdem würden zwar viele Leute SVP wählen, sich aber nicht dazu bekennen, glaubt er.
Die Freie Liste sei aber nicht als SVP-Liste zu verstehen. Sabine Anderegg ist parteilos und war Gemeindepräsidentin von Kyburg-Buchegg. Regula Blöchlinger ist Delegierte des Schulverbandes A3 Bucheggberg.
Die Bildung ist laut Marti denn auch jener Bereich, auf den die Freie Liste in den kommenden Jahren den Fokus richten will. Es sei in Ordnung, dass die Schule hohe Kosten verursache. «Dafür soll sie die Schüler aber angemessen auf das Leben vorbereiten und Grundwerte sowie die Fähigkeit zum Lösen von Problemen vermitteln. Es nütze nichts, wenn die Schüler nur auswendig lernten.
Daneben wolle man sich den Finanzen widmen. Das Geld werde in Buchegg «sehr ring» ausgegeben, so Marti. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass die Gemeinde auch ohne Anhebung des Steuerfusses von 115 Prozent funktionieren kann.