Kanton Solothurn
Wie im Tierheim mit der Hitze umgegangen wird ++ Sommertipps für Haustiere

Die Hitzewelle macht Mensch und Tier zu schaffen. Wie passen die Mitarbeiter von Tierheimen ihren Tagesablauf an die erhöhten Temperaturen an? Zudem gibt es Tipps vom Tierdörfli Olten, damit Tierhalter mit ihren Lieblingen gut durch den Sommer kommen.

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Anders als Hunde hecheln Katzen nur selten.

Anders als Hunde hecheln Katzen nur selten.

Sandra Ardizzone

«Wir haben sehr angenehme Innentemperaturen», sagt Susanne Klein, Leiterin des Tierdörfli Olten in Wangen bei Olten. Die Tiere, die im Aussenbereich wohnen, hätten alle Schatten durch Bäume zur Verfügung.

Derzeit leben rund 350 Tiere im Tierheim. Es sei immer voll, fügt Klein an. Wegen der Hitze wird der Tagesablauf etwas angepasst. Weil es für die Hunde den Tag hindurch zu heiss zum Spazieren ist, «verschieben wir den Spaziergang auf den Morgen», erklärt Klein. Am Nachmittag gehen die Mitarbeiter nur kurz raus. «Vielleicht zum Bach in der Nähe. Da können sich die Hunde abkühlen.»

Zudem gibt es im Tierheim selbst ein Becken, in das die Hunde springen dürfen, bevor sie zurück in ihre Unterkünfte zurückkehren. Zu fressen gibt es weiterhin drei Mal am Tag. Wichtig ist, dass die Hunde und anderen Tiere im Tierdörfli viel Wasser zur Verfügung haben.

Die Mitarbeiter duschen zwischendurch, um sich abzukühlen. (ldu)

Und nun noch ein paar Sommertipps für Haustiere vom Tierdörfli Olten

Kaninchen, Meerschweinchen & Co.

Kaninchen und Meerschweinchen bevorzugen gemässigte Temperaturen um die 14 bis 18 Grad und vertragen grosse Hitze nur bedingt. Im Gegensatz zu uns können die Tiere nämlich nicht schwitzen. Leicht kommt es zu einer Überhitzung, die für Hoppler und Nager schnell lebensbedrohlich werden kann.

Da sie leicht einen Hitzschlag erleiden können, wenn sie der prallen Sonne ausgesetzt sind, benötigen Kaninchen und Nager unbedingt genügend schattige Bereiche. Im Freigehege dienen Bäume oder Sträucher als ideale Schattenspender. Aber Achtung: Der Sonnenstand ändert sich im Laufe des Tages, so dass ein Käfig, der morgens im Schatten steht, bereits am Nachmittag möglicherweise in der Sonne brutzelt.

Betonröhren oder Keramikhäuser sind ebenfalls willkommene Rückzugs- und Schutzzonen, da sie auch bei starker Sonnenbestrahlung innen eine angenehme Temperatur halten. Zudem werden kühle Unterlagen wie z.B. Steinplatten oder Fliesen geschätzt, auf die man sich legen kann um über die Körperoberfläche Wärme abzuführen. Auch umgedrehte Blumenuntersetzer mit Kühlakkus darunter und einem Handtuch darüber sorgen für Erfrischung.

Hamster kann man mit einem Sandplatz eine Freude bereiten. Kleiner Tipp: Wenn man den Sand vorher in den Kühlschrank stellt, erfüllt er seine kühlende Wirkung übrigens besonders effizient.

Käfige in der Wohnung müssen vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein, da die Tiere keine Chance zum Ausweichen haben. Eine Überhitzung in der Wohnung kann man durch heruntergelassene Rollläden verhindern. Sollte man keine Jalousien haben, kann man notfalls auch mit Handtüchern oder Ähnlichem verdunkeln.

Bei der Innenhaltung wird ferner geraten über eine Hälfte des Käfigs ein feuchtes Hand- oder Leintuch zu legen. Die Feuchtigkeit verdunstet und unter dem Tuch wird es kühler. Das Tuch kann zwischendurch erneut mit einer Sprühflasche befeuchtet werden.

Bei sehr heissen Temperaturen kann man übrigens die Tiere mit feuchten Tüchern abreiben. Von Kaninchen wird ausserdem das Befeuchten der Ohren als angenehm empfunden.

Man kann den Nagern auch auf ganz einfache Art und Weise eine „Klimaanlage“ zur Verfügung stellen, indem man eine Plastikflasche mit Wasser füllt und diese ins Eisfach stellt. Sobald sie gefroren ist, wickelt man die Flasche in ein trockenes Handtuch und legt sie den Kaninchen oder Meerschweinchen ins Gehege, so dass die Tiere sich bei Bedarf zum Abkühlen danebenlegen können. In Freigehegen kann man auch mit dem Abspritzen des Bodens für etwas Erfrischung sorgen.

Trinkwasser muss reichlich angeboten werden, möglichst in Näpfen oder flachen Schalen, da viele Tiere bei Hitze gerne Ohren oder Füsse darin eintauchen. Damit sich keine Keime im Wasser vermehren, muss das Wasser mehrmals täglich gewechselt werden.

Im Sommer muss man des Weiteren verstärkt auf die Hygiene achten. Das heisst: Futterreste müssen regelmässig aus den Ausläufen entfernt werden, so dass keine Fliegen angelockt werden. Am besten füttert man öfters kleinere, dafür aber frische Mahlzeiten.

Eine regelmässige Kontrolle des Fells und der Afterregion auf Kotrückstände oder Fliegenmaden, die sich bei sommerlichen Temperaturen gerne in unseren pelzigen Freunden ansiedeln, ist empfehlenswert.

Katzen

Katzen lieben es, sich im Sommer von der Sonne den Pelz wärmen zu lassen. Zu grosse Hitze ist aber auch für sie unangenehm, können sie doch nur begrenzt schwitzen. Anders als Hunde hecheln Katzen nur selten: Erst bei stärkerem Schwitzen versuchen sie über das Hecheln Verdunstungskälte zu erzeugen. Zusätzlich verschaffen sie sich durch intensives Putzen (dadurch feuchten sie ihr Fell mit Speichel) Kühlung.

Unsere geliebten Samtpfoten schränken ihre Aktivitäten in der Hitze deutlich ein und werden regelrecht träge. Dies sollte bei der Futterzubereitung berücksichtigt werden, denn bei Hitze benötigen Katzen weniger Nahrung als üblich, da sie aufgrund ihrer eingeschränkten Aktivität weniger Kalorien verbrennen. Die Gabe von mehreren kleinen Portionen macht hier durchaus Sinn.

Katzen sind grundsätzlich trinkfaul. Dagegen hilft es, mehrere Wasserschalen, die über die ganze Wohnung oder das Haus verteilt sind, aufzustellen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Mieze beim Vorgehen etwas zu sich nimmt.

Selbstverständlich dürfen auch bei Katzen angenehme und kühle Schattenplätzchen nicht fehlen. Während sich Freigänger diese in der Regel auf eigene Faust im Gebüsch oder unter Gartenmöbeln suchen, sollte bei Wohnungskatzen etwa darauf geachtet werden, dass der Balkon genügend beschattet ist. In der Wohnung sind kühle Oberflächen wie Fliesenböden in Bad oder Küche zum Entspannen oder gar ein Waschbecken oder die Badewanne beliebt.

Für Abkühlung sorgen kann man darüber hinaus mit feuchten Handtüchern, das man als Liegefläche anbietet, oder beispielsweise auch einer Packung gefrorener Erbsen, die man in ein Handtuch einwickelt und ins Körbchen gibt. Im Gegensatz zu Hunden, halten viele Miezen nicht besonders viel vom Baden. Was sie aber oft als angenehm empfinden, ist das Streicheln mit angefeuchteten Händen.

Achtung! Auch Katzen können bei direkter Sonneneinstrahlung Sonnenbrand bekommen, besonders gefährdet dafür sind Katzen mit weissem Fell. Betroffen sind oft Stellen im Gesicht und an den Ohren, an denen das Fell gegebenenfalls etwas weniger dicht ist. Hat man eine Samtpfote mit hellem Fell sollte man ihre Ohren und den Nasenbereich mit einem nicht parfümierten Sunblocker (für Babys) eincremen.

Bei Langhaarkatzen empfiehlt sich im Sommer tägliches Bürsten, um ausgefallene Haare zu entfernen und Verfilzungen zu vermeiden. Dank mehr Luft kommt es zu weniger Überhitzung.

Hunde

Da Hunde nur an den Pfoten Schweissdrüsen besitzen, können sie ihre Körpertemperatur nicht wie wir Menschen über Schwitzen regulieren. Die Temperaturregelung erfolgt somit ausschliesslich über das Hecheln. Dabei atmen Hunde flach und schnell über die Nase ein, und über das Maul wieder aus – die Luft, die dabei ausgeströmt wird, sorgt für Verdunstungskälte und unterstützt den Wärmeaustausch. Je mehr ein Hund hecheln muss, desto mehr Wasser braucht er, um seine Zunge und seine Schleimhäute feucht halten zu können.

Um den erhöhten Flüssigkeitsbedarf bei sommerlichen Temperaturen auszugleichen, empfiehlt es sich, immer etwas frisches Wasser für den Vierbeiner bereitzuhalten und darauf zu achten, dass er regelmässig trinkt. Weil sich Keime an der prallen Sonne rasch vermehren können, ist es von Vorteil, wenn man das Wasser mehrmals täglich wechselt. Auf Spazierrunden sollte man immer eine Wasserflasche dabei haben und dem Hund regelmässig etwas anbieten.

Es empfiehlt sich, Spaziergänge und Beschäftigungseinheiten in der heissen Jahreszeit unbedingt auf die frühen Morgen- und späten Abendstunden zu verlegen, wenn die Temperaturen gemässigter sind. Anstrengende sportliche Aktivitäten wie Joggen oder das Laufen am Fahrrad sind bei sommerlicher Hitze tabu.

Achten Sie darauf, dass Sie bei Exkursionen immer ausreichend Wasser bei sich haben und legen Sie regelmässige Pausen an einem schattigen Plätzchen ein. Besonders ältere Hunde brauchen Abkühlungs- und Ruhephasen.

Wir schuhtragenden Zweibeiner scheinen oft zu vergessen, dass der geteerte Bodenbelag von Strassen durch die Sonneneinstrahlung extrem heiss werden kann. Schon bei einer Lufttemperatur von rund 25 Grad kann sich der Asphalt auf bis zu 50 Grad aufheizen. Die Folge für die Vierbeiner sind Verbrennungen an den Pfoten und bei kleinen Hunden sogar am Bauch.

Wenn man sich nicht sicher ist, ob der Untergrund die Pfoten des Vierbeiner verletzen könnte, kann der 5-Sekunden-Test helfen: Einfach den Handrücken fünf Sekunden lang auf den Asphalt legen. Wenn es nicht schmerzt, ist es auch für den Vierbeiner erträglich. Ansonsten ist es ratsam auf Wiesen oder erdige Böden auszuweichen.

Lange Autofahrten können dem Hund zu schaffen machen, da es im Auto schnell warm wird. Zugluft durch geöffnete Fenster sollte allerdings vermieten werden, da sich unsere Vierbeiner dabei schnell eine Bindehautentzündung zuziehen können. Besser ist es, die Klimaanlage anzuschalten.

Lassen Sie Ihren Hund niemals allein im Auto, auch nicht für wenige Minuten! Selbst wenn das Fahrzeug im Schatten abgestellt und die Fenster einen spaltbreit offen sind, kann die Temperatur im Auto innert kürzester Zeit auf 60° bis 100° ansteigen und so zur tödlichen Falle für den Hund werden. Sauerstoffmangel, Übelkeit, Kreislaufprobleme und Kreislaufversagen führen im schlimmsten Fall zum Tod des Tieres.

Passanten, die an einem heissen Tag einen Hund allein in einem geschlossenen Wagen bemerken, sollten so schnell wie möglich versuchen, den Fahrer ausfindig zu machen. Lassen Sie ihn z.B. in einem Supermarkt oder Einkaufszentrum über den Kundendienst ausrufen. Gelingt das nicht, muss umgehend die Polizei alarmiert werden. Kann die Polizei nicht rechtzeitig vor Ort sein, darf, soweit erforderlich, sogar die Scheibe eingeschlagen werden. Ein Besitzer, der sein Tier im überhitzten Fahrzeug zurücklässt, macht sich der Vernachlässigung und der Tierquälerei strafbar und muss mit einer Anzeige rechnen.

Hunde gehen es bei hohen Temperaturen gerne etwas ruhiger an. Die Futtermenge muss deshalb unbedingt der Aktivität des Hundes angepasst werden. Grosse Nahrungsportionen lassen sich bei grosser Hitze ohnehin schwer verdauen. Besser ist es kleine Portionen zu verfüttern.

Wie wir Menschen auch, sind einige unserer Vierbeiner richtige Wasserratten. Eine willkommene Abwechslung an heissen Tagen ist deshalb ein Bad im Fluss, im See oder im Kinderplanschbecken. Ist ihr Hund eher wasserscheu, dann sollte man das akzeptieren und ihn zu nichts zwingen.

Hunde mit langem Fell kann man an heissen Tagen ein wenig Erleichterung verschaffen, indem man sie regelmässig bürstet. So gelangt kühlende Luft an die Haut. Viele Fellnasen, besonders jene mit langem und dickem Fell, finden auch Gefallen an einer Sommerfrisur. Achtung: Das Fell von Rassen, welches als Sonn- und Hitzeschutz dient, sollte man besser nicht kürzen.

Auch Hunde können einen Sonnenbrand bekommen. Ist der Hund empfindlich oder sehr hell, empfiehlt es sich auf Nasenspitze, Ohren und anderen freiliegenden Körperstellen Babysonnencreme aufzutragen.

Sonderfall: Kurzschnauze

Hunde mit zuchtbedingten verkürzten Nasen, wie zum Beispiel Bulldoggen, Möpse und Pekinesen sind in der Hitze besonders gefährdet. Im Vergleich zu langnasigen Hunden ist ihre Atmung eingeschränkt, weshalb die Thermoregulation schlechter funktioniert.

Ziervögel

Auf Ziervögel wirkt Licht anregend und sie geniessen gerne ein Sonnenbad. Allerdings darf man sie nicht stundenlang in der prallen Sonne ausharren lassen, sonst können sie einen Hitzschlag erleiden. Es sollte unbedingt ein schattiger Bereich im Käfig oder der Voliere vorhanden sein, in den sich die Tiere zurückziehen können, wenn es ihnen zu warm wird.

Obwohl Haustiere wie Vögel auf frische Luft angewiesen sind, sollten Käfige und Volieren nie im Durchzug stehen, da sonst Erkältungsgefahr droht.

Ausreichend Trink- sowie Badewasser, in dem sich Wellensittiche, Kanarienvögel und Co. bei Bedarf ein wenig abkühlen können, muss unbedingt zur Verfügung stehen. Manche Vögel mögen übrigens auch eine leichte Dusche mit einer Sprühflasche.

Flüssigkeitshaltige Frischkost wird in der heissen Jahreszeit ebenfalls gern genommen. Idealerweise gibt man Ziervögeln an Hitzetagen zweimal täglich kleine Portionen Frischkost wie beispielsweise Salatgurken.

Damit unsere gefiederten Mitbewohner trotz langer Helligkeit mindestens zehn Stunden Schlaf pro Nacht bekommen, ist es sinnvoll, den Raum an hellen Sommerabenden abzudunkeln. (mgt)