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Kanton Solothurn
Es wird immer schwieriger geeigneten Nachwuchs für die Polizei zu finden. Sollen stattdessen Ausländer in die Polizeikorps aufgenommen werden? Tatsächlich ist dies jedoch fraglich, ob es die Glaubwürdigkeit von Polizeiorganen stärken würde.
«Stopp, Polizei. Gute Frau, Ihre Stirnfransen nehmen Ihnen die Sicht. Sie gefährden die Verkehrssicherheit. Kostet 100 Franken.» Frau Meier vom Rötiquai ärgert sich masslos. Nicht über die Busse. Es ist der Dialekt des Gesetzeshüters: In Tinnitus-auslösendem Ostschweizer Dialekt wird sie mitten in Solothurn zurechtgewiesen. Wenn es wenigstens ein Einheimischer gewesen wäre. Dabei hat Frau Meier noch Glück gehabt. Man stelle sich vor, der Polizist hätte mit einem exotischen Akzent gesprochen, hätte einen italienischen Pass gehabt und wäre ... womöglich gar noch schwarz gewesen.
Ausländer als Schweizer Polizisten: Ein Thema mit hör- und spürbar knisterndem Emotionsfaktor. Die Meinungen in der Bevölkerung reichen von «absolut inakzeptabel!» bis «wo liegt letztlich der Unterschied?» Da fliegt also gehörig Zunder durch die Luft. Die «alte» Solothurner Regierung zeigte sich in dieser Frage überraschend weltoffen und wollte wissen, woher der Wind tatsächlich weht. Um dies herauszufinden, existiert hierzulande bekanntlich ein erprobtes Mittel – die Vernehmlassung. Nachdem Parteien und (Schweizer) Polizisten vernommen wurden, ist klar: Man ist der Meinung, lassen wir es. Die «neue» Regierung wird demnach diesen Punkt getrost von der Traktandenliste streichen können. Ein Fall vielleicht für die übernächste Regierung. Denn so völlig vom Tisch wird die Diskussion damit nicht sein, wie ein Blick über die Solothurner Grenzen hinaus zeigt. Dass im Multikulti-Kanton Basel-Stadt oder bei den légèreren Welschen bereits uniformierte Ausländer das Gewaltmonopol des Staates umsetzen dürfen, überrascht vielleicht weniger, doch selbst im Rütlischwur-Kanton Schwyz sagen mittlerweile «fremde Fötzel» den Einheimischen, was Recht und Ordnung ist (notabene seit zehn Jahren).
Hätten wir genügend motivierte, fähige und belastbare Eidgenossen, welche die Polizeiarbeit zu ihrem Traumberuf machen wollten, käme eine Zulassung ohne Schweizer Bürgerrecht kaum aufs Tapet. Doch aus dem Traumberuf ist ein Albtraumberuf geworden, wie diese Woche den Medien zu entnehmen war. Die Angst soll in Zürich den Polizisten ganz gewaltig in den Knochen sitzen. Sie wagen sich angeblich nicht mehr alleine auf Strasse. Das muss man sich einmal vorstellen. Aus den Jägern sind Gejagte geworden. Der viel zitierte Freund und Helfer ist zum Buhmann und zur Zielscheibe von respektlosen Elementen geworden.
Eine ganz üble Entwicklung. Wo führt das noch hin, wenn Junkies, Kleinkriminelle und Besoffene die Ordnungshüter als Freiwild betrachten? Wohl nicht gerade in den Vorhof der Hölle, aber doch in die Grenzzone der Anarchie. Derartigen Entwicklungen muss im Ansatz Einhalt geboten werden. Relativierungen, wie Geringschätzungen von Autoritäten seien ein allgemeines Phänomen, kommen einer Bankrotterklärung gleich. Die Durchsetzung von Ruhe, Recht und Ordnung von Staates wegen, zeichnet unser Gesellschaftssystem aus und hat viel mit Lebensqualität zu tun. In diesem Kontext ist es tatsächlich fraglich, ob mit der Aufnahme von Ausländern in die Schweizer Korps die Glaubwürdigkeit, die Akzeptanz und letztlich der Respekt vor unseren Polizeiorganen gestärkt wird. Wie wärs jedoch mit vermehrter internationaler Zusammenarbeit hier vor Ort. Die Zürcher Polizei hat gute Erfahrungen mit nigerianischen Kollegen in der Drogenszene gemacht. Diese gemeinsamen Auftritte in der Limmatstadt könnten beispielhaft sein.
In einer komplett vernetzten, latent unruhigen Welt brauchen wir auch im Kanton Solothurn gute Polizisten, möglichst die besten. Auch mal solche, die nicht bloss händchenhaltend unterwegs sind. Unter dem Strich geht es deshalb in erster Linie darum, den Beruf nicht weiter zu schwächen, ihn für den Nachwuchs attraktiv zu halten und die Gesetzeshüter ungeachtet ihrer «Stopp, Polizei»-Aufgaben dennoch als wichtiges Glied in unserem Rechtsstaat zu respektieren.