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Kanton Solothurn
Fast 4000 Menschen leben im Kanton mit Demenz. Wegen der Überalterung soll diese Zahl noch ansteigen. Kreative Wohnformen werden deshalb unterstützt und gesucht. Denn die Bedürfnisse der Erkrankten unterscheiden sich von anderen Pflegefällen.
Damit die Wohngruppe für Demente in Selzach eröffnet werden kann, waren langjährige Abklärungen nötig. «Es war eine Knochenarbeit», sagt Ueli König vom Vorstand des Mutterhauses, des Alters- und Pflegeheims Baumgarten. Schon seit 2007 plant das Heim eine Aussenwohngruppe. Vor zwei Jahren erteilte das kantonale Amt für soziale Sicherheit ASO die provisorische Betriebsbewilligung.
Demenzkranke brauchen eine andere Betreuung als andere pflegebedürftige Menschen. «In der klassischen Form haben Demente oft starken Bewegungsdrang», sagt Ursula Brunschwyler vom ASO. Weil Berührungen Aggressionen auslösen können, sollten die Gänge in den Wohnheimen breit sein.
Dass im Kanton vermehrt Wohngruppen für Personen mit Demenzerkrankungen entstehen, sei sinnvoll, sagt Brunschwyler. «Die Menschen müssen beschäftigt werden. Sie sollen zusammen spielen oder kochen können. Das funktioniert in einer kleinen Gruppe mit individueller Betreuung besser.»
Zudem leben in grossen Heimen Menschen mit unterschiedlichen Ansprüchen, etwa was das Ruhebedürfnis betrifft. Deshalb unterstütze der Kanton Solothurn Einrichtungen wie die externe Wohngruppe in Selzach ideell.
Gemäss der Sozialgesetzgebung sei die Altenpflege ein kommunales Leistungsfeld. Die Bewilligung dagegen ist eine kantonale Aufgabe. Bevor eine Institution aufgehen kann, prüft das Amt akribisch, ob alle Voraussetzungen erfüllt sind. Die Bewilligung für die Wohngruppe ist auf zwei Jahre befristet.
Im optimalen Fall folgt darauf die ordentliche Betriebsbewilligung für sechs Jahre. Neben der Wirtschaftlichkeit wird dabei gemäss Sozialgesetz unter anderem geprüft, ob der Bedarf überhaupt vorhanden ist, ob das Angebot in geforderter Qualität erbracht wird, aber auch ob Angehörige ihre Meinung sagen können und einbezogen werden. Vorliegen muss zudem ein Betriebskonzept, und nicht zuletzt nehmen auch Bau- und Lebensmittelinspektorate einen Augenschein.
Der Bedarf an Spezialplätzen ausserhalb von herkömmlichen Pflegeheimen ist durchaus vorhanden. Gemäss der Alzheimervereinigung lebten 2014 im Kanton 3900 Menschen, die an Alzheimer oder einer anderen Form von Demenz erkrankt sind. Jährlich erkranken im Kanton 950 Menschen neu an Demenz.
Weil die Bevölkerung immer mehr altert, dürfte sich die Zahl der Dementen gemäss einer Schätzung bis 2035 auf 7100 Personen verdoppeln. Denn das Risiko steige mit zunehmendem Alter stark an.
Neue Wohnformen seien deshalb nötig, schreibt die Alzheimervereinigung. «Es braucht zusätzliche Angebote wie zum Beispiel Wohngemeinschaften, besonders für allein lebende Menschen mit Demenz.»
Auch das Entlastungsangebot, wie es in Selzach angeboten wird, ist für die Vereinigung hochwillkommen. Um Angehörige zu entlasten, brauche es dringend solche Tagesstätten und Nachtangebote. Denn: «Auch Betreuung kann krank machen.»
Die Finanzierung für die externen Wohngruppen gestaltet sich wie bei einem öffentlichen Heim. Neben dem Patienten und der Krankenversicherung zahlen auch der Kanton und die Gemeinde hälftig einen kleineren Teil. Dazu kommen unter Umständen Ergänzungsleistungen.