Pädagogische Hochschule
PH will mit neuem Studium den Standort Solothurn stärken

Die Pädagogische Hochschule will die angehenden Sek-I-Lehrer auch in Solothurn ausbilden. Ab Herbst können Studierende der PH einen entsprechenden Lehrgang zur Sek-I-Lehrperson in Solothurn absolvieren.

Elisabeth Seifert
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Die pädagogische Hochschule bietet ab Herbst 2012 einen Sek-I-Lehrgang an.

Die pädagogische Hochschule bietet ab Herbst 2012 einen Sek-I-Lehrgang an.

Oliver Menge

Das gabs bis jetzt noch nie in der Geschichte der Solothurner Lehrerbildung: Mit Beginn des neuen Studienjahres im Herbst 2012 besteht die Möglichkeit, am Standort Solothurn der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz (PH FHNW) die Ausbildung zur Sek-I-Lehrperson zu absolvieren.

Bis jetzt pilgerte ein Grossteil der Solothurner Studierenden, die an einer Abteilung der Sek I unterrichten wollten, nach Bern, einige wenige nach Aarau oder nach Basel. Und zwar sowohl in Zeiten des Lehrerseminars als auch seit Gründung der Pädagogischen Hochschule. Der Kanton Solothurn konzentrierte sich darauf, künftige Primarlehrerinnen und Primarlehrer auszubilden. Das soll sich jetzt ändern.

Abwanderung nach Bern

«Wir stehen in einer Konkurrenzsituation zu den Pädagogischen Hochschulen Zürich, Bern und der Zentralschweiz», begründet Hermann Forneck, Direktor der PH FHNW, den Entscheid der Hochschulleitung die Lehrerbildung in Solothurn auszubauen. Ein Entscheid, der von den vier Parlamenten der Hochschulkantone Aargau, Solothurn, Baselland und Basel-Stadt über die Absegnung des neuen Globalbudgets der Fachhochschule Nordwestschweiz ohne Diskussionen mitgetragen wurde.

Hermann Forneck, Leiter der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz.

Hermann Forneck, Leiter der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz.

Hansjörg Sahli

Ein gewisses Problem sieht die PH FHNW derzeit vor allem in der Abwanderung von Solothurner Studierenden nach Bern. So starten Jahr für Jahr gut 30 künftige Sek-I-Lehrpersonen aus dem Kanton Solothurn ihre Ausbildung im westlichen Nachbarkanton. Hinzu kommen mindestens ebenso viele angehende Vorschul- und Primarschullehrkräfte, die lieber in Bern statt in Solothurn studieren. Ein wesentlicher Grund dafür ist gemäss Hermann Forneck die schweizweit singuläre – und von vielen PHs kritisierte – Konzeption der Primarschulausbildung an der PH Bern. Im Unterschied zu allen anderen Pädagogischen Hochschulen bietet Bern einen Bachelor-Studiengang an, der sowohl für den Unterricht auf der Vorschulstufe als auch der ganzen Primarschule berechtigt.

Die Abwanderung nach Bern kann der PH in Solothurn mit jährlich rund 70 Studienanfängern nicht egal sein kann. Dies, zumal der Kanton Solothurn für sämtliche Studenten, die ausserhalb der PH FHNW studieren, Schulgeld bezahlen muss. Hinzu komme, so Forneck, dass ausgebildete Lehrkräfte häufig dort ihre Lehrtätigkeit aufnehmen, wo sie Studium samt Praktika absolviert haben.

Zwei Abschlüsse in fünf Jahren

Mit der Einführung der Sek-I-Ausbildung in Solothurn wollen die PH-Strategen die Attraktivität des kleinen PH-Standortes generell stärken – und damit die Abwanderung stoppen. Das Sek-I-Studium in Solothurn wird dabei in zwei Varianten angeboten. Zum einen als fünfähriger Studiengang, unterteilt in ein dreijähriges Bachelor- und anschliessendes zweijähriges Master-Studium. Ganz besondere Hoffnungen setzt Hermann Forneck auf die Variante «Zweitstudium». Grundlage für die Sek-I-Ausbildung ist hier das Bachelor-Studium Vorschulstufe/Unterstufe oder Primarstufe (1. bis 6. Klasse). Darauf aufbauend folgt ein zweijähriges Masterstudium Sek I. Forneck: «Auf diese Weise kommen Studierende in fünf Jahren zu zwei Abschlüssen.»

Möglich geworden ist eine solche Studienorganisation durch die Einführung des zweistufigen Studienmodells, sprich das Bologna-System, auf das alle Pädagogische Hochschulen in der Schweiz umgestellt haben. Ist es damit also in sämtlichen PHs in der Schweiz grundsätzlich denkbar, ein solches Angebot zu schaffen, besteht dieses derzeit vor allem an der PH FHNW – in Aarau, Basel und neu auch in Solothurn. «Unsere modular aufgebauten Studiengänge erlauben eine sehr rationelle Studienorganisation», unterstreicht Hochschul-Direktor Forneck.

Zugang vereinfachen

Erfahrungen mit dem Konzept «Zwei Abschlüsse in fünf Jahren» bestehen bislang noch keine. Erst jetzt im Sommer 2012 wird an allen Standorten der PH FHNW der erste Jahrgang sein Bachelor-Studium in einem der beiden Primarschulstudiengänge Vorstufe/Unterstufe oder Primarstufe beenden. «Es ist für uns spannend», so Forneck, «wie viele ausgebildete Primarlehrkräfte im Herbst ihr Studium mit der Masterausbildung Sek I fortsetzen».

Ausgearbeitet habe die PH FHNW das neue Konzept insbesondere aufgrund schweizweit stagnierender Studierendenzahlen auf der Sek-I-Stufe. «Das neue Angebot soll den Zugang zur Sek-I-Ausbildung vereinfachen.». Das auf zwei Jahre konzentrierte Sek-I-Studium dürfe dabei nicht als «Schmalspur-Lösung» missverstanden werden, unterstreicht Forneck. «Indem das Studium auf einem Primarschul-Bachelor aufbaut, kann sich der Masterlehrgang auf den fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Bereich konzentrieren.»

Studium am Freitag und Samstag

Beide Varianten der Sek-I-Ausbildung in Solothurn finden «integriert» statt. Das heisst: Die Studierenden absolvieren an der Pädagogischen Hochschule nicht nur das erziehungswissenschaftliche und fachdidaktische Studium, sondern auch die fachwissenschaftliche Ausbildung. Die Sek-I-Studierenden in Solothurn haben dabei die Wahl unter sechs Fächern: Deutsch, Mathematik, Englisch, Sport, Geografie und Biologie. Studierende der fünfjährigen Sek-I--Ausbildung wählen drei Fächer, beim Zweitstudium Sek I zwei Fächer. Das Angebot mit sechs Fächern ist kleiner als in Aarau oder Basel. Forneck: «Es handelt sich aber um jene Fächer, die von den Studierenden am häufigsten gewählt werden.»

Punkten will die PH in Solothurn ganz besonders mit der stundenplanerischen Organisation des Zweitstudiums Sek I. Anders als in Aarau oder Basel finden hier nämlich sämtliche Lehrveranstaltungen am Freitag und am Samstag statt. Damit richtet sie das Zweitstudium in Solothurn ganz gezielt an Studierende, die neben dem Studium ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. «Die ausgebildeten Primarlehrpersonen können also gleichzeitig unterrichten und nebenbei die Ausbildung zur Sek-I-Lehrperson absolvieren.»