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Kanton Solothurn
Die Gruppe «Gipfelstürmer» kontrolliert die Schweizer Berge auf ihre Rollstuhlgänglichkeit. Diese Woche war der Weissenstein dran. Von der Talstation bis zum Gipfel: Wie gut kommt man mit dem Rollstuhl hoch? Heinz Frei machte den Test.
«Früher bin ich auf den Weissenstein gelaufen», erzählt Heinz Frei. Damals habe er an einem Weissensteinlauf mitgemacht. Heute sitzt der Etziker im Rollstuhl. Er ist mehrfacher Olympiasieger Weltmeister. Und er bleibt seinem Hausberg nicht fern. Wie gut gelangt er im Rollstuhl auf den Weissenstein? Das wollen die «Gipfelstürmer» herausfinden.
Die Gruppe prüft die Schweizer Berge auf ihre Rollstuhlgängigkeit. Die Beobachtungen werden anschliessend auf einer Website publiziert. Dadurch soll aber keine Rangliste entstehen. «Jede Destination hat ihre Vor- und Nachteile», so Hans Georg Koch. Der Arzt ist der wissenschaftliche Leiter der «Gipfelstürmer».
Jedem Besucher sei bei einem Ausflug etwas anderes wichtig. Die Berichte sollen Rollstuhlfahrer animieren, aus «ihrer Stube zu kommen». Die Infos sollen sie auf Hindernisse hinweisen, damit sie sich darauf vorbereiten können.
Die Prüfung des Weissensteins beginnt beim Solothurner Hauptbahnhof. Dort steigt das Team in die Solothurn-Moutier-Bahn. Das Gleis erreicht Heinz Frei mühelos über eine Rampe. Auch in den Zug schafft er es selbstständig. Die Türen sind mit 150 Zentimetern breit genug. Bereits 80 Zentimeter würden für einen Rollstuhl reichen.
Der Ausstieg erweist sich dennoch als knifflig. In Oberdorf ist der Zug leicht geneigt. So entsteht ein grösserer Spalt zwischen Perron und Zug. Während Fussgänger mit einem Schritt den Boden erreichen, muss sich der Spitzensportler beinahe fallen lassen und prallt mit seinem Rollstuhl nicht ganz so sanft auf den Beton.
Besser sieht es in der Talstation der neuen Gondelbahn aus. Ein Lift ersetzt die Treppe, neben dem Drehkreuz gibt es einen breiten Durchgang für Rollstuhlfahrer. Ein weiterer Pluspunkt: das Behinderten-WC. «Das ist für manchen Rollstuhlfahrer gut zu wissen», erklärt Heinz Frei. Ebenso die breiten Türen der Gondeln. Die Betreiber können die Gondeln in der Station zudem etwas abbremsen, so haben Rollstuhlfahrer mehr Zeit für den Einstieg.
Auch in der Bergstation lauern noch keine Hindernisse. «Gipfelstürmerin» Andrea Glässel dokumentiert die Reise und notiert jedes Detail. Nach welchen Kriterien beurteilt sie? «Ich schaue nach Schwellen, ob die Durchgänge breit genug sind oder ob die Fenster in der Gondel auch einem Rollstuhlfahrer eine gute Aussicht bieten.»
Und wie lautet das Fazit? «Die Bahn ist hervorragend», sagt Initiant René Wildi. Auch die Aktivitätenmöglichkeiten auf dem Weissenstein überzeugen das Team. Mehrere Wege seien gut präpariert und breit genug. So könne auch ein Rollstuhlfahrer auf dem Berg verweilen. Das Restaurant bewerten die Prüfer als weiteren Pluspunkt. Der eine Zugang zum Gebäude ist viel zu steil. Der zweite stellt für Rollstuhlfahrer kein Problem dar.
Vor dem Kurhaus parken aber einige Autos. «Wenn zu viele Fahrzeuge hier stehen, kommt man mit dem Rollstuhl nicht mehr durch», so Wildi. Auf der Terrasse angekommen, sind es Details, die die «Gipfelstürmer» stören. Das Fernglas und Panoramatafeln sind für Rollstuhlfahrer zu hoch angebracht. Heinz Frei muss sich entweder aufstützen, um über die Tafeln zu blicken, oder unten durchspähen, um die Alpen zu sehen. Damit könne er aber gut leben. «Ich bin positiv überrascht von der Rollstuhlgängigkeit auf meinem Hausberg», so der Spitzensportler.
Er habe nichts auszusetzen. Auch wenn es im Kurhaus nur ein Behinderten-WC auf der Damentoilette gibt. Oder eine Schwelle vor dem Eingang zum Restaurant Hilfe erfordert. «Hier oben kann einem einfach das Herz aufgehen», so der Etziker. Auf dem Gipfel angekommen, könne man feststellen: «Wir haben es einfach schön hier.»