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Kanton Solothurn
Wir haben für jeden Monat eine regionale Geschichte rausgepickt, welche unsere Leserinnen und Leser 2017 besonders interessiert hat. Darunter sind politische Aufreger, Geschichten von aussergewöhnlichen Menschen, aber auch Skurriles. Im Februar: Nach vier Monaten als Einsiedler in der Verenaschlucht bei Solothurn spricht Michael Daum erstmals.
Medialen Besuch in der Verenaschlucht nimmt der neue Einsiedler nicht entgegen. Seit seinem Start am 1. Oktober 2016 gab es wie von Michael Daum gewünscht keine Interview-Möglichkeiten mehr. Selbst anlässlich der 100 Tage im Amt wurden die Medienschaffenden nicht in der Einsiedelei für Interviews und Fotos zugelassen. Stattdessen erzählte der Deutsche am Mittwoch an einer Medienkonferenz im Saal der Bürgergemeinde Solothurn, wie es ihm bisher ergangen ist. Einige Fotos von ihm bei seiner Arbeit wurden auf CD abgegeben.
Bevor es aber überhaupt etwas zu hören gab, wurde erst einmal geschwiegen. Michael Daum liess eine Klangschale erklingen und verordnete den Medienvertretern gleich mal zwei Minuten Ruhe und Stille.
Nach dem Moment der Besinnung begann Bürgergemeindepräsident Sergio Wyniger: «Wir sind sehr zufrieden mit unserem neuen Einsiedler». Die herausfordernde Zeit Herbstferien und Weihnachten habe er mit Bravour gemeistert. «Wir haben den richtigen Mann gefunden», stellte Wyniger zufrieden fest.
Und auch Michael Daum fühlt sich wohl hier. «Ich fühle mich mit diesem Ort schon sehr verbunden», wie er ausführte. Vor zwei Wochen hat er seine Wohnung in Deutschland ganz aufgelöst und alles verschenkt. «Ich bin jetzt in der Verenaschlucht zu Hause.»
Daum beschrieb seinen Tagesablauf, der vorwiegend aus verschiedenen Hauswart- und Gartenarbeiten, sowie dem Unterhalt der Kapelle besteht. Jeden Montag hat er seinen freien Tag, ansonsten ist er in der Verenaschlucht und in seiner Klause anzutreffen. Was er zu seiner neuen Wohnung zu sagen hat:
Der Deutsche sieht sich als normaler Bürger – so geht er auch selbst in die Stadt zum Einkaufen.
Im Winter ist es kalt und feucht in der Tiefe der Verenaschlucht. Besucher kommen zwar trotzdem, doch ist es nicht einsam?
Im Vergleich zu seiner Vorgängerin Schwester Benedikta, die mehrmals im Fernsehen zu sehen war, sucht Michael Daum nicht die Öffentlichkeit. Der Einsiedler reagiert empfindlich, würde man ihn ohne seine Erlaubnis in der Schlucht filmen oder fotografieren.
Der frühere Polizist will, dass die Einsiedelei für die Menschen wieder zum Ort der Ruhe und Einkehr wird.
Die Zeitung liegt beim Einsiedler nicht auf den Tisch, ein TV steht auch nicht in der Klause. «Ich habe aber das Gefühl, dass ich das Wichtigste schon recht schnell weiss.»
Bei aller Harmonie, die jetzt in der Verenaschlucht zu herrschen scheint, ist das Areal doch nicht ganz konfliktfrei. Angesprochen auf den weihnachtlichen Glühwein-Verkauf in der Schlucht, welchen Daum damals ziemlich barsch unterband, meinte Wyniger: «Die Bürgergemeinde strebt an, die Verenaschlucht zum Naturschutzgebiet zu erklären, wie das früher schon mal war. Der Regierungsrat muss dies noch bestätigen.»
Bald beginnt in Solothurn die Fasnacht. Da wollten wir natürlich noch wissen, ob der Einsiedler auch daran teilnimmt. Njet, heisst es.
Allerletzte (und nicht unwichtige) Frage: Wie lange gedenkt Michael Daum, in der Verenaschlucht zu bleiben? Für immer?
(ldu/frb)