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46 Kilometer waren am Sonntag in der Region Solothurn-Bucheggberg für den Langsamverkehr reserviert. 23'000 Personen nahmen am slowUp teil. Die Veranstaltung verlief ohne Zwischenfälle.
Muttertag, 9 Uhr: Emsige Helfer auf dem Kreuzackerplatz. Mikrofon-Check. Die ersten Besucher treffen ein. Der Infostand und die Velovermieter sind parat, die Reservationen sind im Vorfeld wie erwartet eingetroffen. Wegen der Steigung im Bucheggberg seien in Solothurn die e-Bikes besonders beliebt, sagt Peter Küttel von Rent-a-Bike. «Sogar die Badewannen gehen gut weg», ergänzt Alexandra Schnyder-Hufschmid, ebenfalls von Rent-a-Bike, und zeigt auf die Cargo-Velos. Fünf «Urban Arrows» stehen bereit. Einer davon ist für diesen SlowUp der unsere.
Zugegeben, das ist die bequeme Variante. Wir liebäugeln seit längerem mit einem Cargo-Velo. Der SlowUp ist die Gelegenheit, auszuprobieren, was in den Niederlanden gang und gäbe ist. Kind und schwangere Mutter vorne rein, der Vater tritt in die Pedalen. Wenigstens ein bisschen. Der Motor wird seines dazu tun.
Ein Stück Zopf, Gipfeli und einen Kaffee gibts vor der Abfahrt am Imbissstand. Die Betreiberin Eva Weber aus Gerlafingen steht seit 6 Uhr früh hier und bereitet vor. Sie ist seit dem ersten SlowUp mit dabei. «Der Event hat mittlerweile Tradition und ist von grosser Bedeutung für Solothurn», beobachtet sie. Fakt sei, dass die Teilnehmerzahl wetterabhängig sei. Tatsächlich hat die Wetterprognose eher schlecht ausgesehen. Deshalb musste bei uns in letzter Minute eine Regenpellerine her. Und das für die ganze Familie. Um auszuschliessen, dass bei starkem Niederschlag das Cargo-Velo seinem Übernamen alle Ehre macht.
«Kein Regen heute», versichert OK-Präsident und Initiant Benno Krämer vehement. Der Geschäftsführer des Vereins SlowUp Solothurn-Buechibärg ist zuversichtlich. «Das Wetter gehört mit zur Organisation», scherzt er, nun sei aller Regen unten. Im Limpachtal mussten angeblich zuvor sämtliche Tafeln erneut angebunden werden, weil es so gestürmt hatte. Nun aber sei die Strecke bereit; 350 Helfer und Helferinnen inklusive Zivilschutz und Feuerwehr stünden im Einsatz.
Wenige Minuten fehlen zum Countdown. Auch Jürgen Hofer, Direktor von Solothurn Tourismus, wartet auf den Start. Er wird zusammen mit Beat Stähli, Präsident des Vereins SlowUp Solothurn-Buechibärg die Tour fahren. «Der SlowUp ist einer der regionalen Anlässe, der am meisten Leute mobilisiert», weiss er. «Man nimmt mit Freunden und Familie teil und viele Vereine engagieren sich», so Hofer.
Darüber hinaus bringe der Anlass auch Leute von ausserhalb in die Region, was ein schöner Effekt sei. Dieses Jahr rechnet er mit 20’000 bis 25’000 Besucherinnen und Besucher, also etwa bis zu einem Drittel weniger als vergangenes Jahr. Dies aufgrund des kühlen Wetters. «Der Anlass lebt von warmen Temperaturen.» Ein Punkt des Erfolgsrezeptes: «Für den SlowUp spannen Stadt und Land, also Solothurn und der Bucheggberg, zusammen. Das zeigt, dass man zusammen gehört und findet bei der Bevölkerung Gefallen.»
Ausgerüstet mit einer Decke steigen die Kleine und ich in die Sitzwanne. Die Zweijährige strahlt. Seit dem Vorabend spricht sie vom bevorstehenden Velofahren. Ihr Helm durfte nicht fehlen, sie trägt ihn mit Stolz. «Petrus scheint ein SlowUpper zu sein», ertönt Radio-Moderator Ueli Liggenstorfers Stimme. Und während er Kantonsratspräsidentin Verena Meyer-Burkhard und Finanzdirektor Roland Heim unter anderem auf den Velofahr-Zahn fühlt – beide sind viel mit dem Velo unterwegs und betonen, kein e-Bike fahren zu wollen –, begeben wir uns leicht schwankend zum Start. «Ein Gefühl wie auf einem Boot», höre ich meinen Mann sagen. Ich denke das Gleiche. Fahrtwind kommt auf, die Kleine juchzt vor Freude.
Gegen 23'000 Personen haben am Muttertag am 9. slowUp Solothurn-Buechibärg teilgenommen, heisst es in einer Mitteilung der Veranstalter. Trotz vereinzelten Regenschauern, zeitweise frischen Brisen und bescheidenen Temperaturen habe auf der Strecke und auf den Festplätzen in den Dörfern Hochbetrieb geherrscht. Polizei und Veranstalter zogen am Abend eine positive Bilanz über den Grossanlass.
Die Veranstaltung verlief ohne Zwischenfälle. Die Sanitäts- und Rettungsdienste hatten bis zum offiziellen Schluss um 17 Uhr keine nennenswerten Einsätze zu leisten. Für die Sicherheit auf und neben der Strecke hatten Polizisten, Feuerwehrkräfte, Ambulanzdienste, Zivilschützer, mobile Hausärzte auf E-Bikes und Samariterinnen und Samariter gesorgt. Das Sicherheitsdispositiv, das den motorisierten und nicht-motorisiertem Verkehr trennt, funktionierte reibungslos.
Die Rahmenveranstaltungen in den Gemeinden und Dörfern machen den slowUp Solothurn-Buechibärg jeweils zu einem riesigen Volksfest. Auch dieses Mal lockten über ein Dutzend Festplätze mit kulinarischen, kulturellen und sportlichen Angeboten zum Verweilen.
Für die Veranstalter besonders erfreulich: Die Verbundenheit mit dem slowUp Solothurn-Buechibärg habe bei den Teilnehmenden inzwischen ein überdurchschnittlich hohes Mass erreicht. Mit berechtigtem Stolz erwähnte Benno Krämer am Abend, dass noch nie so viele Solidaritäts-Sticker verkauft wurden wie dieses Jahr. Der freiwilligen Unkostenbeitrag helfe mit, die Veranstaltung finanziell abzusichern. (mgt)