Amtsgericht Solothurn Lebern
24 Monate für Zigarettendieb: Die Ausreden fanden kein richterliches Gehör

Ein Serbe stellte Einbruchstouristen seine Wohnung und Autos zur Verfügung. Jetzt wurde er wegen gewerbs- und bandenmässigen Diebstahls zu 24 Monaten Haft verurteilt.

Hans Peter Schläfli
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Hunderte von Zigarettenstangen wurden von einer Diebesbande geklaut. (Symbolbild)

Hunderte von Zigarettenstangen wurden von einer Diebesbande geklaut. (Symbolbild)

Keystone

Kriminaltouristen aus Serbien brachen 2014 in der Region in diverse Kioske und Supermärkte ein, um im Auftrag eines ebenfalls serbischen Hehlers gezielt Zigarettenstangen zu stehlen. Als Letzter der Bande stand nun noch der einzige Mann vor Gericht, der legal in der Schweiz lebt.

Dragoslav M.* hatte den Kriminaltouristen in Bellach seine Wohnung sowie zwei Fahrzeuge zur Verfügung gestellt. Das Amtsgericht Solothurn-Lebern sprach den 59-jährigen Sozialhilfeempfänger des gewerbs- und bandenmässigen Diebstahls schuldig und verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von 24 Monaten, von denen zwölf Monate unbedingt zu verbüssen sind.

Riesiger Ermittlungsaufwand

Obwohl seine Komplizen als professionelle Einbrecher bereits zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt wurden, war Dragoslav M. tatsächlich der Überzeugung, dass er freigesprochen werden müsste. So sagte er einmal: «Es gibt keine Zeugen, also kann man mich nicht verurteilen.»

Dabei hatte die Polizei sein Telefon abgehört, sie verfolgte zwei Autos der Einbrecherbande mit GPS-Trackern, und es wurde sogar eine Videoüberwachung vor der Wohnung des Angeklagten installiert. Der Ermittlungsaufwand war so riesig, weil die Polizei anhand des Anfangsverdachts bei den serbischen Kriminaltouristen mehr als «nur» Einbrüche erwartet hatte.

So zeichneten die Ermittler ein Gespräch auf, in dem der serbische Hehler aus Zürich bei Dragoslav M. 400 Stangen Zigaretten bestellte und dafür 30 Franken pro Stück, also total 12'000 Franken, zu bezahlen bereit war. «Wir sprachen über 400 gebrauchte Kaffeemaschinen, die ich für ihn kaufen sollte», erklärte der Angeklagte dieses Gespräch.

Wollten nur Schwein schlachten

Kurz nach dem Telefonat begannen die nächsten Erkundungsfahrten rund um einen Coop-Laden mit den Autos, welche die Polizei verwanzt hatte. Im Morgengrauen nach dem Einbruch fuhren diese Autos exakt die erkundete Route ab.

«Wir hatten vor, ein Schwein zu schlachten, und suchten einen Grillplatz», begründete Dragoslav M. einen der Ausflüge, der über Feldwege und durch Wälder führte. Bei einer anderen Fahrt suchte man angeblich bei Bauern Maschinen zur Käseherstellung, die man nach Serbien verkaufen wollte.

«Sie haben bei mir geläutet und gefragt, ob sie Baumaterial in meinem Keller aufbewahren dürfen», sagte der 1981 in die Schweiz eingereiste Serbe, der fast kein Deutsch spricht und auf einen Dolmetscher angewiesen war.

Dass die Polizei die Bande bereits observiert und beobachtet hatte, wie er im Morgengrauen des 4. Juni 2014 zusammen mit den Komplizen vor seiner Wohnung vorfuhr und tatkräftig mithalf, die vollen 110-Liter-Kehrichtsäcke aus seinem Lieferwagen auszuladen, ignorierte der Angeklagte glattweg. Wenig später konfiszierte die Polizei 264 Stangen Zigaretten, die in 110-Liter-Kehrichtsäcke verpackt waren, im Kellerabteil seiner Wohnung.

Komplizenschaft unbestritten

«Dragoslav M. kauft einen Transporter, nimmt die Komplizen in seiner Wohnung auf und er trifft sich jeweils mitten in der Nacht mit ihnen, um seinen Beitrag zu leisten», erklärte Amtsgerichtspräsident Yves Derendinger die Schuldsprüche anlässlich der Urteilsverkündung. «Ohne seine Wohnung und ohne die beiden Autos, die er der Bande zur Verfügung stellte, wären die Einbrüche nicht in dieser Art verübt worden.»

So wurde Dragoslav M. wegen gewerbs- und bandenmässigen Diebstahls zu einer Freiheitsstrafe von 24 Monaten verurteilt. Eine Vorstrafe wegen Betrugs und Urkundenfälschung habe offensichtlich nicht gewirkt, fand das Gericht. Deshalb muss er nun zwölf Monate der neuen Strafe unbedingt im Gefängnis verbüssen.