Jörg Slaschek
17 Jahre sind genug: Der Spitzenkoch vom «Bad Attisholz» zieht sich zurück

Der Gourmet-Tempel des «Bad Attisholz» steht zum Verkauf – Jörg Slaschek will den Kochlöffel aber weiterschwingen.

Christof Ramser
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Seit 17 Jahren wirtet Jörg Slaschek im Bad Attisholz. Er hat aus dem ehemaligen Patrizierhaus eine gastronomische Top-Adresse gemacht.

Seit 17 Jahren wirtet Jörg Slaschek im Bad Attisholz. Er hat aus dem ehemaligen Patrizierhaus eine gastronomische Top-Adresse gemacht.

Hanspeter Bärtschi

Das Gerücht wird seit längerem herumgeboten. Nun bestätigt Jörg Slaschek gegenüber dieser Zeitung, dass er sein Restaurant verkaufen will. In den vergangenen 17 Jahren hat er das «Attisholz» zu einer gastronomischen Top-Adresse aufgebaut. Regelmässig werden seine Spitzenleistungen als Koch ausgezeichnet. Zuletzt mit einem Stern im neuen Guide Michelin sowie mit 17 Punkten im Gault-Millau-Gourmetführer 2017. Es sei nicht verwunderlich, dass das schmucke Gasthaus zahlreiche Stammgäste habe, loben die Michelin-Testesser. «Man kocht hier feine, klassische Gerichte, kreativ, saisonal und produktorientiert.»

Den Spitzenplatz im Kanton teilt sich Slaschek mit dem «Lampart’s» in Hägendorf, der «Traube» in Trimbach und der «Säge» in Flüh. Täglich steht er in der Küche und bekocht seine Gäste. Darunter längst nicht nur Gourmets, wie er betont. Neben dem «Le Feu», wo Haute cuisine zelebriert wird, werden in der Gaststube auch Menus zu erschwinglichen Preisen angeboten. Das dritte Standbein sind die Bankette. Alle drei Bereiche mit 14 Angestellten führt der Unternehmer mit Herzblut, wie er betont.

«Nicht unter Wert verkaufen»

Warum also der Rückzug? «Es gibt mehrere Gründe für den Verkauf», sagt Slaschek, der dieses Jahr seinen 50. Geburtstag feierte. Zum einen fehlt die Nachfolge aus dem eigenen Nachwuchs. Fest stehe zudem, dass er das Restaurant nicht bis zum Pensionsalter behalten will. Kein Grund sei die Beziehung zu seiner Frau, die zwar auswärts wohne, aber immer noch fleissig im Hintergrund und im Servicebereich mitarbeite.

Damit Jörg Slaschek die Liegenschaft nicht unter Wert, sondern zu einem «realen Preis» verkaufen könne, fange er rechtzeitig mit der Nachfolgesuche an. Dafür will er sich Zeit lassen, falls nötig mehrere Jahre. «Oftmals geht es mit dem Verkauf eines Restaurationsbetriebs nicht so schnell», weiss der Fachmann und verweist auf das «Kreuz» Egerkingen. Dort suchen die Besitzer, die ebenfalls hochstehende Gastronomie betreiben, seit Längerem erfolglos nach einem Käufer.

Den Preis für das «Attisholz» erfahren nur ernsthafte Interessenten. Dies, sowie die Beschreibung des geschichtsträchtigen Patrizierhauses auf einem Inserateportal für «exklusive Immobilien», lassen auf eine hohe Summe schliessen.

Das Verkaufsinserat

Das Verkaufsinserat

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Für eine Million Franken wäre er die Liegenschaft längst losgeworden. Interessenten seien durchaus vorhanden. Doch Slaschek möchte «den Richtigen» finden. «Ich habe viel in dieses Bijou investiert.» Allein 250'000 Franken stecken im Dach. «Zudem weisen diese Mauern eine Aura von 300 Jahren auf, in jeder Ecke findet man Besonderheiten», sagt Slaschek beim Rundgang, der von der Sonnenterrasse über die Raucherlounge durch die Gaststube ins Gourmet-Restaurant führt.

Die Hecken sind frisch geschnitten, Plastiken erfreuen die Kunstfreunde, im «Le Feu» mit 20 Plätzen flackert (auf Knopfdruck) ein Feuer. Das Haus hat Liebhaberwert, eine Übernahme setzt viel persönliches Engagement voraus.

Wirtschaftlich läuft es gut

Kein Grund für den Verkauf sei die wirtschaftliche Situation. Das Geschäft laufe gut, selbst wenn nach der Schliessung der Zellulosefabrik Attisholz Mittagsgäste ausblieben. Auch das Alkoholgesetz oder die Sperrung der Baselstrasse würden Gäste fernhalten. Jammern mag Slaschek aber nicht. «Ich bin zufrieden.»

Er ist vielmehr überzeugt, dass aus der Liegenschaft mehr herausgeholt werden könne, als er zu investieren vermag – und erwähnt die «Krone» Solothurn, die vom Kanton und Stadt gekauft und von der Swiss Prime Anlagestiftung umgebaut wurde.

Und er hat Ideen, was mit dem «Bad» gemacht werden könnte: Ein Hotelbetrieb etwa, der Einbau von Wohnungen, zum Beispiel für betagte Personen. Mit Blick auf die angrenzende Industriebrache, die aufgewertet wird, sieht Slaschek für das Restaurant eine rosige Zukunft. Gerne würde er in Attisholz weiterwirten, sei es als Pächter oder Geschäftsführer. Der gebürtige Bayer hat in Solothurn Freunde gefunden und will nicht mehr weg.

Gastronomie wie Spitzensport

Seit 15 Jahren hält Jörg Slaschek die Auszeichnung von Gault Millau. Seine Gastronomie vergleicht er mit Spitzensport. Man trainiere für die Top-Leistungen und freue sich über die motivierenden Auszeichnungen. Das Wirten hat der 50-Jährige im Blut. Der gelernte Metzger bildete sich in einem Münchner Grand Hotel zum Koch aus. Bereits seine Eltern führten in Bad Tölz ein Restaurant, wo sie noch immer aktiv sind. Sie brachten Jörg Slaschek nun auf die Idee, rechtzeitig nach einer Nachfolge zu suchen. «Denn irgendwann steht man vor dem Pensionsalter, und dann ist es definitiv zu spät.»