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Das Porträtieren ist seine spezielle Leidenschaft. Robert Keusen präsentiert im Näijerehuus in Hersiwil Malerei, die mit den Ärmsten dieser Welt zu tun hat und damit, dass er einen Ausgleich zu seiner Arbeit gesucht hat.
Die Malerei habe ihn nie in Ruhe gelassen, sagt Keusen zu einem zahlreichen Publikum im Näijerehuus. Seine Rede an der Vernissage ist ehrlich und persönlich. Rasch wird klar, Keusen ist ein bedachter Mensch, sorgfältig in der Wortwahl, mit einem grossen Erfahrungsschatz. Und einem immensen inneren Bilderfundus.
Aus diesem scheint sich dann und wann ein Bild losgelöst zu haben, um sich auf einer Leinwand, auf Papier, auf Leder zur Malerei zu kondensieren. Als würde die Flüchtigkeit einer Erinnerung, eines Gedankens im Medium der Malerei sichtbar gemacht.
Der Blick ist zentral in seinen Bildern Es sind Landschaften, Orte, Gesichter, menschliche Figuren, die Keusen festhält. Zentral dabei die Augen, der Blick. Mal fragend, mal erschrocken, manchmal auch in sich ruhend. Als würde ein Bild eine Begegnung festhalten, den Menschen in seiner Ganzheit würdigen. So gilt denn dem Porträtieren seine besondere Leidenschaft.
«Das menschliche Gehirn ist sehr geschickt darin, Gesichter zu erkennen und ihre Mimik zu interpretieren. Die kleinsten Nuancen in der Physiognomie des Gesichts werden sofort als Veränderung des Ausdrucks wahrgenommen.»
Das mache die Entdeckung der Gesichter auf der Malfläche äusserst spannend. Weiss man um seine Arbeit in der internationalen humanitären Hilfe – viele Jahre war Keusen als Koordinator für das IKRK tätig, später auch fürs Deza – erkennt man in seiner Malerei Motive und Elemente aus seiner persönlichen Geschichte. Gesichtszüge, die man als afrikanische, asiatische, europäische erkennt.
Das Interesse am Menschen, aber auch an dessen Kultur, dessen Besonderheiten ist bis in den letzten Pinselstrich erkennbar.
Keusen hat immer schon skizziert, gezeichnet und gemalt. Oft hat er seine Eindrücke tagebuchartig auf Kassette gesprochen und in die Schweiz geschickt. Seinem Vater nach Langenthal, seiner heutigen Partnerin, die er seit seiner Schulzeit in Langenthal kennt. Sie war es, die ihn aus Mozambique in die Schweiz zurück «gezügelt» hat, wie er sagt.
Seither malt Keusen intensiv, verwendet Acryl, Aquarell, Gouache, Kohle, Pastellkreide und Tusche, aber auch Asche, Karton, Holz, Sand und Textilien. Er hat ein Atelier in Biberist. Seine Partnerin war es auch, die ihn zur ersten Ausstellung ermutigte. «Meine Bilder zu zeigen, daran habe ich nie gedacht.»
Keusen hat über 40 Jahre in 26 verschiedenen Ländern gearbeitet und gelebt. Er ist ein Reisender. Ebola in Westafrika, Erdbeben und Cholera in Haiti, Überschwemmungen in Mozambique, Kriege in Afghanistan – Keusen hat einige der grossen Übel dieser Welt miterlebt. Er lernte die Dankbarkeit der Menschen kennen, die Gewalt von Kriegen und Naturkatastrophen, die Unberechenbarkeit der menschlichen Aggression.
Zur Person
Was er gesehen hat, hat sich tief in die Erinnerung eingebrannt. Dass die tief schürfenden Eindrücke auch Jahre nach seiner Rückkehr in die Schweiz einen Ausdruck suchen, erstaunt wenig. In der Malerei, der Zeichnung, wird Keusen seiner inneren Fülle gerecht, ohne je vom Schrecken, von der Not zu erzählen. Es ist die Liebe zum Menschen, die Ehrfurcht vor dem Leben an sich, die in Keusens Werken stets spürbar ist.
Die Ausstellung im Näijerehuus ist bis zum 10. April zu sehen. Öffnungszeiten unter www.n-h.ch.