Bolken
Die Arbeiten im See wurden im Eiltempo durchgezogen

Dank des trockenen Wetters sind die 15'000 Kubikmeter Sediment bereits aus dem Inkwilersee entnommen worden und der Saugbagger ist wieder ausgewassert.

Rahel Meier
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Die Filtersäcke werden noch länger herumliegen.

Die Filtersäcke werden noch länger herumliegen.

zvg

15'000 Kubikmeter Seesediment lagern zurzeit in acht 300 mal 20 Meter grossen schwarzen wasserdurchlässigen Filtersäcken auf dem Feld beim Inkwilersee. Das Sediment wurde im November und Dezember mit einem Saugbagger aus dem See entnommen. Die Sedimententnahme ist die letzte und wichtigste Massnahme, um die Verlandung des Inkwilersees zu verhindern und die heutige Seefläche zu erhalten. «Das gute und trockene Wetter hat uns geholfen. Wir sind froh, dass die Arbeiten in so kurzer Zeit durchgezogen werden konnten», erklärt Philipp Staufer (Abteilung Wasser, Amt für Umwelt). Ursprünglich rechneten die Verantwortlichen damit, dass die Sedimententnahme auf zwei Jahre verteilt werden muss. Denn die Arbeiten können nur in den Wintermonaten und bei genau definierten Bedingungen ausgeführt werden, damit Flora und Fauna möglichst wenig belastet werden.

Mächtige Schlammschicht

Der Inkwilersee ist durchschnittlich nur noch 2,5 Meter tief und verlandet 20- bis 30-mal schneller, als das normalerweise geschehen würde. Die Verlandung wurde durch die hohen Nährstoffeinträge aus der Siedlungsentwässerung und die intensive landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebietes zusätzlich begünstigt. Tatsächlich hat sich über all die Jahre eine mächtige Faulschlammschicht im See gebildet. Ufernahe Sedimentkernbohrungen zeigen Mächtigkeiten von bis zu sieben Metern Faulschlamm. Erst darunter folgen sandige, mineralische Schichten.

Der Inkwilersee ist nicht nur ein bekanntes und geschätztes Naherholungsgebiet. Der Solothurner Teil des Sees ist zusätzlich als Naturreservat ausgeschieden, das umliegende Gebiet als Vorranggebiet für Natur und Landschaft. Im Inkwilersee findet sich eine ansehnliche Population von grossen Teichmuscheln und See- und Teichrosen, die geschützt sind. Beachtlich sind weiter die 38 Libellenarten, die festgestellt werden konnten und eine Vielzahl von Vogelarten, unter anderem die Zwergdommel, die rund um den See ihren Lebensraum finden. Seit 2011 gehört der Inkwilersee zudem wegen der archäologischen Funde aus der Pfahlbauerzeit zum Unesco- Weltkulturerbe.

Von allen unterstützt

Der Inkwilersee liegt zur Hälfte im Kanton Solothurn und zur Hälfte im Kanton Bern. 2011 wurde ein Sanierungskonzept publiziert, das durch eine überkantonale Arbeitsgruppe erstellt wurde und die Verlandung des Sees stoppen sollte. Dieses Konzept ist breit abgestützt und wird von den beteiligten Ämtern der Kantone Bern und Solothurn, von den Gemeinden des Einzugsgebiets Bolken, Etziken und lnkwil sowie von den örtlichen Natur- und Landschaftsschutzvereinen als notwendig erachtet. Das Konzept definiert drei Hauptmassnahmen: Sedimententnahme im Uferbereich, Einrichtung einer Tiefenwasserableitung und die Optimierung der beiden Absetzbecken im Moosbächli. Die beiden letzten Massnahmen wurden schon früher umgesetzt. Mit der Sedimententnahme kann die Sanierung nun abgeschlossen werden.

Für die baulichen Vorarbeiten, das Absaugen und die Entwässerung schlugen Kosten von 1.03 Mio. Franken zu Buche. Die Gemeinden beteiligen sich mit rund 100'000 Franken, der Alpiq Ökofonds unterstützt das Vorhaben mit 500'000 Franken, der BKW Ökofonds mit 90'000 Franken. Der Kostenteiler für die Durchführung der Hauptmassnahme zwischen den beiden Kanton entspricht jeweils 50 Prozent. (rm)

Einiges an Vorarbeiten

Bevor mit der Sedimententnahme begonnen werden konnte, mussten diverse Vorarbeiten ausgeführt werden. So wurden rund 4500 Teichmuscheln umgesiedelt. Sowohl für die Muscheln als auch für die Teichrosen wurden Schonbereiche markiert. Trotzdem musste ein Teil der Teichrosen zuerst abgemäht und später auch noch deren Wurzeln entfernt werden. Die abgetrockneten Pflanzenteile, rund 500 Tonnen kamen zusammen, wurden wiederverwertet und als Gründüngung mit dem Mistzetter auf seenahen Feldern ausgebracht. Eine Tauchequipe des archäologischen Dienstes des Kanton Bern suchte zudem den Seegrund nach archäologischen Gegenständen ab. Objekte die gefunden wurden, befanden sich aber nicht im Bereich der Sedimententnahme.

Vorgängig wurden auch der Installationsplatz und der Entwässerungsplatz vorbereitet. Letzterer wurde abgedichtet und entlang des Flurweges am Moosbächli durch einen kleinen Damm begrenzt, damit das Wasser aus den Filtersäcken in das Moosbächli und danach in den See zurückfliesst. schliesslich wurde der See mittels Echolot vermessen.

Danach konnte mit dem Kernstück der Sanierung, der Sedimententnahme begonnen werden. Dies geschah mit einer GPS-gesteuerten Saugpumpe, die auf einer schwimmenden Plattform angebracht war. Entnommen wurde das Sediment in der ufernahen Zone auf einem 15 Meter breiten Streifen und ein Meter in die Tiefe. «Der Saugbagger konnte schon in der letzten Dezemberwoche wieder ausgewassert werden», erklärt Philipp Staufer. Dies sei den guten Vorarbeiten und anderen günstigen Umständen zu verdanken.

Kein Zeitdruck

Das Sediment wird nun gelagert und entwässert. «Wir haben keinen Druck, was die Zeit angeht», so Staufer. Pro Filtersack werden am Ende etwa 1000 Kubikmeter Material übrig bleiben. Das organische Sediment soll in der Landwirtschaft wieder verwertet werden. Landwirte im Wasseramt und im Oberaargau wurden angeschrieben und laut Staufer wird dieses Jahr Material auf rund 150 Hektaren Land ausgetragen. Der Rest dürfte erst 2020 gebraucht werden. Schätzungen gehen davon aus, dass 50 Tonnen Stickstoff, 10 Tonnen Phosphor, 3 Tonnen Kalium und 9 Tonnen Magnesium enthalten sind. Nicht alle Landwirte brauchen das Sediment zur gleichen Zeit. «Logistisch wird das sicher nicht ganz einfach. Wir wollen möglichst wenig Lastwagenfahrten auslösen.»

Natur erholt sich schnell

Für Staufer ist die Sanierung ein Erfolg. «Dem Inkwilersee geht es zurzeit sehr gut. Obwohl der Sommer sehr trocken war, gab es kaum negative Meldungen.» Mit der Entnahme des Sedimentes konnte das Seevolumen vergrössert werden. Gleichzeitig wurden Biomasse und Nährstoffe aus dem See entfernt. «Der Seegrund hat mehr Platz und er kann wieder besser atmen», so Staufer. Diesen Frühling werde der See ungewohnt aussehen. «Aber die Natur erholt sich schnell und die Teichrosen breiten sich schon bald wieder aus.»

Im Frühling werden die normalen Unterhaltsarbeiten im Ufergehölz und an der Tiefenwasserableitung ausgeführt. Der Entwässerungsplatz wird frühstens im kommenden Herbst abgebaut.