Kanton Solothurn
Was Alleen entlang von Kantonsstrassen bringen könnten – und was eben nicht

Sollen Baumalleen entlang von Kantonsstrassen gefördert werden, weil das einen Beitrag zur Reduktion der CO2-Konzentration und der Schadstoffbelastung leisten würde? Aus diesem Grund zwar kaum, antwortet der Regierungsrat auf eine fraktionsübergreifende Anfrage aus dem Kantonsrat, dennoch zeigt man sich dem Anliegen gegenüber aber offen.

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Sollen Baumalleen entlang der Kantonsstrasse gefördert werden? (Symbolbild)

Sollen Baumalleen entlang der Kantonsstrasse gefördert werden? (Symbolbild)

Aargauer Zeitung

Der Kanton wirke zum Beispiel im Prozess der Ortsplanung darauf hin, dass die Gemeinden der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum vermehrt Beachtung schenken. Dazu könnten auch Baumpflanzungen wertvolle Beiträge leisten. Weiter wird etwa auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, finanzielle Beiträge aus dem Natur- und Heimatschutzfonds an das Pflanzgut für neue Alleen zu entrichten. Dass man im Kanton durchaus auf die Bedeutung von Baumalleen sensibilisiert ist, zeigt sich etwa auch darin, dass die Lindenallee in Balsthal bereits 1945 erstmals per Regierungsbeschluss unter Schutz gestellt wurde.

Der Regierungsrat pflichtet den Anfragestellern auch darin bei, dass Baumalleen während der Sommermonate durch die Schatteneinwirkung eine gewisse Schutzwirkung für ältere Strassenbeläge haben können. Nämlich indem bei weniger Hitze die im Asphalt enthaltenen Bindemittel durch die Radlasten weniger ausgepresst werden und so das sogenannte «Schwitzen» des Strassenbelags vermieden oder vermindert wird.

Einen allzu grossen öko­lo­gischen Nutzen dürfte man sich allerdings nicht davon versprechen, wenn nun vermehrt Baumalleen gepflanzt würden. Namentlich nicht, was die CO2-Konzentration betrifft. Wohl entzieht jeder Baum – unabhängig vom Standort – der Atmosphäre im Durchschnitt 10 Kilogramm Co2 pro Jahr. Messtechnisch würde jedoch die durch Alleebäume induzierte örtliche CO2-Reduktion nicht nachweisbar sein, zerschlägt die Antwort der Regierung hier die Hoffnungen. Auch für die Reduktion der Feinstaubbelastung würden mehr Alleebäume kaum etwas bringen.

Durch Strassenverkehr verursachter Feinstaub wird von den Motoren ausgestossen oder entsteht durch den Abrieb von Pneus und Bremsen. Die Verfrachtung des Feinstaubs durch den Fahrtwind der Fahrzeuge wird durch Baumkronen einige Meter über der Fahrbahn nicht reduziert. Auch die durch Verbrennungsmotoren erzeugte Stickstoffbelastung werde durch Baumalleen nicht reduziert, so der Regierungsrat weiter.

Was hingegen zu sagen ist: Mehr Baumalleen könnten je nach Alter, Baumartenzusammensetzung und Lage durchaus einen positiven Einfluss auf die Biodiversität entlang von Kantonsstrassen haben. Die Antwort der Regierung nennt hier als Beispiel an Landwirtschaftsland grenzende Alleen, wo die Bäume als Sitzwarte oder Horstbäume für Greifvögel dienen könnten, die zur Freude der Landwirte die Mäusebestände reduzieren. Es sei davon auszugehen, dass «solche Baumalleen generell eine ausgleichende Funktion im Naturhaushalt ausüben», so der Regierungsrat.

Zumindest spricht also nichts gegen die Realisierung von Baumalleen entlang von Kantonsstrassen, auch die gesetz­lichen Grundlagen nicht. Angepasste Grenzabstände gegenüber üblicherweise 2 (städtische Verhältnisse) oder 3 Metern (ländlich) zum Strassenrand könnten im Rahmen von Erschliessungsplanverfahren angepasst werden. (mou)