Breast Care Nurse
Sie leistet professionelle Begleitung durch die Angst

Die zur Breast Care Nurse ausgebildete Cornelia Staub steht am Bürgerspital Brustkrebspatientinnen und deren Angehörigen bei.

Daniela Deck
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Die Pflegefachfrau Cornelia Staub absolvierte eine Weiterbildung zur Breast Care Nurse.

Die Pflegefachfrau Cornelia Staub absolvierte eine Weiterbildung zur Breast Care Nurse.

Zur Verfügung gestellt

Mit der Diagnose kommt die Angst. Doch Zeit, den Schock in Ruhe zu verdauen, bleibt bei Brustkrebs nicht. Deshalb bietet das Bürgerspital Solothurn den Betroffenen mit der Breast Care Nurse professionelle Unterstützung an. Cornelia Staub ist jederzeit für die Patientinnen da, erklärt Zusammenhänge, koordiniert Termine und hilft bei organisatorischen Fragen.

Der Kampf gegen Brustkrebs: Regelmässige Kontrollen während des ganzen Lebens

In der Schweiz erkranken nach Angaben der Krebsliga täglich 14 Frauen an Brustkrebs. Entdeckt wird Brustkrebs wie viele andere Krebsarten entweder durch einen Verdacht der Patientin (wenn sie in der Brust einen Knoten ertastet) oder bei einer Routineuntersuchung (Mammografie). Dann wird eine Biopsie (Untersuchung einer Gewebeprobe im Labor) gemacht. Bestätigt sich der Verdacht, folgt innerhalb weniger Tage eine Operation, wobei heute die Brust wenn möglich erhalten bleibt. Amputationen werden nur noch selten gemacht. Je nach Art des Krebses finden in den folgenden Wochen und Monaten drei Behandlungsmethoden Anwendung, einzeln oder in Kombination: Bestrahlung, Chemotherapie und Antihormontherapie. Während der Behandlung und danach bietet das Spital die Patientin regelmässig für Kontrollen auf, anfangs häufig und später in längeren Abständen. Eine jährliche Kontrolle wird in der Regel für den Rest des Lebens beibehalten. (dd)

«Die Patientin steht für mich im Vordergrund», sagt Cornelia Staub. So sehr, dass sie einen Arbeitstag auch einmal spontan verlängert, damit ein Gespräch am Abend stattfinden kann. Telefonisch ist sie für Betroffene jederzeit erreichbar. Von der Eröffnung der Diagnose durch die behandelnde Ärztin bis zur Routinekontrolle Jahre später steht sie den Brustkrebspatientinnen und deren Angehörigen zur Seite.

Kompetent und menschlich

Mit dem Angebot sorgt das Bürgerspital Solothurn nicht nur für eine Professionalisierung in der Betreuung von Brustkrebspatientinnen. Das Spital trägt auch der emotionalen Seite der Krankheit Rechnung. Es ist dies ein Aspekt, bei dem das Gesundheitswesen in den letzten Jahren oft kritisiert wird, nach dem Motto: medizinisch und technisch top, zwischenmenschlich – kaum mehr Zeit. Mit der Schaffung der Vollzeitstelle der Breast Care Nurse letztes Jahr füllt das Spital eine Lücke.

«Mit der Diagnose sind sofort Ängste da und diese sind stark. Die Krankheit selbst ist nur ein Teil der riesigen Belastung, unter der die Patientinnen, ihre Partner, Kinder und Freunde plötzlich stehen», sagt Cornelia Staub. Dazu kommt die Notwendigkeit, den Alltag in kurzer Zeit umstellen zu müssen. Hier nimmt die Breast Care Nurse den Betroffenen eine Last von den Schultern. Sie organisiert Hilfe für Haushalt und Arbeitsplatz, gibt Tipps, wie Kinderbetreuung organisiert und finanzielle Engpässe überbrückt werden können und wo Angehörige psychologische Unterstützung finden, um einige Beispiele zu nennen. Daneben nimmt sie sich die Zeit, die Erklärungen von ärztlicher Seite zu vertiefen und in den individuellen Lebenskontext einzubetten. Dazu gehört die Empfehlung der Sportgruppe für Krebsbetroffene, die sich dienstags zum Training trifft und die finanziell vom Kanton getragen wird.

Expertengespräch: Das Tumorboard

Bei der Krebsbekämpfung arbeitet das Bürgerspital Solothurn eng mit dem Inselspital Bern zusammen. Am Montagvormittag findet jeweils das sogenannte Tumorboard statt. Dabei handelt es sich um eine Videokonferenz der leitenden und behandelnden Ärzte der betroffenen Abteilungen. Im Rahmen des Tumorboards werden unter strikten Datenschutzauflagen alle aktuellen Fälle besprochen. Bei der Besprechung der Brustkrebsfälle im Bürgerspital nimmt auch Breast Care Nurse Cornelia Staub teil. (dd)

Austausch untereinander

Cornelia Staub ist ausgebildete Pflegefachfrau und war viele Jahre auf der Entbindungsstation sowie als Praxisassistentin auf der Gynäkologie tätig. «Individuell unterstützen, beraten und begleiten, das sind Kernkompetenzen von mir. Als mich Franziska Maurer, Chefärztin der Frauenklinik am Solothurner Bürgerspital, 2011 fragte, ob ich mich zur Breast Care Nurse weiterbilden möchte, war ich begeistert», blickt die 46-Jährige zurück. Wie zahlreiche Feedbacks zeigen, werde das Angebot von den Patientinnen sehr geschätzt.

Berufsbegleitend absolvierte Cornelia Staub die Weiterbildung an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der bisher einzigen Bildungsstätte in der Schweiz für Breast Care Nursing. Mit ihren rund 20 Kolleginnen an anderen Spitälern, besonders dem Berner Inselspital, tauscht sie sich durch das Netzwerk für Breast Care Nurses in der Schweiz aus.