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Solothurn
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Auf einer Länge von 250 Metern wird auf dem Weissenstein die dortige Trockenmauer saniert. Abgeschlossen ist das Projekt im Jahr 2022.
Zwei Ziele hat sich Theres Kurmann für den Tag auf dem Weissenstein gesetzt. Erstens: Ein neues englisches Wort lernen. Zweitens: Dreckig werden. Beides habe sie erreicht, erzählt die 64-Jährige lachend, während sie kurz von ihrer Arbeit pausiert.
Gemeinsam mit anderen freiwilligen Helfern ist sie gerade dabei, ein Stück der bisherigen Trockenmauer auf dem Land oberhalb des Restaurants Sennhaus abzubauen, während ihre Kollegen etwas weiter oben bereits wieder daran sind, diese von Grund auf neu aufzubauen. Angewiesen werden die Helfer von erfahrenen Trockenmauerbauern. Angeführt von Bauleiter Jörg Lötscher, der das Projekt gemeinsam mit Oliver Schneitter und ihrem vor zehn Jahren gegründeten Verein Naturkultur lanciert hat.
Im Bauen von Trockenmauern gemeinsam mit Helfern haben die beiden Lommiswiler mittlerweile Übung. 2013 haben sie das Projekt «Building Walls – Breaking Walls» gestartet, das die Bezeichnung Erfolgsgeschichte verdient hat. Dennoch begeben sich Lötscher und Schneitter mit dem Projekt auf dem Weissenstein auf Neuland.
Denn normalerweise bauen sie Trockenmauern gemeinsam mit Jugendlichen aus verschiedenen Ländern und sorgen dabei für interkulturelle Begegnungen. Dieses Mal hatten sie Lust, was mit Freiwilligen zu machen – für einmal mit Leuten aus der Region zusammenzuarbeiten. Schnell realisierten sie, dass sie damit ein Bedürfnis getroffen haben.
«Ich hatte schon lange den Wunsch, bei der Sanierung einer Trockenmauer mitzuhelfen», sagt Theres Kurmann, die während der vier Wochen, in denen das Projekt dieses Jahr läuft, jeweils am Mittwoch auf dem Berg anzutreffen ist. «Ich bin gerne draussen», fügt sie an, während es auf sie niederregnet. «Klar, hätte ich Sonnenschein lieber.»
«Gestern war es viel schlimmer», zuckt auch der Bauleiter seine Schulter, angesprochen auf das Wetter. Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h herrschten am Dienstag auf dem Weissenstein, die Weissenstein-Gondeln blieben in den Stationen, die Freiwilligen zu Hause, doch Lötscher und seine Berufskollegen arbeiteten dennoch an der Trockenmauer weiter. «Das einzige Wetter, das uns vom Arbeiten abhält, ist Schnee», sagt Lötscher. Denn ihr wichtigstes Arbeitsinstrument sei die räumliche Vorstellung. «Welcher Stein passt wo in die Mauer. Wenn alles mit Schnee zugedeckt sind, ist diese Beurteilung unmöglich.»
45 Tonnen Steine wurden für das Projekt aus Steinbrüchen auf den Weissenstein geschafft. Zwar wird die Trockenmauer nur saniert, doch lediglich ein bis zwei Drittel der bislang verbauten Steine sind noch zu gebrauchen, wie der Bauleiter erklärend ausführt. Die anderen sind zu stark von der Witterung beschädigt.
Insgesamt sollen 250 Meter der Mauer saniert werden. Dazu wird auch 2021 und 2022 jeweils während eines Monats gearbeitet. Bei der Sanierung der Trockenmauern steht die Erhaltung eines Kulturguts im Vordergrund. Ein Kulturgut, das im Falle der Trockenmauer, sehr prägend für das Landschaftsbild ist.
Etwas Internationalität gibt es auf dem Weissenstein aber doch noch. Porat aus Israel und Juman aus Palästina packen während dieser vier Wochen mit an und sind in Gastfamilien untergebracht. So wohnt Juman seit letztem Samstag bei Theres Kurmann in Zuchwil. «Jetzt ist wieder Leben im Haus», lacht sie und verrät auch noch, welches englisches Wort sie heute im Regenschauer gelernt hat: Wheelbarrow, auf Deutsch Schubkarre.