Drei Höfe
Er kann nicht ohne sein: Der Gemeindepräsidiumskandidat, der die Politik liebt

Rolf Späti und die Politik – das ist eine Beziehung aus Leidenschaft. Er erlebte Höhenflüge und Abstürze. Und will es nochmals wissen.

Christoph Ramser
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Rolf Späti in Heinrichswil. Hier ist er geboren, aufgewachsen, verwurzelt. «Ich bin einer, den man kennt.»

Rolf Späti in Heinrichswil. Hier ist er geboren, aufgewachsen, verwurzelt. «Ich bin einer, den man kennt.»

Hanspeter Bärtschi

Ein bisschen süchtig ist er schon. Nicht nach Aufmerksamkeit oder Anerkennung. Aber nach der Politik. In den 36 Jahren, seit er stimmberechtigt ist, hat Rolf Späti keine eidgenössische Abstimmung ausgelassen. Ein Auszug aus der Liste seiner Mandate bestätigt das Faible für die öffentliche Sache. Revisor Procap Kanton Solothurn, Präsident des Verbandes offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Präsident des Solothurner Staatswegmacherverbandes, Geschäftsleitungsmitglied des Staatspersonalverbandes, Kirchgemeinderat, Pfarreirat.

Mitte der 1990er-Jahre habe es ihm den Ärmel reingenommen. Ab da ging es in der Politik aufwärts: Wahl zum Gemeindepräsidenten von Heinrichswil-Winistorf, Sprung in den Kantonsrat, Präsident des kantonalen Zivilschutzverbandes, Geschäftsführer von Pro Wasseramt. Ein Mandat hier, ein Ehrenamt da. Dann kam der Absturz. 2009 wurde Rolf Späti als Gemeindepräsident abgewählt, vier Jahre später flog er aus dem Kantonsrat. Auf den Höfen gab es Krach. Jetzt will er wieder Gemeindepräsident werden. Und viele fragen sich: Warum tut er sich das an?

Herkunft verpflichtet

«Ich trete nicht gegen einen Gegner an, sondern für die Höferinnen und Höfer. Damit sie eine Chance haben, auszuwählen.» Ein echt und nicht still gewählter Gemeindepräsident sei von der Bevölkerung besser legitimiert. Späti vertritt die «Gemeinsame Liste». Darunter verstünden sich alle, die einer Partei nahestehen, und zwar von links bis rechts. Späti selber gehört der CVP an, ist sogar offiziell «Ortsparteipräsident» – selbst wenn es längst keine Parteistrukturen mehr gibt. Doch die CVP als familienfreundliche und kirchennahe Partei biete ihm die richtige Heimat.

Aber warum trat er im April nicht für die Gemeinderatswahlen an? Späti erklärt es so: Der Gemeinderat fungierte als Liste und suchte Personal, wobei er gleich die Ressorts zuwies. Als ein Flugblatt im Briefkasten darauf hinwies, dass noch jemand für das Finanzressort fehle, meldete Späti bei Gemeindepräsident Thomas Fischer sein Interesse an. Da war die Liste bereits voll. Der Gemeinderat wurde still gewählt, ohne Ersatzpersonal. Jetzt will er halt Gemeindepräsident werden. Im letzten Moment reichte er die Kandidatur ein. «Ich bin jemand, den man kennt». Er betont seine Herkunft: auf den Höfen geboren, zur Schule gegangen, mit Bürgerrecht verwurzelt.

«Der Späti stürmt wieder»

Gesteigert wurde seine Bekanntheit 2009, als er nach 12 Jahren als Gemeindepräsident abgewählt wurde. Späti stolperte über nicht regelkonform gestützte Ausgaben und Führungsfehler. Die Wähler zogen Thomas Fischer vor, der Transparenz zum Führungsprinzip erkor und die Gemeinde in ruhigere Bahnen lenkte. Befriedet wurde die Situation durch einen Vergleich, den der Gemeinderat 2013 mit Rolf Späti einging. Dieser hatte den Rat im Zusammenhang mit einem Landkauf des Betrugs bezichtigt. Der Gemeinderat seinerseits zeigte Späti wegen Verleumdung an. Der Ex-Gemeindepräsident musste sich entschuldigen.
Heute gehe man friedlich miteinander um, versichert Späti. Die Wertschätzung des Gegenübers sei wichtig. «Ich gebe jedem die Hand und sage Grüessech.»

An die Gemeindeversammlung ging er nach der Abwahl aber nicht mehr. «Sonst hätte es geheissen: Der Späti will wieder stürmen.» Die Unterstützung ist ihm nicht abhandengekommen. Bei den Kantonsratswahlen holte er auf der CVP-Liste am meisten Stimmen, wurde aber von vier SVP-Kandidaten überflügelt. Bei der Wahl am 2. Juli kann er auf Stimmen vieler Alteingesessener hoffen. Die Neuzuzüger kenne er nicht so gut. Wird er gewählt, will sich der 54-Jährige für den Zuzug von Familien mit Kindern starkmachen. Auch die Ansiedlung von einfachem Gewerbe müsse man fördern, jetzt, wo die Gärtnerei Wyss geschlossen hat. Dafür brauche es einen Gemeindepräsidenten, der auf die Menschen zugehen und sie davon überzeugen könne, sich auf Veränderungen einzulassen. «Das kann ich gut.»

Anderen eine Freude machen

Späti weiss, wovon er spricht: Sein Lebenslauf ist von Wandel geprägt. Als gelernter Koch war er im ganzen Land unterwegs, wirtete in der «Sonne» Horriwil, führte die Pizzeria Alfredo in Solothurn, war Küchenchef im «Flösserhof» und im «Biber» in Biberist. Heute lebt der passionierte Fasnächtler zusammen mit Mutter und Schwester in einem Mehrgenerationenhaus in Heinrichswil. Einen schweren Schicksalsschlag erlitt Rolf Späti am 21. Dezember vergangenen Jahres, als sein 25-jähriger Sohn an plötzlichem Herzversagen starb. Die Zeit danach habe ihm gezeigt, wie gut man von den Höfern getragen werde. «Hier hilft und unterstützt man einander.»

Noch immer unterhält er einen Catering- und Partyservice. «Wenn man es einmal professionell gemacht hat, wird man es nicht mehr los.» Es ist ein bisschen wie in der Politik. Er macht es halt einfach gerne. Sein Engagement sei leidenschaftlich, die Arbeit für das Gemeinwesen sein Hobby. «Ich habe Freude, anderen Leuten eine Freude zu machen.» Vielleicht kann er aber auch schlecht Nein sagen.

Hier geht es zum Beitrag über Brandon Miller