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Das Netzwerk «Buur on Tour» liefert per Post erntefrische Produkte aus der Region für und in die Region. Es werden keine Mangos, dafür frischer Rhabarber geliefert.
Blühende Kirschbäume so weit das Auge reicht, Kinder, die im Garten spielen, stämmige, mongolische Pferde auf der Weide und eine atemberaubende Aussicht über das Limpachtal hinweg auf den Jura. Der Zieglerhof in Brunnenthal ist auch in Krisenzeiten ein Paradies. «Ja, uns geht es zum Glück gut», sagt Andre Ziegler, der hier seit elf Jahren mit seiner Familie und einem Lehrling den Bauernhof mit rund 17 Hektaren Land betreibt.
Aber nicht nur die vielen Obstbäume sehen prächtig aus, auch die vor sechs Jahren hier geborene Idee boomt: der Hauslieferdienst «Buur on Tour», für Nahrungsmittel aus der Region. «Die Bestellungen haben sich mit der Coronakrise tatsächlich multipliziert», sagt Ziegler, der Initiant des Angebots. «Wir füllen nun sogar an zwei Tagen pro Woche die Taschen mit saisonalem Gemüse und anderen Produkten der Bauern aus der Umgebung für unsere Kunden ab.»
Die Post muss neue Aufträge finden, seit Briefe immer mehr durch E-Mails ersetzt werden. So sei in Zusammenarbeit mit der Zustellstelle Solothurn, das Konzept für «Buur on Tour» entstanden. Ganz einfach gesagt: Frisches Gemüse und Früchte werden direkt vom Bauern mit der Briefpost nach Hause geliefert. «Wenn ich mit 100 Kilogramm Kirschen an den Vorstadtmäret fahre und es kommt ein Gewitter, dann bringe ich 50 Kilo wieder nach Hause und diese muss ich ins Fass werfen. Wenn dagegen der Kunde online bei mir bestellt, dann weiss ich genau, wie viel ich verkaufe und liefere. Es gibt kaum Abfall.»
ZieglerHof, Familie Ziegler, Brunnenthal
Familie Gloor, Staad
Familie Knörr, Nennigkofen
Buechihof, Familie Wyss, Leuzigen
Winkelmann Obst AG, Staad
Familie Amstutz, Grafenried
Produktionsgemeinschaft Grafenried
Familie Köhli, Kallnach
Jakob Käse AG, Buchegg
Chinzi Hof, Familie Ruchti, Ruppoldsried
Familie Mann, Selzach
Familie Peter, Scheunenberg
Familie Tellenbach, Breiten-Hof, Pieterlen
Theo und Christina Wanner, Etzelkofen
Zelgli-Hof, Zelgliträff, Biezwil
Diräkt vo Stubers, Familie Stuber, Biberist
Familie Fankhauser, Unterramsern
Mattenhof, D. & Ch. Wittwer-Kobi, Grenchen
Brennerei Schwab, Oberwil b. Büren
Hübeli Freilandeier, Familie Baumann, Diessbach
So beschreibt Andre Ziegler den Vorteil, den er als Produzent hat. «Nach einem erfolgreichen Test habe ich zusammen mit der Familie Ruchti vom Chinzihof in Ruppoldswil damit begonnen, die Plattform regionsübergreifend zu nützen. Nach und nach sind immer mehr Bauern aus der Nachbarschaft dazugestossen», blickt Ziegler zurück. Mittlerweile hat sich der zunächst lockere Verbund als GmbH konstituiert und über 100 familiäre Betriebe sind in 7 Regionen in den Kantonen Solothurn, Bern und Aargau organisiert.
Der momentane Boom sei zum Glück gut zu bewältigen, erklärt Andre Ziegler. «Bis zur Ernte der Kirschen im Juni ist es bei uns auf dem Hof eher ruhig und ich kann einen zweiten Tag für die Zusammenstellung der Taschen einsetzen.» Einzig bei den Bio-Eiern habe es einen Engpass gegeben. «Jetzt geht es gerade los mit Spargeln, Spinat, Kohlrabi und Rhabarber, und die Kunden freuen sich auf die neue Auswahl.» Es gibt aber nicht nur erntefrische Produkte. Auch Käse, Backwaren und sogar Edelbrände von der Brennerei Schwab kann man bei «Buur on Tour» bestellen.
«Was wir nicht selber produzieren, das kann man bei uns auch nicht bestellen», erklärt Ziegler ein weiteres Grundprinzip des Dienstes. Der Produzent stellt seine Ware aufs Internet und der Kunde wählt aus, was er gerne kaufen möchte. Oder anders gesagt: Im Winter bekommen die Kunden frischen Sellerie aus dem Bucheggberg, aber keine Mangos aus Kolumbien.
Ziegler betreibt in Brunnenthal das gekühlte Zwischenlager für die Produzentengemeinschaft Bucheggberg Solothurn und füllt die Nahrungsmittel in die Taschen ab, welche die Kunden aus der Region «Solothurn Nord» hier entweder selber abholen oder sich nach Hause liefern lassen. Eine weitere Pick-up-Station ist der Hofladen «Diräkt vo Stubers» in Biberist und der Hofladen vom «Mattenhof-Obst» in Grenchen.» Der Erlös geht komplett an die Bauern, die so einen fairen Lohn für ihre Arbeit erhalten. Für das Abfüllen bezahlt der Kunde eine Gebühr von vier Franken pro Tasche oder neun Franken bei Heimlieferung durch die Post.
So hat «Buur on Tour» lange vor der Coronakrise einen Trend vorweggenommen, der nun durchschlagenen Erfolg hat. Für den Initianten läuft es rund und wenn er sich etwas wünschen könnte, dann wäre das ein ausgiebiger Landregen. «Nicht für mich selber. Meine Obstbäume sind tief verwurzelt und der Boden in Brunnenthal speichert das Wasser ausgezeichnet. Aber den Gemüsebauern in der Nachbarschaft käme ein schöner Regen sicher gelegen.» Ansonsten bleibt auch Andre Ziegler nichts anderes übrig, als auf ein Ende des Lockdowns zu warten. «Wenn die Normalität wieder einkehrt, wird bei uns Bestellvolumen sicher wieder etwas zurückgehen. Wir hoffen aber, dass viele Kunden so zufrieden sind, dass sie uns treu bleiben.»