Entlöhnung
Solothurner Spitäler wollen neues Lohnsystem – Menge an Behandlungen sollen keine Rolle mehr spielen

Spital-Kaderärzte verdienen oft vor allem an der Behandlung von Zusatzversicherten und Privatpatienten viel Geld. Die Solothurner Spitäler möchten dieses Lohnsystem ändern, weil es falsche Anreize setzt. Dagegen gibt es bei Ärzten Widerstand.

Lucien Fluri
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Der Regierungsrat möchte das heutige Lohnsystem abschaffen. (Symbolbild)

Der Regierungsrat möchte das heutige Lohnsystem abschaffen. (Symbolbild)

KEYSTONE/GAETAN BALLY

Ungewohnt deutliche Worte hat der Solothurner Regierungsrat gewählt, als er sich am Montag zum Lohnsystem an den Solothurner Spitälern äusserste und dabei bekannt machte, dass der bestbezahlte Arzt an der kantonseigenen Spitäler-AG insgesamt 887'000 Franken verdient. Das heutige Lohnsystem sei abzuschaffen, wurde der Regierungsrat ziemlich deutlich.

Die Höhe des Lohnes kritisierte man im Rathaus zwar nicht, aber die Art wie er zustande kommt. Denn Spital-Kaderärzte erhalten zusätzlich zum Grundlohn Honorare, wenn sie Patienten in ihrer Privatpraxis (bis zu 510'000 Franken) oder Zusatzversicherte im stationären Bereich behandeln (max. 296'000 Franken). Dieses System setze falsche Anreize, findet der Regierungsrat. Denn wer mehr Patienten behandelt, erhält nach dem heutigen System auch mehr Geld. Es sei deshalb begrüssenswert, schreibt der Regierungsrat, dass die Solothurner Spitäler neue Anstellungsbedingungen ohne Honorarzahlungen ausarbeiteten.

Ärzte wehren sich juristisch

Tatsächlich ist bei den Solothurner Spitälern (soH) ein neues Lohnmodell ausgearbeitet worden, das vor der Einführung steht. Dies bestätigt Martin Häusermann, CEO der soH. Das neue Entschädigungssystem soll das bisherige Honorarsystem ablösen. Genaue Details will Häusermann noch nicht nennen.

Martin Häusermann, CEO der Solothurner Spitäler AG (soH) «Finanzielle Anreize dürfen keine Rolle spielen.»

Martin Häusermann, CEO der Solothurner Spitäler AG (soH) «Finanzielle Anreize dürfen keine Rolle spielen.»

Kenneth Nars

Bereits bekannt ist: Nach wie vor soll der Lohn der Ärzte einen variablen Anteil beinhalten, der jedoch kleiner ist als heute und nicht mehr mit der Menge an Behandlungen zusammenhängt. Grössen wie die absolute Zahl behandelter Patienten sollen für die Höhe der Entschädigung künftig keine Rolle mehr spielen, dafür aber Faktoren wie die Effizienz oder die Qualität. Zum Vorwurf, das heutige System setze falsche Anreize, hatte Häusermann bereits 2017 in einem Interview mit dieser Zeitung betont: «Solche finanziellen Anreize dürfen keinen Platz haben.»

Ganz einfach ist es jedoch offenbar nicht, das über Jahrzehnte und in vielen Schweizer Spitälern etablierte heutige Lohnsystem zu ändern. Häusermann bestätigt Informationen dieser Zeitung, dass sich einzelne Ärzte juristisch gegen die Einführung des neuen Lohnsystems wehren. Klar ist jedoch: Wehren können sich nur bereits heute angestellte Ärzte. Neue Ärzte an den Solothurner Spitälern würden schon jetzt nur noch nach dem neuen System angestellt, erklärt Martin Häusermann.

Frühere Versuche gescheitert

Dass sich Ärzte gegen ein neues Lohnsystem zur Wehr setzen, geschieht nicht zum ersten Mal. Es war schon bei früheren Versuchen der soH, das Lohnsystem zu ändern, der Fall. Und bereits 1992 hatte der Solothurner Regierungsrat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die das Entschädigungssystem an den staatseigenen Spitälern überprüfen sollte. Folgen hatte dies nie: Der Regierungsrat liess das Projekt versanden. Ganz anders heute: Der bürgerliche Regierungsrat kann sich inzwischen sogar eine Lohndeckelung vorstellen.