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Um mehr Schlagkraft zu erhalten, will sich der Solothurner kantonale Feuerwehrverband neu erfinden. Für die regionalen Bezirksverbände hat dies teilweise tiefgreifende Folgen. Mehrere haben sich bereits aufgelöst.
Günstiger, effizienter, schlagkräftiger: So will sich der Solothurner kantonale Feuerwehrverband in Zukunft präsentieren. Deshalb will er sich heute neu erfinden. Für die regionalen Bezirksverbände hat das tiefgreifende Folgen. Das Problem am bisherigen System: Es ist zu kompliziert und ermöglicht nicht die Einflussnahme, die sich die Feuerwehren wünschen. Oder in den Worten von Philipp Stierli, Präsident des kantonalen Feuerwehrverbandes: «Es ist zu wenig gelaufen. Wir haben gerade politisch nicht den Einfluss genommen, der möglich gewesen wäre.»
Bisher organisierten sich die Feuerwehren in Bezirksverbänden. Diese taten, was Verbände so tun: Mitglieder verknüpfen, unterstützen und, ganz wichtig, politisch vertreten. Doch nicht alle Verbände nahmen diese Aufgaben gleich gewissenhaft wahr. Gleichzeitig existierte parallel zu ihnen bisher, wenn auch kaum wahrnehmbar, ein kantonaler Verband. «Wir sind kaum in Erscheinung getreten», erzählt Stierli.
Das soll sich nun ändern. Die Doppelspurigkeiten sollen ein Ende haben. Statt in sieben kleineren, unterschiedlich aktiven Bezirksverbänden sollen sich die Feuerwehren neu in einem grossen, schlagkräftigen Kantonalverband organisieren. «Ziel ist es, unsere Kräfte zu bündeln und dadurch stärker auftreten zu können», so Stierli.
Durch die Zentralisierung soll der Verband auch effizienter werden. Beispielsweise wenn es für die Feuerwehren darum geht, Nachwuchs zu rekrutieren. «Anstatt dass ein Verband mit Plakaten Werbung macht, ein anderer ein Image-Video dreht und ein dritter ein anderes Video dreht, können wir in Zukunft ein Video machen, das dann alle verwenden können», erklärt Stierli. Ähnliches gilt für den Prozess der Materialbeschaffung.
Eine der grössten Veränderungen betrifft die Solothurner Gebäudeversicherung. Diese soll deutlich stärker eingebunden werden, was sich auch finanziell bemerkbar machen dürfte. Denn die Gebäudeversicherung ist bereit, Projekte, bei denen sie mitentscheiden kann, finanziell zu unterstützen. Dies sei auf Wunsch beider Parteien so geplant, erklärt Stierli, man erhoffe sich auch von diesen Synergien einen deutlichen Gewinn.
Um all dies zu erreichen, will sich der Kantonalverband heute auflösen und anschliessend neugründen. Die Delegierten müssen dem zwar noch zustimmen, Widerstand gegen diese Pläne dürfte es aber kaum geben, ist Stierli überzeugt. Mehr Überzeugungsarbeit dürfte es bei den Bezirksverbänden brauchen. Denn nicht alle sind dazu bereit, sich selber aufzulösen und ihre Ressourcen in den Kantonalverband zu investieren. Dessen ist sich auch Stierli bewusst: «Die grösste Hürde ist sicher im emotionalen Bereich.» Dass es einem regional verankerten Verband mit einer gewissen Tradition nicht leicht fällt, sich selber abzuschaffen, dafür hat er Verständnis. Genau deshalb aber die Neugründung: «Wir schlagen ein ganz neues Kapitel auf und können gemeinsam bei null anfangen».
Sämtliche Bezirksverbände waren in der Projektgruppe, die die neu geplanten Strukturen erarbeitete, vertreten. Ebenso die Gebäudeversicherung oder auch die Gemeinden. Trotzdem fallen die Reaktionen unterschiedlich aus: Vier der sieben Bezirksverbände sind bereits mit an Bord. Die anderen drei – die Verbände Gäu, Thal und Olten-Gösgen – werden bis auf weiteres weitergeführt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.
Beim Bezirksverband Olten-Gösgen ist man der Idee nicht grundsätzlich abgeneigt. Aber weil in der Region fürs laufende Jahr bereits zahlreiche Aktionen geplant sind, habe man sich entschlossen, sich zumindest dieses Jahr noch nicht aufzulösen, wie Präsidentin Franziska Hochstrasser erklärt. Über die Zukunft des Verbandes werden die Delegierten nächstes Jahr entscheiden. Damit die Feuerwehren aber nicht doppelte Mitgliederbeiträge zahlen müssen – einmal an den neuen Kantonalverband und einmal an den Bezirksverband – werde man dieses Jahr die Mitgliederbeiträge streichen.
Etwas anders tönt es beim Bezirksverband Gäu. Auch dort schaue man zwar grundsätzlich zuversichtlich auf die geplanten neuen Strukturen, wie Co-Präsident Reinhard Studer erklärt. Man gibt sich aber deutlich vorsichtiger: «Wir warten jetzt zuerst ab, wie sich der neue Verband entwickelt. Denn es ist ja auch möglich, dass das ganze Projekt Schiffbruch erleidet.» Je nach Entwicklung werde man in den nächsten Jahren entscheiden, wie es mit dem Bezirksverband Gäu weitergehen soll.
Ein Knackpunkt ist im Gäu die Jugendfeuerwehr. Diese wird operativ vom Bezirksverband geführt. Oder anders ausgedrückt: ohne Bezirksverband keine Jugendfeuerwehr. «Das darf nicht passieren», so Studer. Für Feuerwehren, die sich entscheiden, in beiden Verbänden zu sein, wird es aufgrund der doppelten Mitgliederbeiträge leicht teurer. «Wir reden hier aber von einigen hundert Franken», so Studer. Dies seien im Anbetracht des Budgets einer ganzen Gemeinde nur «Peanuts».
Der neue Kantonalverband hat den Anspruch, sämtliche Anliegen der Feuerwehren zu behandeln. Nur so lässt sich die Auflösung einzelner Bezirksverbände rechtfertigen. Welche Aufgaben bleiben da noch für die bestehenden Bezirksverbände? Diese Frage scheint nicht ganz unberechtigt.
Stierli nennt ein Beispiel: Um die Befindlichkeiten abzuklären, rapportierten sämtliche Feuerwehrkommandanten bisher zweimal jährlich einem Bezirksverband, der die Infos an den Kantonalverband weiterreichte. Der neu geplante Verband ist nun aber nach Regionen und nicht nach Bezirken organisiert, entsprechend werden die Kommandanten in diesen Strukturen direkt dem Kantonalverband rapportieren. Und auch die Ehrung langjähriger Feuerwehr-Angehöriger wird in Zukunft der Kantonalverband übernehmen. (rka)