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Mit dem «Collège Ousmane Ngom» im Senegal verbindet die Kantonsschule Solothurn eine langjährige Freundschaft. Heuer wurde das zehnjährige Bestehen der Partnerschaft beim Besuch vor Ort gefeiert.
Anfang April stand für den Verein Unos Con Otros (siehe Kasten) wieder die alljährliche Reise in den Senegal an. Wie schon in den zehn vergangenen Jahren, wurde auch 2017 eine Delegation nach Thies geschickt. Die Gruppe, bestehend aus vier Lehrpersonen (Viktor und Sylvia Fröhlicher, Claudia Soller und Büsra Noyan) sowie zwei Schülerinnen (Lisa Schwab und Sophie Deck), verbrachte zehn Tage im Senegal und machte dort viele interessante Erfahrungen.
Am Montag, 10. April, kam die Delegation am Flughafen in Dakar an. Dort wurden sie – trotz später Stunde – mit grossem Enthusiasmus und viel Energie vom Unos Con Otros Senegal empfangen. Es folgte eine lange Busfahrt nach Thies und danach einer der wichtigsten kulturellen Bestandteile Senegals: Essen.
Der Verein Unos Con Otros unterhält seit zehn Jahren eine Partnerschaft zwischen der Kantonsschule Solothurn und dem Collège Ousmane Ngom in Senegal, Thies. Sie wollen sowohl den kulturellen Austausch fördern, als auch die Schule finanziell unterstützen. Jedes Jahr reist eine Delegation aus der Schweiz in den Senegal, um dort gemeinsam mit den Senegalesen an aktuellen Projekten zu arbeiten.
Der Dienstag begann mit einem Ausflug auf den Markt in Begleitung von einigen Schülern. Dort braucht man als Schweizerin und als Schweizer erst mal einen Moment, um sich anzuklimatisieren: Die Strassen sind überfüllt von Menschen, Tieren, Autos und Marktständen und alle hupen und schreien. Alles in allem also ein riesiges Chaos. Die Senegalesinnen und Senegalesen allerdings bleiben dabei völlig entspannt und schlendern ruhig über den Markt.
Gegen Abend schauten alle gemeinsam einen Kurzfilm zum Thema «Teenager-Schwangerschaften», der im Anschluss noch mit den Schülern diskutiert wurde. Am folgenden Morgen durften die Reisenden dann einen Blick in den Unterricht am Collège werfen. Es sind zwar immer noch an die 50 Schülerinnen und Schüler pro Klasse, die allgemeinen Bedingungen wie Unterrichtsmittel, Platz und Sauberkeit haben sich aber enorm verbessert und man merkt Lehrern wie Schülern an, dass sie sehr motiviert sind.
Das wichtigste Ereignis der Reise fand am Samstag statt: Wie jedes Jahr veranstalteten die Senegalesen eine riesige Zeremonie für die Schweizer Delegation. Die ganze Schule war anwesend und die Schüler hatten in verschiedenen Bereichen – wie Theater und Tanz – Auftritte einstudiert. Darauf folgte dann der Sabar, eine traditionelle Tanzveranstaltung, bei der stundenlang zu Trommelmusik getanzt wird.
Am Sonntag stand der Ausflug nach Dakar an, auf den auch einige senegalesische Schüler mitkamen. Zuerst besichtigte die Gruppe die ehemalige Sklaveninsel Gorée. Dies verschaffte einen tiefen Eindruck von den Umständen zu Kolonialzeiten und liess alle noch einmal dankbar dafür sein, dass sich in der Zwischenzeit so viel verändert hat. Im Anschluss wurde das Monument de la Renaissance africaine besichtigt, welches durch seine enorme Grösse auch eine riesige Wirkung hat. Am Abend hatten die senegalesischen Schüler dann noch eine Überraschung parat: Sie hatten ein Lied einstudiert und einen Kuchen gebacken, um das zehnjährige Jubiläum der Partnerschaft zu feiern. Das löste natürlich viel Freude aus und es wurde – wie sollte es auch anders sein – getanzt.
Zwei Tage später wurden im Workshop über Feminismus, der an der Schule stattfand, gemeinsam wichtige Themen angesprochen. Hauptsächlich wurde die Rolle der Frau im Vergleich Schweiz-Senegal diskutiert, aber auch über die Geschlechteridentität wurde gesprochen. Die offene Art, wie im Senegal inzwischen über Themen dieser Art geredet wird, zeugt eindeutig von einem riesigen gesellschaftlichen Fortschritt.
Am Mittwoch, dem letzten Tag, war die Delegation beim Bildungsminister von Thies eingeladen, um dort ihr Projekt vorzustellen. Sie nutzte diese Chance natürlich und traf auf Begeisterung und guten Zuspruch. Es folgte noch die Abschlussbesprechung, bei der unter anderem angekündigt wurde, dass Mitte 2017 eine Delegation aus dem Senegal die Schweiz besuchen wird.
Der Abschied fiel wie immer schwer. Man war sich gegenseitig enorm ans Herz gewachsen und hatte schon begonnen, sich in Senegal zu Hause zu fühlen. Wir stiegen also nach einer langen Verabschiedung schweren Herzens ins Flugzeug und traten die Heimreise an. Nach so einer Erfahrung wird man den Ort wohl für immer vermissen, weil es eben nicht nur Arbeit ist; es ist eine Herzensangelegenheit.